Beim genauen Blick auf die Kennzahlen gilt es zu differenzieren. Denn grob vereinfacht zeigt die Bedeckungsquote, ob der Versicherer einen ausreichend großen Kapitalpuffer besitzt, um alle Ansprüche der Kunden auch dann bedienen zu können, wenn sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verschlechtern. Ein Wert unter 100 Prozent wird hierbei als kritisch bewertet. Fällt die Solvenquote ohne Übergangsmaßnahmen (SCR + VA) des Versicherers unter diesen Wert, greift die Versicherungsaufsicht der BaFin ein. Dann muss der Versicherer Maßnahmen vorlegen, um seine Finanzstabilität zu verbessern: und die Aufsichtsbehörde prüft den Erfolg. Aufsichtschef Frank Grund sprach von einer „Manndeckung“, in der sich die Versicherer befinden.
Zur besseren Einordnung weist Policen Direkt mehrere Solvenzquoten aus. Für die Finanzaufsicht wichtig ist die Brutto-Solvenzquote, die von den Versicherern standardmäßig berichtet wird. Hier sind bereits Übergangsmaßnahmen und sogenannte Volatilitätsanpassungen eingerechnet. Diese liegt bei 480,45 Prozent.
Darüber hinaus weist die Studie auch die Netto-Quote der Versicherer aus. Sie zeigt den Kapitalpuffer ohne Übergangshilfen (Übergangsmaßnahmen und Volatilitätsanpassungen) an. Insgesamt acht Versicherer hätten ohne diese Hilfen den Schwellenwert von 100 nicht erreicht. Im vergangenen Jahr waren es noch 17 Unternehmen. Einige Unternehmen befinden sich aber bereits im Run-Off. Insgesamt fünf Versicherer befinden sich in „enger Manndeckung“ der BaFin. Bei diesen Gesellschaften liegt die Solvenzquote ohne Übergangsmaßnahme (SCR +VA) unter dem Schwellenwert von 100. Im vergangenen Jahr waren es noch 15 Unternehmen.
Diese Versicherer haben eine Nettoquote unter 100 Prozent:
- Frankfurter Münchener Lebensversicherung (9 Prozent/Run-Off)
- Landeslebenshilfe (20 Prozent)
- PB Lebensversicherung (40 Prozent)
- Öffentliche Lebensversicherung Oldenburg (48 Prozent)
- DEVK Leben (80 Prozent)
- Ergo Leben (82 Prozent)
- DEVK Allgemeine (98 Prozent)
- Süddeutsche Lebensversicherung (99 Prozent)
Diese Versicherer würden die Hürde der Bedeckungsquote von 100 Prozent - ohne Übergangshilfen und mit Volatilitätsanpassungen - reißen:
- Frankfurter Münchener Lebensversicherung (12 Prozent/Run-Off)
- Landeslebenshilfe (20 Prozent)
- Öffentliche Lebensversicherung Oldenburg (53 Prozent)
- DEVK Leben (86 Prozent)
- Ergo Leben (88 Prozent)
Darüber hinaus wird auch die MCR-Quote ausgewiesen. Sie zeigt die „Netto-Mindestkapitalanforderung zum Erhalt des Geschäftsbetriebs“ an. Was dies bedeutet, steckt bereits im Namen: Sie gibt an, ob die Versicherer in der Lage sind "im Normalbetrieb", also ohne Krisen-Szenario, aktuelle Verpflichtungen gegenüber ihren Kunden zu erfüllen. Dieser Wert wuchs im Vergleich zum Vorjahr um 25,75 Prozent auf nun 720,79 Prozent.