Schiffsfonds - Verkauf des Schiffs manchmal die beste Lösung

Quelle: Hapag-Lloyd AG

Geschlossene Schiffsfonds bleiben ein Krisenthema. So nahmen dazu bereits zahlreiche Experten Stellung und betonen, dass es vor 2014 kaum eine Verbesserung auf dem Containerschiffsmarkt geben wird. Auch Stefanie Rother, Leiterin Presse und PR der E.R. Capital Holding GmbH & Cie. KG, äußerte sich nun gegenüber dem Versicherungsboten zur Situation des Schiffmarktes und zur Rettung eigener Flottenfonds.

Die Holdinggesellschaft E.R. Capital Holding fungiert als Dachgesellschaft von Nordcapital, dessen größter Geschäftsbereich die Schifffahrt ist. Bis Ende 2011 wurden in diesem Unternehmen über 100 Fonds abgeschlossen, was Nordcapital zum größten Anbieter von geschlossenen Schiffsfonds nach platziertem Eigenkapital in Deutschland machte. Für Stefanie Rother ist die Krise der Schiffsfonds eine Folge der schwersten Schifffahrtskrise seit dem 2. Weltkrieg. Sie schließt sich Expertenmeinungen an und erwartet eine leichte Erholung des Container- und Bulkmarktes erst im Jahr 2014. So bleiben die Raten für Containerschiffe, besonders die der Größe Panamax und kleiner, im 1. Quartal auf dem niedrigen Niveau des 4. Quartals 2012. Das Thema Liquiditätsnot von Schiffsfonds werde den Markt auch in diesem Jahr weiter begleiten.

Die Situation bleibt beständig

Rother sieht ebenfalls die Charterraten als Grund für die anhaltende Krise. Diese bleiben niedrig, so können die Fonds nicht genügend Kapital erwirtschaften, um die Tilgungen und Zinsen zu bezahlen. Das gelte insbesondere für Schiffe, die ihre Charterraten nicht abdecken können. Diese können so in dem jetzigen Marktumfeld keine auskömmlichen Raten erzielen. Die Charterraten reichen deshalb oft nicht, um die Schiffsbetriebskosten zu decken. Hinzu kommt, dass die Banken ihr Geschäft zurückfahren und nicht mehr bereit sind, weitere Tilgungsstunden zu vereinbaren. Auch die meisten Anleger sind nicht mehr bereit, neues Kapital zur Verfügung zu stellen.

Investiertes Kapital muss nicht verloren sein

Der Verkauf des Schiffes ist in manchen Fällen die beste Lösung. Kein Grund sofort schwarz zu sehen. Laut Rother bedeutet dies nicht, dass das komplette Kapital der Anleger verloren ist: "Jeder Schiffsfonds hat seine eigene Historie und einen sehr individuellen Verlauf. So kann es sein, dass ein Schiffsfonds heute in Liquiditätsnot ist, verkauft wird und der Anleger dennoch zumindest sein eingesetztes Kapital im Laufe der vergangenen Jahre zurückerhalten hat."

Rettung des eigenen Fonds Bulkerflotte 1

Nordcapital konnte 2011 die Übernahme und den Weiterbetrieb von acht Schiffen schnell sichern. Fünf ehemals an Korea Line Corporation (KLC) vercharterte Schiffe von der zur Unternehmensgruppe gehörenden Reederei E.R. Schiffahrt, wurden trotz der schwierigen Ausgangslage sehr schnell wieder neu beschäftigt. Während der nur dreimonatigen, bis Ende August 2011 laufenden Kapitaleinwerbungsphase wurden insgesamt 26,8 Mio. US-Dollar zur Fortführung der Nordcapital Bulkerflotte 1 zugesagt. Das entspricht knapp 90 Prozent der im ursprünglichen Fortführungskonzept vorgesehenen Summe. Die Nordcapital Bulkerflotte 1 wurde im Sommer 2008 exklusiv von der Deutschen Bank vertrieben. Insgesamt wurde Eigenkapital von 170 Mio. US-Dollar eingeworben. Das Investitionsvolumen lag bei 485 Mio. US-Dollar.
Infolge des Insolvenzantrags der Korea Line Corporation benötigte der Flottenfonds zusätzliches Kapital zur Sicherstellung der Liquidität. Über ihre bereits im Vorwege der Umsetzung zugesagten Beiträge von rund vier Mio. US-Dollar sowie Bürgschaften in Höhe von 33 Mio. US-Dollar hinaus stellte die Nordcapital-Gruppe weitere drei Mio. US-Dollar als Erhöhungskapital zur Verfügung. Die Deutsche Bank beteiligte sich in Form eines zusätzlichen Darlehens über drei Mio. US-Dollar. Die Umsetzung des Sicherungskonzeptes stellte die Liquidität bei sechs ehemals an KLC vercharterten Schiffen auf Basis der erwarteten Marktentwicklung sicher. So konnte der Flottenfonds nachhaltig stabilisiert werden.