PKV-Geschäftsbilanz 2012 - Nettozins mehrfach über 3,5 Prozent

Quelle: © geralt / Pixabay

Die PKV-Geschäftsbilanz für das Jahr 2012 zeigt, 16 von 17 Anbietern privater Krankenversicherungen erreichten einen Rechnungszins von über 3,5 Prozent. Bereits Aussagen über künftige Beitragsanpassungen zu treffen, wäre jedoch übereilt. Grundsätzlich stellt die anhaltende Niedrigzinsphase Herausforderungen an die Branche.

Derzeit haben 17 private Krankenversicherer ihre Geschäftsberichte für das Jahr 2012 veröffentlicht. Generelle oder endgültige Aussagen über die Ergebnisse des Geschäftsjahres 2012 für die PKV-Branche wären aufgrund noch fehlender Daten und Fakten derzeit rein spekulativer Natur, erklärt Gerd Güssler, Geschäftsführer des Marktbeobachters KVpro.de.

Insbesondere, ob sich Beiträge erhöhen, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht bestätigt werden. Entsprechende Medienberichte, die vor solchen Auswirkungen warnen, führen eher zur Verunsicherung der Verbraucher und könnten diese zu vorschnellen Tarifwechseln nötigen, so Güssler.

Anhand der Nettoverzinsung lässt sich grob nachvollziehen, inwieweit eine langfristige Beitragsstabilität vorliegt. Übersteigt der Wert 3,5 Prozent, so wird etwa der entsprechende Überzins zu 90 Prozent dem Verbraucher zusätzlich zur Altersrückstellung gutgeschrieben. Nach der Analyse von KVpro.de erreichen 16 von 17 Gesellschaften derzeit einen Nettozins von über 3,5 Prozent.

Besonders hohe Nettozinswerte erzielen LVM mit 5 Prozent, DEVK mit 4,73 Prozent sowie Allianz und SDK mit jeweils 4,6 Prozent. Mit 3,46 Prozent liegt die Württembergische als einziger Anbieter unterhalb der 3,5-Prozent-Marke.

Wird der Rechnungszins von 3,5 Prozent einmal nicht erreicht, haben Versicherer außerdem auch Rückstellungen für erfolgsabhängige Beitragsrückerstattung (RfB) gebildet. Diese werden zusätzlich zur Gewährleistung stabiler Beiträge genutzt.

Niedriges Zinsniveau stellt PKV-Branche vor Herausforderung

Derzeit ist das Zinsniveau am Kapitalmarkt grundsätzlich sehr gering. Dies trifft vor allem Sparer und Verbraucher: Bis der Sparzins wieder steigt, müssen sie mehr eigenes Geld einsetzen, damit sich die Sparzinsverluste ausgleichen.

Für die Versicherer ist das niedrige Zinsniveau eine Herausforderung. Sie müssen auslaufende Kapitalanlagen neu anlegen. Im Niedrigzinsniveau sich das schwierig. Hält das geringe Zinsniveau an, werden die 3,5 Prozent Rechnungszins kaum haltbar sein. Wird der Wert nicht erreicht, sind Beitragsanpassungen für Bisex-Bestandskunden notwendig. Nach Angaben von KVpro.de ist dann pro Zehntel Zinsabsenkung mit einer Beitragssteigerung mit ca. 0,8 Prozent zu rechnen. Wird der Rechnungszins also beispielsweise ein halbes Prozent unterschritten (3,0 anstatt 3,5 Prozent), dann bedeutet dies 5 x 0,8% = 4,0 % Beitragssteigerung auf den KV-Beitrag. Dies gilt jedoch nur für die von einer Beitragsanpassung betroffenen Tarife und falls die Beitragsanpassung nicht aus dem RfB-Topf gemindert wird. Bei einem KV-Beitrag (ambulant / stationär / Zahn) von 400 € wäre dies eine Erhöhung von 16 € monatlich.

Gerade vor einem unbedachten Tarifwechsel warnt KVpro.de an dieser Stelle: Wer wechselt, riskiert durch ein höheres Eintrittsalter und den Verlust der bisherigen Altersrückstellungen - und weniger Zeit für deren erneuten Aufbau - eher höhere Beiträge, als dies durch die aktuelle Niedrigzinsphase theoretisch möglich ist.

Quelle: KVpro.de