Gesundheitssystem - KKH deckt Millionenbetrug auf

Quelle: Kaufmännische Krankenkasse

Die KKH deckt Betrug in Höhe von 1,6 Millionen Euro im Gesundheitssystem auf. Damit stieg die Summe der Schadensersatzforderungen aus dem Vorjahr von 934.000 Euro deutlich. Insgesamt wurden von der Ermittlungsgruppe der Kaufmännischen Krankenkasse rund 1.400 Betrugsfälle bearbeitet und gegen 629 neuen Fällen gegen Betrüger im Gesundheitswesen ermittelt.

Auch 2012 bleibt das Thema Betrug im Gesundheitssystem ein großes Thema. Bereits im vergangenen Jahr vermeldete die Kaufmännische Krankenkasse Schadenersatzforderungen in Höhe von 934.000 Euro (der Versicherungsbote berichtete: „Krankenkassenbetrug - KKH-Allianz hat knapp eine Million Schaden“). Nun sind es also Schadensersatzforderungen in Höhe von 1,6 Millionen Euro die von der Ermittlungsgruppe der KKH aufgedeckt wurden. Dabei waren rund 1.400 Betrugsfälle in Bearbeitung. „Die Zahlen verdeutlichen, dass sich Betrug im Gesundheitswesen leider nicht auf wenige Einzelfälle reduzieren lässt“, sagte Ingo Kailuweit, Vorstandsvorsitzender der KKH. Laut Chefermittlerin Dina Michels liege die Dunkelziffer bei der Zahl der Betrugsfälle aber deutlich höher.

Die TOP TEN der Betrugsfälle (Fallzahlen in Klammern): 
 



  1. Krankengymnasten/Physiotherapeuten (219)

  2. Ambulante Pflege (84)

  3. Zahnärztliche Leistungen (50)

  4. Ärztliche Leistungen (43)

  5. Apotheke (41)

  6. Orthopädische Hilfsmittel/Sanitätshäuser (31)
  7. 
Fahrkosten (31)
  8. 
Krankenhaus (21)

  9. Ergotherapeuten (18)

  10. Masseure/med. Badebetriebe (12)

Die Bandbreite der Betrugsfälle reicht dabei von gefälschten Rezepten, über nicht erbrachte Behandlungen, bis hin zu abgerechneten stationären Aufenthalten, die nie stattgefunden haben. So kamen im vergangenen Jahr 629 neue Betrugsfälle hinzu.


Nach dem der Bundesgerichtshof im vergangenen Jahr entschied, dass Bestechung und Bestechlichkeit niedergelassener Ärzte nach geltendem Recht de facto straffrei ist, wurden alle Ermittlungen der KKH in diesem Bereich auf Eis gelegt. Im Januar reagierte Gesundheitsminister Daniel Bahr und rief öffentlich den Kampf gegen Betrug und Korruption im Gesundheitswesen aus. Dabei forderte er auch gesetzliche Grundlagen für eine strafrechtliche Verfolgung (der Versicherungsbote berichtete: „Anti-Korruptionsgesetz: Daniel Bahr kämpft gegen korrupte Ärzte“).

Auch KKH-Vorstandschef Kailuweit sieht dringenden Handlungsbedarf: „Wir brauchen ohne Wenn und Aber eine rechtliche Grundlage, die die Ermittlungsbehörden in die Lage versetzt, strafrechtlich gegen Ärzte vorzugehen, die Schmiergeldzahlungen oder sonstige Vorteile empfangen.“. Maßnahmen könnten Bußgelder und Vertragsverbote mit geschädigten Krankenkasse sein, forderte Kailuweit.

Aktuell sind rund 1,8 Millionen Deutsche bei der KKH versichert. Allein deshalb ist die Höhe der Betrugsfälle bei der Kaufmännischen Krankenkasse kritisch zu sehen. Würde man die Summe der Betrugsfälle auf das gesamte Gesundheitswesen hoch rechnen, könnten das mehrere 100 Millionen Euro sein, so Kailuweit.