Trotz einiger kriselnder Geschäftszweige: Mit dem Kompositgeschäft lässt sich in der Summe noch immer gutes Geld verdienen. Das zeigt eine durchschnittliche Schaden-Kosten-Quote am Markt von auskömmlichen 92,60 Prozent in 2019. Und nur drei der fünfzig analysierten Versicherer mussten für ihr gesamtes Schaden- Unfall- Geschäft rote Zahlen schreiben. Versicherungsbote stellt diese Schaden- und Kosten-Verlierer, aber auch die Gewinner mit den Best-Quoten vor.
Die Schaden-Kosten-Gewinner der Komposit-Sparte
Zunächst muss daran erinnert werden: Tochtergesellschaften unter dem Dach eines Versicherers werden in den Branchenmonitoren nach Rechtsform getrennt ausgewiesen, so dass zum Beispiel Töchter unter dem Dach der HUK-Coburg oder der DEVK getrennt in die Bewertung eingehen. Folgt man diesem Vorgehen, dürfen folgende Gesellschaften als Schaden-Kosten-Sieger in 2019 gelten:
Rang eins: Debeka Allgemeine
Die beste Combined Ratio (CR) des Gesamtfeldes in 2019 hat die Debeka Allgemeine mit 82,04 Prozent. Besonders bei der Haftpflicht (CR von 74,35 Prozent) und bei der Verbundenen Hausrat (CR von 75,00 Prozent) konnten die Koblenzer glänzen. Bei der Unfallversicherung weist man zudem gute 76,80 Prozent vor sowie bei der Verbundenen Gebäudeversicherung 80,90 Prozent.
Den schlechtesten CR-Wert verbucht der Schaden-Kosten-Sieger, symptomatisch für die Branche, bei der Kfz-Versicherung – 94,69 Prozent. Als größter Zweig der Komposit-Sparte leidet die Kfz-Versicherung an steigenden Reparaturkosten und einem harten Preiskampf der Branche (Versicherungsbote berichtete).
Als versicherungstechnisches Ergebnis (vor Veränderung der Schwankungsrückstellung) stehen bei der Debeka Allgemeine 168,07 Mio. Euro Plus auf der Haben-Seite (Rang sieben des Gesamtfeldes). Nach Marktanteilen hingegen rangiert die Debeka Allgemeine, durch verbuchte Bruttoprämien in Höhe von 1.013,24 Mio. Euro, auf Tabellenplatz 20.
Den größten Teil dieses Prämienkuchens macht hierbei die Unfallversicherung aus mit 36 Prozent. Hinzu kommen 22 Prozent aus dem Zweig Kraftfahrt Gesamt und zwölf Prozent aus der Sammelkategorie Rest (u.a. mit der Rechtsschutzversicherung und mit Zweigen wie „Feuer“, „Kredit und Kaution“, „sonstige Sachversicherung“, „technische Versicherung“ oder „Transport und Luftfahrt“). Elf Prozent verdankt die Debeka Allgemeine der Haftpflicht sowie jeweils neun Prozent der Verbundenen Gebäudeversicherung und der Verbundenen Hausrat.
Rang zwei: VGH Landschaftliche Brandkasse
Das zweite Siegertreppchen bei der Schaden-Kosten-Bilanz sichert sich die VGH Landschaftliche Brandkasse mit einer Combined Ratio für das Gesamtgeschäft von 82,21 Prozent. Besonders hervor sticht der CR-Wert für die Verbundene Hausrat: 48,88 Prozent. Bei der Unfallversicherung bringt es die VGH Landschaftliche Brandkasse auf eine Schaden-Kosten-Quote von 65,06 Prozent und bei der Haftpflicht von 77,78 Prozent. Für die Verbundene Gebäudeversicherung weist die VGH außerdem eine CR von 79,32 Prozent aus. Schlechtester CR-Wert auch für diesen Versicherer ist – erneut ein exemplarischer Befund – die Kfz-Versicherung mit einer CR in Höhe von 95,38 Prozent.
Bei den Marktanteilen rangiert die VGH Landschaftliche Brandkasse auf Platz 17 mit 1.261,71 Mio. Euro an verbuchten Bruttoprämien in 2019. Von diesen Einnahmen verdanken sich 34 Prozent dem Zweig Kraftfahrt Gesamt. 22 Prozent nimmt man durch die Rest-Kategorie ein, 20 Prozent durch die Verbundene Gebäudeversicherung. Insgesamt zehn Prozent verdanken sich der Haftpflicht, sieben Prozent der Verbundenen Hausrat. Das kleinste Stück vom Prämienkuchen hingegen sichert die Unfallversicherung den Hannoveranern mit sechs Prozent.
Rang drei: Provinzial Rheinland
Über einen Platz auf dem dritten Siegertreppchen der CR-Wertung freut sich die Provinzial Rheinland – der Erfolg verdankt sich einer CR in Höhe von 84,50 Prozent. Auch hier ein ähnliches Bild wie bei den vorigen Versicherern: Für die Verbundene Hausrat weist man eine CR von 56,03 Prozent aus und für die Haftpflicht eine CR von 67,88 Prozent. Die Unfallversicherung bringt es zudem auf eine Schaden-Kosten-Quote von 71,76 Prozent, die Verbundene Gebäudeversicherung auf eine CR von 84,50 Prozent. Auch die Provinzial Rheinland muss den schlechtesten Wert durch den Zweig Kraftfahrt Gesamt hinnehmen – eine CR in Höhe von 94,81 Prozent.
