Laut dem DAK-Gesundheitsreport wird die Diagnose Burnout von Ärzten bei psychischen Belastungen nur selten als Krankschreibung vermerkt. Für Herbert Rebscher, Chef der DAK-Gesundheit, ist Burnout eher eine Art Risikozustand. Für den Report wertete das IGES-Institut im Auftrag der DAK-Gesundheit die Krankschreibungen von 2,7 Millionen Versicherten aus.
Psychische Belastungen sind die Hauptursache für frühzeitiges Ausscheiden aus dem Beruf. Zahlen des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) zeigen, dass bei 41 Prozent derjenigen, die 2011 erstmalig eine Erwerbsminderungsrente erhielten (etwa 180.000 Menschen), psychische Belastungen die Ursache einer verminderten oder dauerhaften Erwerbsunfähigkeit waren. Laut aktuellem DAK-Gesundheitsreport haben sich zwischen 1997 und 2012 die Fehltage durch Depressionen und andere psychische Krankheiten mehr als verdoppelt (plus 165 Prozent). Während sich 1997 nur jeder 50. Erwerbstätige wegen eines psychischen Leidens krankmeldete, war es 2012 bereits jeder 22. Erwerbstätige.
Arbeitsunfähigkeitsdaten geben zuverlässig Auskunft über das Ausmaß psychischer Diagnosen bei Krankschreibungen. Sie spiegeln allerdings nicht zwangsläufig die tatsächliche Verbreitung psychischer Erkrankungen wider: „Es gibt keine Hinweise darauf, dass heute mehr Menschen psychische Störungen haben als vor 20 Jahren“ so Frank Jacobi, Professor an der Psychologischen Hochschule Berlin.
„Das Bewusstsein und die Sensibilität von Ärzten und Patienten diesen Krankheiten gegenüber haben sich deutlich verändert“, betont Herbert Rebscher, Chef der DAK-Gesundheit.
Viele Arbeitnehmer würden heute mit einem psychischen Leiden krankgeschrieben, während sie früher mit Diagnosen wie chronische Rückenschmerzen oder Magenbeschwerden arbeitsunfähig gewesen wären.
„Burnout ist eine Art Risikozustand und keine Krankheit“
Im vergangenen Jahr hatten die Ärzte nur bei jedem 500. Mann und jeder 330. Frau ein Burnout auf der Krankschreibung vermerkt. „Es gibt offensichtlich kein Massenphänomen Burnout“, betont Rebscher. Burnout sei eher eine Art Risikozustand und keine Krankheit.
Auch die Berichterstattung in den Medien habe dazu geführt, dass der Begriff positiver besetzt und sozial akzeptierter sei als eine Depression. Insofern hat die öffentliche Debatte dazu beigetragen, dass Arbeitnehmer beim Arzt leichter über psychische Beschwerden sprechen.
Der DAK-Gesundheitsreport zeigt, dass beim Termin mit ihrem Hausarzt zwei Drittel der betroffenen Patienten von sich aus psychische Erkrankungen als Ursache für ihr Leiden nennen. Nur bei 20 Prozent der Gespräche fragte der Hausarzt selbst nach psychischen Problemen. Deutlich häufiger hätten die Mediziner ihre Patienten auf die körperlichen Belastungen der Arbeit angesprochen.
Welche Bedingungen bei Arbeitnehmern besonders häufig zu Stress führen, kann beispielsweise dem Stressreport 2012 der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin entnommen werden.
Das gleichzeitige Erledigen von mehreren Tätigkeiten, starker Termin- und Leistungsdruck, ständig wiederkehrende Arbeitsvorgänge und häufige Störungen und Unterbrechungen werden als wichtigste „Stress-Treiber“ genannt.