Mir scheint, fast alle Parteien sind der Idee eines Staatsfonds gegenüber nicht abgeneigt, etwa nach dem Vorbild Schwedens und Norwegens. So soll das Umlageverfahren der gesetzlichen Rente durch einen Kapitalstock ergänzt werden. Würden Sie für Ihre Partei einen solchen Staatsfonds begrüßen? Wenn ja: Wer soll ihn verwalten - und wie soll er organisiert sein, damit Bürgerinnen und Bürger ihn akzeptieren?
Ein solcher Staatsfonds ist eine sehr interessante Idee, die in unserem Wahlprogramm auch erwogen wird, allerdings nicht vorrangig vor der Reform der Privatvorsorge. Denn das Vorbild Schwedens und Norwegens lässt sich nicht unbesehen auf Deutschland übertragen und würde hier auch in die bestehenden Vorsorgeformen eingreifen. Man muss sich dann auch sehr genau überlegen, wer ihn verwalten soll, denn der Staat ist ja auch nicht unbedingt der bessere Unternehmer.
Unsere Leser sind mehrheitlich Versicherungsvermittlerinnen und -vermittler. Laut GfK-Umfrage hat kein anderer Berufsstand ein derart schlechtes Image. Anders sieht es aus, wenn Kundinnen und Kunden zur Zufriedenheit mit ihrem persönlichen Vermittler befragt werden: fast zwei Drittel bewerten ihren Vermittler laut YouGov-Umfrage mit „sehr gut“ oder gar „ausgezeichnet“. Gegenüber uns wird oft beklagt, dass der Berufsstand zum Sündenbock für Fehlentwicklungen gemacht wird: über Skandale wird berichtet, doch wenn das Gros gute Arbeit macht, ist das keine Schlagzeile wert. Wie positioniert sich Ihre Partei zur Vermittlerschaft? Gibt es Ziele, die direkte Auswirkungen auf den Berufsstand hätten?
Mit den Versicherungsvermittlerinnen und -vermittlern ist es wie sicher mit anderen Berufsgruppen auch. Die meisten erledigen ihren Job vorbildlich, während einige "schwarze Schafe" den Ruf beschädigen. Das muss man also differenziert betrachten. Als Vorteil der unabhängigen Vermittlung sehe ich, dass hier im Interesse der Kunden das optimale Produkt gefunden werden kann. Das sollte stärker herausgestellt werden. Denn damit verbunden ist auch eine Wertschätzung des Vermittlerberufes, sobald er ordentlich und verantwortungsvoll ausgeübt wird. Dementsprechend gibt es bei uns keine Ziele, die dem Beruf entgegenstehen. Gebunden sind wir aber an Vorgaben aus Europa. Und selbstverständlich dürfen die auf Kunden umgelegten Abschlusskosten nicht durch die Decke schießen. Es richtet sich mehr an die Anbieter an sich, wenn ein neues Standardprodukt für deren Kunden möglichst ohne Abschlusskosten und mit möglichst niedrigen Verwaltungskosten auskommen soll.
Würden Sie ein Provisionsverbot in der Lebensversicherung und kapitalbildenden Altersvorsorge befürworten? Bitte begründen Sie die Positionierung.
Wir haben in der Koalition lange um die Frage eines Provisionsdeckels gerungen. Wir in der Union haben diesen kritisch gesehen, das dürfte bekannt sein. Grundsätzlich stehen wir für einen Erhalt der provisionsbasierten Beratung. Ein Verbot wollen wir nicht. Wir dürfen allerdings nicht übersehen, dass es generell bezogen auf Kapitalmarktprodukte eine vielfältige Rechtsprechung zu Vertriebs- und Abschlusskosten wie auch Diskussionen um die Angemessenheit von Provisionen gegeben hat. Je nachdem, wer mit wem demnächst regieren wird, dürfte die Diskussion noch nicht zu Ende sein.
Die Fragen stellte Mirko Wenig. Teil 1 des Interviews mit Peter Weiß finden Sie hier.