Rang vier und fünf: verdanken sich mildem Wetter
Auf Rang vier und Rang fünf der Schaden-Kosten-Sieger in 2019 platzieren sich die Westfälische Provinzial mit einer CR von 83,15 Prozent und die Bayerische Landesbrand mit einer CR in Höhe von 83,35 Prozent. Auffallend: Beide Versicherer mussten im Jahr zuvor noch wesentlich schlechtere Platzierungen hinnehmen – die Westfälische Provinzial befand sich in 2018 auf Rang 44 und die Bayerische Landesbrand auf Rang 40 der CR-Wertung.
Dies könnte sich dadurch begründen, dass die Wohngebäudeversicherung den Unternehmen in 2018 die Bilanzen verhagelte. Denn der Anteil der Prämien aus der Gebäudeversicherung am gesamten Kompositgeschäft beträgt bei der Westfälischen Provinzial 28 Prozent und bei der Bayerischen Landesbrand sogar hohe 69 Prozent.
Schaden-Kosten-Quoten: Die Top Ten:
Folgende Kompositversicherer stellen die Top Ten bei den besten Schaden-Kosten-Quoten in 2019:
- Debeka Allgemeine: 82,04%
- VGH Landschaftliche Brandk.: 82,21%
- Provinzial Rheinland: 82,43%
- Westfälische Provinzial: 83,15%
- Bayerische Landesbrand: 83,35%
- SV Gebäudeversicherung: 85,17%
- Die Haftpflichtkasse: 86,38%
- Basler Sachversicherung: 86,38%
- Garanta: 88,50%
- Cosmos: 88,50%
Die Schaden-Kosten- Verlierer in 2019
Nur drei Kompositversicherer müssen in 2019 rote Zahlen schreiben, da sie eine Schaden-Kosten-Quote über 100 Prozent aufweisen. Auffallend ist für alle dieser CR-Schlusslichter: Sie haben aufgrund ihres Schwerpunktgeschäfts keine Möglichkeit, schwierige Zweige durch gute Komposit-Zweige auszugleichen. Folgende Unternehmen sind betroffen und können durch Prämieneinnahmen Schadenaufwendungen und weitere Kosten nicht decken:
Die DA Deutsche Allgemeine weist eine Combined Ratio in Höhe von 102,12 Prozent aus. Das verwundert kaum: Der Versicherer ist überwiegend im Kfz-Geschäft aktiv. 103,76 Prozent beträgt die CR im Zweig Kraftfahrt gesamt. In der Verbundenen Hausrat hingegen darf man mit einer CR von 46,85 Prozent glänzen.
Das Problem daran: 92 Prozent aller Prämieneinnahmen brutto generiert die DA Deutsche Allgemeine aus dem Kfz-Geschäft. Hingegen verdanken sich nur zwei Prozent der Verbundenen Hausrat sowie nur sechs Prozent der Verbundenen Gebäudeversicherung.
Der Bayerische VersVerband nimmt den vorletzten Rang der CR-Tabelle in 2019 ein mit einer Quote in Höhe von 102,73 Prozent. Auch hier stehen gute den schlechten Werten gegenüber: Bei der Verbundenen Hausrat weist man gute 64,09 Prozent aus und bei der Haftpflicht immerhin noch 90,04 Prozent. Die Unfallversicherung bringt es zudem auf eine Schaden-Kosten-Quote in Höhe von 95,43 Prozent. Auch hier aber schlagen sich zwei schwierige Geschäftszweige in der Bilanz nieder: Im Zweig Kraftfahrt Gesamt beträgt die Combined Ratio 105,43 Prozent und im Zweig Verbundene Gebäudeversicherung sogar 116,78 Prozent.
Schaden-Kosten-Schlusslicht: Die Allianz Direct
Schaden-Kosten-Verlierer in 2019 ist die Allianz Direct. Die Tochter von Deutschlands Versicherungsriesen leidet auch unter dem harten Preiswettbewerb in der Kfz-Versicherung: 99 Prozent der Prämien erwirtschaftet der Versicherer über den Zweig Kraftfahrt Gesamt.
Weil der Direktversicherer aus München damit keine Möglichkeiten hat, durch rentablere Zweige das schwierige Kfz-Geschäft auszugleichen, bleibt mit einer CR von 109,40 Prozent nur der letzte Platz der Schaden-Kosten-Tabelle.
Hintergrund: Ausgewertet wurden für den „Branchenmonitor Kompositversicherung 2014-2019“ BaFin-Berichte sowie das Statistische Jahrbuch des Branchenverbandes GDV, ebenso verschiedene Daten aus den Jahresabschlüssen der Versicherer. Der Monitor deckt 50 Versicherungsunternehmen und damit 85 Prozent des Schaden-/ Unfallmarktes ab und kann kostenpflichtig auf der Webseite der V.E.R.S. Leipzig GmbH bestellt werden.