Hinzu kommt, dass der Minderwertigkeitskomplex der Versicherungsbranche nicht nur nicht nachvollziehbar ist, sondern auch zu Problemen führt, die gravierende Folgen haben. Hier die drei Kernprobleme.
1. Das Problem der Wiederholung
Die beständige Wiederholung der Vorurteile über Versicherungen reproduziert die Vorurteile und festigt diese. Nehmen wir bspw. die unseriösen Berater. Spricht ein Vermittler von sich aus mit seinen Kunden darüber, und sei es auch nur, um die eigene Seriosität hervorzuheben, dann festigen Sie das Vorurteil der unseriösen Versicherungsbranche. Spricht man nicht davon, dann werden Kunden nicht nur nicht in dem Vorurteil bestärkt, sondern nehmen nur das Gefühl einer guten Beratung aus der Beratung mit. Was nicht bedeutet, dass man unseriöse Methoden verschweigen soll. Man sollte sie nur nicht von sich aus ansprechen.
2. Das Problem der falschen Image-Auffassung
Weil sich die Branche selbst als mangelhaft einschätzt, ist sie enorm empfänglich für Schaumschläger. Ich höre gefühlt jede Woche, dass man Versicherungen cool oder gar sexy machen muss. Was ein Irrsinn ist. Denn warum bitte sollten Versicherungen sexy sein? Die Aufgabe einer Versicherung ist nicht Kunden zu verführen, sondern ihnen Zuverlässigkeit und Sicherheit zu bieten. Wenn man sich dieser Aufgabe nicht bewusst ist, kommuniziert man die falschen Dinge. Versucht eine Versicherung cool, lässig oder sexy zu sein, macht sie sich nicht nur lächerlich, sondern bricht außerdem die Kundenerwartung. Was dem eigenen und dem Ansehen der Branche schadet. Ganz zu schweigen davon, dass man außerdem Unsummen an die Wir-machen-Versicherungen-sexy-Schaumschläger verschwendet.
3. Das Problem des mangelnden Selbstbewusstseins
Aufgrund des Minderwertigkeitskomplexes tritt die Branche nicht nur ohne Selbstbewusstsein auf, sondern scheint sich auch nicht ihrer selbst bewusst zu sein. Was bedeutet, dass man sich nicht bewusst ist, welche Relevanz man für die Gesellschaft hat. So vergleicht man sich bspw. in der aktuellen Insurancer-Kampagne nicht mit Feuerwehrleuten, Notärzten oder anderen Rettungsdiensten, sondern mit Rappern, YouTubern und Gamern. Der Fokus liegt wie immer, nicht auf den eigenen Stärken, sondern auf den vermeintlichen Schwächen. Auch wenn man Ironie nutzt, so wertet man doch andere Berufsbilder ab, anstatt die eigenen Stärken hervorzuheben. Was nicht nur Ausdruck mangelnden Selbstbewusstseins ist, sondern auch nicht anziehend wirkt. Ganz im Gegenteil. Warum setzt man nicht die eigenen Stärken in Szene? Davon gibt es nicht nur viele, sondern diese sprechen auch zweifellos den hart umkämpften Nachwuchs an.
Und das sind nur die drei gravierendsten Probleme, welche aus dem Minderwertigkeitskomplex der Versicherungsbranche resultieren und die stärker als all die unseriösen Vermittler für das schlechte Branchenimage sorgen.