Ca. 23 Prozent der Befragten sehen den klaren Fokus auf Regeneration von Natur und Umwelt. Denn ökologische Nachhaltigkeit meint, dass die Natur durch die Menschen nur in dem Umfang beansprucht werden sollte, wie sich diese regenerieren kann - ein Kreislauf also. Im Kontext der sozialen und ökonomischen Nachhaltigkeit stellt die ökologische Nachhaltigkeit faktisch eine Art Voraussetzung dar. Wirtschaftliche und soziale Systeme können nur (nachhaltig) existieren, wenn die Menschheit auch über eine lebensfreundliche Umwelt verfügt. Soweit, so unklar. Denn der scheinbar logische Zusammenhang lässt sich für die überwiegende Mehrheit der Befragten nur schwer in den eigenen Alltag integrieren. Nur 13 Prozent der Befragten können konkrete, unmittelbare und individuelle Maßnahmen zum Schutz der planetaren Grenzen benennen. Erschwerend kommt hinzu, dass davon auszugehen ist, dass in unserer Befragung "Leugner" von Klimawandel und Endlichkeit von Ressourcen unterrepräsentiert sind. Über die Gesamtbevölkerung vermuten wir ein niedrigeres Ergebnis.
Und nun?
Wir vermuten, dass nur jede*r Zehnte ein dezidiertes Verständnis der planetaren Grenzen hat und individuell erkennt, welche Maßnahmen oder Konsumeinschränkungen zur Einhaltung der planetaren Grenzen konkret notwendig sind. Wir als Autoren zählen uns übrigens auch zu den "Unwissenden". Allerdings können wir und die Kunden sehr konkrete Erwartungshaltungen an gesellschaftliche Institutionen, Politik und (Versicherungs-)Wirtschaft adressieren. Diese Erwartungen sind umso höher, desto intensiver sich die Kunden mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen. Ausgehend von unseren Befragungsergebnisse heißt das schlussendlich für 90 Prozent der (potenziellen) Kunden: es besteht eine Bewusstseins-Lücke! Diese besteht zwischen dem Verständnis, dass dringend nachhaltige Änderungen notwendig sind, jedoch nicht klar ist, was dies konkret für die einzelne Konsumentscheidung sowie das individuelle Verhalten, bedeutet. Verstehen Sie uns aber bitte nicht falsch. Somit liegt die Verantwortung beim Anbieter oder Berater der Produkte, diese individuelle Bewusstseinslücke zu füllen, spätestens wenn der Gesetzgeber über Taxonomie und Beratungsdokumentation das verlangt. Dazu sind verschiedenen (globale) Lösungen denkbar.
Vorstellbar ist eine Selbstverpflichtung der Versicherungswirtschaft die konkreten Auswirkungen der Beitragsverwendung offen zu legen. Das Zielbild der vollkommenen Transparenz ist sicherlich weit entfernt. Aber einfache, einheitliche und vergleichbare Standards könnten ein imposanter Testballon für unsere Branche sein. Lesen Sie dazu auch in Teil III: grüne Versicherungsprodukte – Nachhaltigkeit ist, wenn am Ende ein Baum gepflanzt wird!
Schlusswort Teil I
Zum Schluss möchten wir uns für die reißerischen Titel entschuldigen. Nüchtern betrachtet, sind diese Art von Titeln eigentlich überflüssig, aber (leider) eine Methode, um in der Aufmerksamkeitsökonomie zu bestehen. Wir freuen uns sehr auf den Diskurs. Insbesondere wenn Sie sich von diesem oder folgenden Artikel angegriffen fühlen, möchte wir bereits jetzt klarstellen, dass es uns nicht darum geht, Einzelpersonen als defizitär vorzuführen. Wir nutzen diese drastische aber nüchterne Sprache, um Sie auf die Dringlichkeit des Themas aufmerksam zu machen.
Danke für Ihr Verständnis.