Pflege ist weiblich. Zum einen, weil zwei Drittel aller Pflegebedürftigen Frauen sind. Zum anderen, weil ein Großteil der pflegenden Angehörigen Frauen sind - und dafür häufig Beruf und eigene Interessen zurückstellen, so eine Studie der R+V Versicherung. Der Versicherer hat einen Fakten-Check zusammengestellt, denn am 12. Mai ist nicht „nur“ Muttertag, sondern auch „Tag der Pflege“.
Pflege-Irrtum 1: Ich werde kein Pflegefall!
Die Statistik sagt leider etwas anderes: Ab dem 30. Lebensjahr wird jeder zweite Mann im weiteren Leben pflegebedürftig, bei Frauen sind es 3 von 4. Hier macht sich die statistisch um fünf Jahre höhere Lebenserwartung von Frauen bemerkbar. Bei Ehepaaren liegt die Wahrscheinlichkeit, dass mindestens einer der beiden Partner zum Pflegefall wird, zusammengenommen sogar bei mehr als vier Fünfteln.
Pflege-Irrtum 2: Wenn ich gepflegt werde, dann erst im hohen Alter!
Pflegebedürftigkeit ist nicht nur eine Frage des Alters. Zwar steigt das Risiko mit jedem Lebensjahr an. Aber auch durch Unfall oder Krankheit kann man jederzeit zum Pflegefall werden. Fakt ist: Jeder sechste Pflegebedürftige ist heute jünger als 65 Jahre.
Pflege-Irrtum 3: Wenn ich gepflegt werde, dann nur kurz!
Auch hier klaffen Wunsch und Wirklichkeit weit auseinander: Die Pflegedauer kann mehrere Jahre betragen. Durchschnittlich 8,2 Jahre sind es laut einer Untersuchung bei ambulanter Pflege – und die steht für rund 70 Prozent aller Pflegefälle. Den Großteil der häuslichen Pflege von Angehörigen übernehmen übrigens Frauen, und zwar häufig viele Jahre lang – dies belegt die Studie „Weil Zukunft Pflege braucht“ der R+V Versicherung: 40 Prozent der Frauen sind schon zwischen 3 und 10 Jahren mit der Pflege beschäftigt, 9 Prozent sogar länger als 10 Jahre. Und das häufig mehrere Stunden am Tag – Pflege wird so zum unbezahlten „Halbtagsjob“.
Pflege-Irrtum 4: Ich werde von meiner Familie gepflegt!
62 Prozent der Deutschen, die pflegebedürftige Angehörige haben, kümmern sich selbst um die Betreuung, so die R+V-Studie. Zumindest heute noch. Denn zukünftig wird dies immer schwieriger werden – aufgrund der demografischen Entwicklung und geänderter Familien- und Haushaltsstrukturen. So gibt es beispielsweise immer mehr Single-Haushalte. Übrigens: Aktuell sind zwei Drittel aller Deutschland Frauen.
Pflege-Irrtum 5: Die gesetzliche Pflege reicht aus!
Nein, bei weitem nicht. Denn die gesetzliche Pflege-Pflichtversicherung stellt allenfalls eine „Teilkasko“-Absicherung dar. Je nach Betreuungsaufwand und Pflegestufe fehlen durchschnittlich zwischen 450 und 1.950 Euro monatlich – die dann privat zu finanzieren sind. Die R+V-Studie zeigt: Vor allem diejenigen Frauen, die bereits Angehörige pflegen oder dies in Kürze erwarten, schätzen die finanziellen Auswirkungen sehr realistisch ein. 84 Prozent von ihnen halten daher eine private Pflege-Vorsorge für wichtig oder sogar sehr wichtig.
Pflege-Irrtum 6: Die Pflegekosten kann ich selbst aus meinem Einkommen oder Vermögen zahlen!
Die Fakten sagen etwas anderes: Knapp jeder 6. Pflegebedürftige in Deutschland benötigt Sozialhilfe. Denn Pflege kostet – über einen längeren Zeitraum sogar sehr viel Geld. Bei einer monatlichen „Lücke“ in den Pflegekosten von 1.500 Euro, die im Falle einer stationären Pflege privat getragen werden müssen, summiert sich das pro Jahr auf 18.000 Euro. Schutz vor finanziellem Verlust bietet eine private Pflege- Zusatzversicherung.
Pflege-Irrtum 7: Ich habe doch schon eine private Pflege-Zusatzabsicherung!
Das glauben in der Tat 23 Prozent der Deutschen, so die R+V-Studie „Weil Zukunft Pflege braucht“. Doch offenbar verwechseln hier viele die gesetzliche Pflegeversicherung mit einer freiwilligen privaten Zusatzversicherung – letztere haben nämlich erst knapp drei Prozent der Bevölkerung. Hier gibt es noch viel „Luft nach oben“ – mit privaten Pflegeversicherungen oder dem neuen, staatlich geförderten „Pflege-Bahr“.