In der AfD existieren aber mehr als zwei Rentenkonzepte, die sich teils gegenseitig ausschließen: ein drittes hatte der Brandenburger Abgeordnete Norbert Kleinwächter zum Jahresanfang 2019 in die Debatte eingebracht. Kleinwächter will Kinderreichtum belohnen und Eltern mit vielen Kindern deutlich mehr Rente auszahlen. Wer hingegen kinderlos bleibt oder nur ein Kind großzieht, würde nach seinem Modell kaum noch Rentenansprüche erwerben.
Kleinwächter will den Eckrentner in der Rentenversicherung neu definieren: Mustermodell für einen Beschäftigten, der für sein ganzes Arbeitsleben ein durchschnittliches versicherungspflichtiges Arbeitsentgelt bezahlt hat - und 40 oder 45 Jahre in die Rentenkasse einzahlte. Der Eckrentner ist auch maßgebende Größe für das Rentenniveau.
Der Eckrentner bzw. die Eckrentnerin sieht nach Vorstellung des AfD-Politikers folgendermaßen aus: Er oder sie können mindestens 40 Beitragsjahre zur Rentenkasse nachweisen und haben drei Kinder. So viel Nachwuchs sei nötig, um die umlagefinanzierte Rente überlebensfähig zu halten, gibt der Lehrer und Komparatist zu bedenken. Freilich, ohne dass er eine mögliche Zuwanderung einrechnet oder Wohlstandsgewinne aufgrund steigender Produktivität.
Nur zehn Prozent Rentenniveau für Kinderlose
Nach Kleinwächters Modell würden im Jahr 2040 Familien mit drei Kindern ein Nettorenten-Niveau von gut 64 Prozent des Durchschnittslohns erhalten, Familien mit zwei Kindern immer noch rund 53 Prozent. Diese Eltern sollen also deutlich mehr Geld aus dem Rententopf bekommen.
Anders hingegen jene Bürger, die sich weniger fortpflanzungsfreudig zeigen. Eltern mit einem Kind sollen eine Rente erhalten, die einem Rentenniveau von 38 Prozent entspricht. Bei kinderlosen Arbeitnehmern sind sogar nur zehn Prozent Rente angedacht. Mit anderen Worten: Sie zahlen genau so viel wie die anderen in die Rentenkasse ein. Erhalten aber fast nichts daraus, weil sie weniger oder keine zukünftige Beitragszahler zeugten.
Das Rentenniveau ist eine komplizierte Größe, die das Verhältnis der Renten zu den aktuell gezahlten Löhnen widerspiegelt. Hierfür wird angenommen, dass ein Arbeitnehmer 45 Jahre lang immer das Durchschnittseinkommen verdient hat und entsprechend in die Rentenkasse eingezahlt hat. Seine daraus erzielte Rente wird nun ins Verhältnis zum aktuellen durchschnittlichen Lohn der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (nach Abzug der Sozialbeiträge) gesetzt.
Die Positionen zeigen die Zerrissenheit der AfD. Als der Versicherungsbote für sein aktuelles Fachmagazin alle im Bundestag vertretenen Parteien fragte, wie sie sich die Zukunft der Rente vorstelle, antwortete eine einzige Partei nicht: die Alternative für Deutschland (AfD). Der Verdacht lag nahe, dass dies an einem fehlenden Rentenkonzept liege. Ob die AfD doch noch ein abgestimmtes Konzept präsentieren kann, wird sich frühestens im April zeigen.