Das ‚soziale Gewissen der CDU‘ kann mit der FDP-Aktienrente nicht viel anfangen und sorgt beim Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) für Irritationen und Kopfschütteln. Wie Karl-Josef Laumann das geschafft hat.
Mit dem Vorschlag, Arbeitnehmer zu Aktionären zu machen will die FDP der gesetzlichen Rente zu dem Prädikat „enkelfit“ verhelfen. Beim möglichen Koalitionspartner CDU stößt der Vorschlag nicht überall auf Gegenliebe. So zum Beispiel bei Karl-Josef Laumann. Der 63-Jährige ist Gesundheitsminister in Nordrhein-Westfalen; seine Nähe zu Gewerkschaften und Arbeitnehmervertretungen brachte ihm die Rolle als „soziales Gewissen der CDU“ ein. In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung wandte sich der CDU-Minister gegen die Pläne der Liberalen.
„Umlagesystem hat sich als rentabel erwiesen“
Nach Auffassung Laumanns habe sich das Umlagesystem „in den letzten Jahrzehnten als überlegen und hoch rentabel erwiesen“. Er sei strikt dagegen, die gesetzliche Rente zu schwächen. Das Konzept der FDP sieht vor, dass sich die Einzahlungen zur GRV um zwei Prozent reduzieren. Dieser Betrag soll stattdessen einem Staatsfonds nach schwedischem Vorbild zufließen.
Investitionen in Aktien kann sich auch Laumann vorstellen. Allerdings eher in einem staatlich organisierten Standardvorsorgeprodukt. Das soll durch die Aktienanteile renditestark sein, niedrige Verwaltungskosten aufweisen und ohne Abschlusskosten auskommen. Und auch Zulagen sollten gestrichen werden. „Das Geld, das wir heute für Zulagen ausgeben, wäre an vielen anderen Stellen besser aufgehoben - der Versicherungsbranche will ich es nicht mehr geben“, so Laumann gegenüber der Süddeutschen. In Sachen Altersvorsorge kritisierte Laumann, dass es einen „regelrechte Dschungel an Produkten“ geben würde, in dem „auch eine Menge Mist“ dabei sei.
„Immense Abschlusskosten, hohe Verwaltungskosten, nahezu wertlose Garantien und keine Rendite“ würden diese Produkte kennzeichnen, die einzig durch staatliche Zulagen attraktiv seien, so Laumanns Befund.
Standardprodukt ohne Zulagen erfordert neue Strukturen
Ein neues staatliches Standardprodukt ohne Zulagen? Das sorgt beim Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) für Irritationen. „Diese Sichtweise verkennt, dass auch hier vermutlich weit höhere Kosten entstehen werden, weil neue Strukturen geschaffen werden müssen. Und das würde die Rendite schmälern und zu Lasten der Vorsorgesparer gehen, die sich dann mit einer geringeren Rente begnügen müssten“, so BVK-Präsident Michael H. Heinz.
„Professionelle Beratung kann es nicht kostenlos geben“
„Im Übrigen sollte die Kritik an den Produktgebern nicht uns Vermittlern durch die Hintertür wegen angeblich zu hoher Abschlusskosten angelastet werden. Bekanntlich arbeiten wir als Unternehmer und ehrbare Kaufleute nicht für umsonst und brauchen einen halbwegs auskömmlichen Verdienst“, so Heinz. „Professionelle und individuelle Beratung kann es nicht kostenlos geben! Die Tatsache, dass die Produktgeber der Politik kein überzeugendes Angebot zur Reform der privaten Altersvorsorge machen konnten, darf nicht auf Kosten der Versicherungsvermittler gehen.“
Der Verband betonte, dass es vor allem den Vermittlern zu verdanken sei, dass Riester-Sparer vorsorgen und später nicht auf Grundsicherung angewiesen seien. Mit solchen Äußerungen werde das Vertrauen in die Altersvorsorge erschüttert und Zweifel an der Notwendigkeit zusätzlicher privater Vorsorge gesät. „Bei mir lösen daher diese politischen Bemerkungen nur Kopfschütteln und Befremden aus“, so BVK-Präsident Heinz.