Selbst wenn man davon ausgeht, dass das Thema Eigenkapital und Liquiditätsreserve auch unter den Einflüssen der steuerlichen Ausgestaltung partiell positiver gesehen werden könnte, geht es nicht nur um die Notwendigkeit der Bezahlung von Rechnungen und Verträgen. Beides hat auch Auswirkungen auf Vertrauenswürdigkeit gegenüber den Kunden und gegenüber den Haus- und Geschäftsbanken für Darlehen, Leasingverträge und ggf. Haftungsfragen. Den Zusammenhang von finanziellem Engpass und plötzlichem Ausfall der kreditgebenden Bank hat wohl jeder schon einmal gehört.
Ein MUSS: Controlling und Finanzplanung
Wer als Unternehmer Controlling und Finanzplanung mit dem regelmäßigen Blick auf den Kontostand auf dem Geschäftskonto gleichsetzt, dem ist ein Umdenken dringend zu empfehlen. Zum Unternehmersein gehört jedes Jahr eine Finanzplanung, die in den Folgejahren fortzuschreiben ist. Dazu gehören unter anderem folgende Elemente:
- Umsatzplanung aus regelmäßigen Courtagen (BP) und Neuabschlüssen (AP) Betriebskosten wie Miete, Unternehmerlohn, Gehälter Mitarbeiter u.a.
- Investitionskosten (Technik, KFZ, Bestandskauf, Servicedienstleister)
- Finanzierungsplan für Darlehen, Leasing sowie weiterem Kapitalbedarf
- Rentabilitätsberechnung nach Kunden, Sparten, Produkten und Inhouse-Prozessen
- Liquiditätsreserve
Grundlage für so eine Finanzplanung ist zunächst, eine Übersicht zu haben über den eigenen Bestand und die Struktur der eigenen Umsätze in den letzten Jahren. Wird – wie hier und da noch anzutreffen – ohne Maklerverwaltungsprogramm gearbeitet, dann sind auch das Thema Finanzplanung oder vor allem die sich im Bestand vollziehenden Veränderungen schwer zu erfassen. Machen wir es konkreter:
Wenn im Laufe der Jahre sich ein Schwerpunkt im Abschluss von Lebens- und Krankenversicherungen auf Basis von Abschlusscourtagen ergeben hat, dann muss man dies a) erkennen und b) Schlussfolgerungen daraus ziehen, damit im schlimmsten Fall das Unternehmen nicht gefährdet wird.
Beispielmakler Müller ist stolz auf einen Umsatz von 150.000 EUR. Wenn dabei aber 80.000 EUR durch das Beratungsergebnis für eine große betriebliche Altersversorgung (bAV) resultieren und diese Summe noch über 60 Monate in der Stornohaftung liegt, dann sollte die rote Lampe für „Risiko“ angehen. Es besteht auch im zu erwartenden Fall der Reduzierung von Abschlusscourtagen Handlungsbedarf.
Makler, wie alle Unternehmen, brauchen ein zuverlässiges Controllingsystem, möglichst mit automatisierter Dateneingabe. Eine fast ausschließliche manuelle Dateneingabe ergibt selten eine sichere Datenbasis. Und dann muss damit strukturiert gearbeitet werden. Bei unseren Bewertungen zu Unternehmen können wir oft schon auf einen Blick erkennen, in welchen Sparten bei Makler Abhängigkeiten oder marktunterdurchschnittliche Vergütungen vorliegen. Daran gilt es dann konsequent zu arbeiten.
Tiefenprüfung und Sanierung kann nachhaltigen Weg ermöglichen
Die Tiefenprüfung eines Unternehmens (Due Diligence) kommt bei größeren Unternehmen regelmäßig zum Einsatz, um Stärken und Schwächen, Risiken und Chancen zu erkennen und daraus Handlungsempfehlungen abzuleiten. Deshalb ist eine Tiefenprüfung nicht nur ein Thema vor dem Verkauf des eigenen Unternehmens. Gerade ein Maklerunternehmen am Rande der wirtschaftlichen Schwierigkeiten kann solche externe Hilfe brauchen.