„Grundfähigkeit ist keine Alternative zur BU“

Quelle: Scala Holding

Was kann die Branche tun, um die Arbeitskraftabsicherung voran zu bringen und warum sind Grundfähigkeits-Tarife immer noch so schwer miteinander vergleichbar? Darüber sprach Versicherungsbote mit Christian Schwalb, Veranstalter des Biomexkon 2020.

Präsenzveranstaltungen sind derzeit Mangelware. Christian Schwalb und die Scala-Finanzgruppe setzten deshalb bei der Ausrichtung ihres Kongresses auf ein hybrides Format: Die Teilnahme war sowohl online als auch vor Ort möglich. Ein Konzept, das bei Vermittlern und Ausstellern gut ankam: An den beiden Veranstaltungstagen waren 100 Personen vor Ort und 50 Teilnehmer online dabei, wie Veranstalter Christian Schwalb gegenüber Versicherungsbote sagte. Wo Vermittler, Experten und Versicherer Handlungsbedarf sehen, um die Marktdurchdringung von Produkten zur Einkommenssicherung zu erhöhen, verrät Schwalb im Interview mit Versicherungsbote.

Versicherungsbote: Philip Wenzel und Assekurata präsentierten ein neu entwickeltes Rating-Verfahren für Grundfähigkeits-Versicherungen. Was ist daran neu?

Christian Schwalb: Wir haben gemeinsam mit der Assekurata Rating-Agentur ein neues Verfahren entwickelt, welches die qualitative Ausgestaltung der Grundfähigkeits-Tarife stärker in den Vordergrund stellt, um eine bessere Unterscheidung zu generieren.

Und wie hilft es Vermittlern?

Unsere Bewertungsmaßstäbe sind viel strenger, als bei den bisher bekannten Verfahren. Es geht dem Vermittler - und letztlich auch dem Kunden - nicht um die quantitative Anzahl von Auslösern, sondern viel mehr um die qualitative Ausgestaltung und Formulierung. Wir wollen mit dem Verfahren vor allem dabei unterstützen, das passende Produkt für die jeweilige Zielgruppe finden zu können.

Biometrie: Es braucht wieder größere Kollektive

Eine der wichtigsten Fragen im BU-Bereich ist sicherlich, wie die Marktdurchdringung so gesteigert werden kann, dass das „Schreckgespenst“ der Rückkehr in staatliche Obhut gebannt wird.

Korrekt, dieser Aspekt fand auch Berücksichtigung im Rahmen der großen Podiums-Diskussion am ersten Tag des Kongresses. Es geht darum, wieder mehr Menschen in die Einkommensabsicherung zu bringen, dafür braucht es von jeder Seite eine Bewegung.

Welche Positionen bezogen die BU-Experten und Versicherer dazu bei Ihrer Podiumsdiskussion?

Wir waren uns in dieser Betrachtung alle einig. Die große Anzahl an teilnehmenden Gesellschaften unterstreicht sehr gut, dass auch die Produktanbieter an Lösungen interessiert sind. Unsere Position ist dabei, dass wir neben mehr Bildungsangeboten an die Vermittlerschar, auch neue Produkte brauchen, es braucht wieder größere Kollektive, um dem Versicherungsgedanken künftig wieder mehr Rechnung tragen zu können.

BU-Versicherung: Leistungsfallbearbeitung kaum planbar

Wo sahen die Teilnehmer Handlungsbedarf im BU-Bereich?

Große Diskussionspunkte waren die Leistungsfallbearbeitung, welche aus verschiedenen Gründen noch nicht planbar abläuft. Ein anderer Punkt war das Rosinen-Picken der Gesellschaften nach den lukrativsten Risikogruppen. Handlungsbedarf gibt es vor allem auch in der Vereinfachung von Absicherungsangeboten.

Gab es vielleicht auch Konsens, auf den sich das Podium einigte?

Der Konsens dieser zwei Tage lag darin, dass dem Austausch zwischen Vertrieb und Betrieb künftig noch viel mehr Aufmerksamkeit gegeben werden muss. Bereits in der Produktentwicklung sollten Versicherer mehr auf den Markt hören, anstatt sich durch immer mehr „äußerliche Features“ zu unterscheiden versuchen.

Grundfähigkeitsversicherungen gelten als schwer vergleichbar. Warum ist das so?

Weil sich hier noch keine Marktstandards herausgebildet haben. Wir befinden uns hier noch am Anfangszyklus eines Produktes, die Unterscheidung wird heute z.B. noch sehr stark über die Maximierung von Auslösern dargestellt. Für Vermittler fehlt hier noch die Transparenz, aber auch vielerorts noch viel an Know-How. Eine Grundfähigkeit ist keine Alternative zur BU, sondern eine andere Form der Einkommensabsicherung.

Lassen sich Tendenzen am Markt beobachten, die Anlass zur Hoffnung auf „objektivierbar transparente“ Bedingungen machen, wie sie Philip Wenzel einfordert? Können Sie Beispiele nennen?

Da ich selbst in der Entwicklung des neuartigen Rating-Verfahrens der Assekurata zur Grundfähigkeit mit involviert war, bin ich sehr guter Dinge, dass uns das darüber ein Stück gelingen kann. Die ersten Audits mit Versicherern geben großen Anlass für Optimismus und wir haben nicht ohne Grund eigens dafür eine neue Consulting-Tochter gegründet mit der BIOMETRIE Expertenservice mit Philip Wenzel als Geschäftsführer.

Video: Eindrücke vom Biomexkon 2020

Mehr Informationen finden sie unter: www.scala-holding.com und www.worksurance.de