Wir haben über 300 Coworking-Spaces in Deutschland!

Quelle: Tumisu/Pixabay

Wie kamen Sie auf die Idee, speziell für das CoworkingModell Versicherungsschutz zu entwickeln? Durch Kontakt mit Startups und Menschen, die im Coworking arbeiten? Vielleicht auch, weil Sie selbst bei mailo derart arbeiten?

Armin Molla: Wie schon erwähnt, kam die Orangery Hildesheim auf uns zu, da sie einen Versicherer für ihre Coworking-Arbeitsplätze benötigte. In der Produktentwicklung haben wir dann die Erfahrungen und das Know-How im Bereich des Coworkings der Orangery nutzen können. In dem Zusammenhang hatten wir Workshops im Coworking-Space der Orangery in Hildesheim. Darüber hinaus haben wir intensive Einzelinterviews mit den dort ansässigen Coworkern geführt und eine Befragung bei hunderten Coworkern gemacht. Dazu haben wir die Methoden des Design Thinkings angewandt. Das Zusammenspiel der einzelnen Maßnahmen ist die Grundlage der heutigen Versicherungslösung für Coworker gewesen und hat das Produkt optimieren können.

Sandra Santana Herbst (Orangery): Wir sind auf mailo zugegangen, weil wir durch das Arbeiten in dieser neuen Arbeitswelt viele Lücken erkannt haben und für vollen Versicherungsschutz sorgen wollten.

Start-ups und die einzelnen Coworker haben gerade am Anfang ihrer Karriere geringe finanzielle Mittel – wenn es da mal zu einem Schaden kommt, besteht nicht selten Existenznot.

Haben Sie Defizite bei bestehenden Gewerbepolicen beobachtet? Lücken, die speziell bei Cowork-Modellen ein Risiko bedeuten können?

Armin Molla: Gerade die spezielle Risikosituation in einem Coworking-Space, der ja nicht nur vom Versicherungsnehmer oder mit seinem Zutun betreten werden kann, ist in den meisten Gewerbepolicen nicht oder nur unzureichend unterzubringen. Eine besonders wichtige Deckung ist der Schutz der mobil eingesetzten Elektronik, da diese meist den größten Wert für den Coworker darstellt.

… daran anknüpfend: Worauf sollten Coworker bei einer Gewerbeversicherung achten? Vielleicht auch, wenn sie eine „normale“ Gewerbepolice zeichnen?

Armin Molla: Erstmal ist es wichtig, sich möglichst frühzeitig um einen adäquaten Versicherungsschutz zu bemühen. Es empfiehlt sich außerdem, eine für seine Zielgruppe passende Lösung zu suchen und nicht irgendeine „Standard-Gewerbepolice“ abzuschließen. Bei der Suche kann immer auch ein Makler eine gute Unterstützung sein.

Erfordert eine Coworking-Police auch eine neue Definition von Betrieb/ Firma und Arbeitsort? Zum Beispiel, weil man eben oft an verschiedenen Orten tätig ist, vielleicht sogar im Homework?

Armin Molla: Gerade für einen neuen Beruf bzw. eine Art, diesen auszuüben, ist es wichtig, eine korrekte Definition der Tätigkeit und des Arbeitsorts zu verwenden. Für den Coworker passt eine starre Definition des Versicherungsorts nicht, da er z. B. seinen Laptop im Home-Office, aber auch im CoworkingSpace oder unterwegs einsetzt.

Wird Coworking aus Ihrer Sicht „etablierte“ Formen des Arbeitens nach und nach verdrängen? Erfordert das auch, dass sich die Gewerbeversicherung als Sparte ändert?

Armin Molla: Das lässt sich schwer sagen. Sicherlich wird Coworking und interdisziplinäre Arbeit zwischen den heute definierten Berufsarten zunehmen. Das zwingt auch andere Versicherungen, neue Lösungen zu entwickeln.

Start-ups und junge Unternehmen sind oft auf externe Geldgeber angewiesen, um überhaupt eine Anschubfinanzierung zu haben. Die finanziellen Ressourcen sind oft vakant. Versichern Sie auch dieses Risiko, dass also Geldgeber das Geld „verbrennen“ oder in Projekte stecken, die sich finanziell doch nicht auszahlen?

Armin Molla: Nein.

Das Interview mit Armin Molla und Sandra Santana Herbst führte Mirko Wenig