Passende Altersvorsorge setzt Aufklärung voraus. Dass diesbezüglich Nachholbedarf besteht, zeigt eine forsa-Umfrage: Die Deutschen unterschätzen die Rentenbezugsdauer. Wie sich das nach den Vorstellungen der Versicherungswirtschaft ändern ließe.
„Wer die Rentendauer unterschätzt, sorgt möglicherweise unzureichend vor“, warnt Peter Schwark, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Dass Handlungsbedarf besteht, zeigt eine Umfrage, die der Verband bei den Politik- und Sozialforschern von forsa beauftragt hat. Zentrales Ergebnis der Erhebung: Viele Deutsche verknüpfen falsche Erwartungen mit dem Gedanken an ihren Ruhestand.
Befragt wurden ab 1964 Geborene, die nach aktuellem Stand alle mit 67 Jahren in Rente gehen würden. Im Schnitt schätzen die Befragten ihre Lebenserwartung auf 83,4 Jahre, woraus sich eine Rentendauer von 16,4 Jahren ergäbe. Statistisch können sie jedoch mit 87,5 Jahren rechnen – also gut vier Jahren mehr.
Frauen unterschätzen ihre Lebenserwartung um fast 6 Jahre
Jeder fünfte Befragte (19 Prozent) setzt seine Lebenserwartung und damit die Rentendauer um mehr als zehn Jahre zu niedrig an.
Werte man die Befragungsergebnisse (PDF) nach Geschlechtern aus, zeigt sich, dass die Diskrepanz bei Frauen größer ist: Während sie ihre Lebenserwartung im Schnitt um 5,8 Jahren unterschätzen, liegen die Männer mit ihrer Prognose um durchschnittlich 2,8 Jahre darunter.
Falsche Orientierungspunkte
Bei der Frage nach der eigenen Lebenserwartung orientiert sich mehr als die Hälfte (55 Prozent) der Deutschen am Alter der Großeltern, vier von zehn blicken auf die Eltern. Doch das blendet die steigende Lebenserwartung aus. „Jede Generation lebt ungefähr fünf Jahre länger als die vorangegangene“, betont Schwark.
Online-Rentenportal soll Lebenserwartung ausweisen
Fehleinschätzungen gibt es aber auch bezüglich der Frage, wie lang die aktuellen Ruheständler Rente beziehen. So tippen die Befragten auf eine Rentenbezugsdauer von 18,6 Jahren. Tatsächlich beträgt die Rentenbezugsdauer allerdings 20,2 Jahre. Dieser Wert bemisst sich nicht an der regulären Regelaltersgrenze, sondern am tatsächlichen Rentenzugangsalter, das aufgrund von Ausnahmen beispielsweise für langjährig Versicherte oder Erwerbsunfähige niedriger ist. 2019 lag es bei gut 64 Jahren.
Online-Rentenportal soll Lebenserwartung ausweisen
Damit die falschen Einschätzungen zur Lebenserwartung nicht auch zu falschen Entscheidungen bei der Altersvorsorge führen, sollten die Menschen auch besser über ihre statistische Lebenserwartung aufgeklärt werden, findet der GDV. Den passenden Ort dafür hat der Branchenverband schon ausfindig gemacht: Das geplante Online-Rentenportal. Dort soll ab 2023 allen Bürgern ein Überblick über ihre Alterseinkünfte ermöglicht werden.
In der Vergangenheit wies der Verband u.a. mit der Kampagne ‚Sieben Jahre länger‘ auf falsche Einschätzungen der Deutschen in Sachen Ruhestand und Lebenserwartung hin.
Über die Studie:
Im Auftrag des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. hat forsa Politik- und Sozialforschung GmbH eine repräsentative Befragung zum Thema „Rentendauer“ durchgeführt. Im Rahmen der Untersuchung wurden insgesamt 1.004 nach einem systematischen Zufallsverfahren ausgewählte erwachsene Personen der Geburtsjahrgänge 1964 und jünger befragt. Die Befragung wurde vom 11. bis 23. August 2021 mithilfe des online-repräsentativen Befragungspanels forsa.omninet durchgeführt.