Bei den anderen zwei übergeordneten Kategorien aber überzeugt Deutschland weniger. Zwar gibt es für die "Integrität" immerhin 76,3 Punkte (und damit nur 3,5 Punkte weniger als bei der "Angemessenheit"). Die Punktzahl aber bringt Deutschland so ziemlich genau in die Mitte des Rankings mit Platz 23.
Punkten kann Deutschland vor allem bei Indikatoren, die zur Bewertung eines zuverlässigen Rechtsrahmens dienen: "Brauchen private Pensionspläne eine behördliche Genehmigung oder Aufsicht, um tätig zu werden?". Hierfür gibt es 10 volle Punkte, ebenso für die Frage: "Muss ein privater Pensionsplan eine vom Arbeitgeber getrennte juristische Person sein?" Aufklärungs- und Informationspflichten vor Abschluss eines privaten Vorsorgeplans haben laut Studienmachern ebenfalls ein hohes Niveau.
Geringer bewertet werden allerdings regelmäßige Informationspflichten über die gesamte Laufzeit eines privaten Rentenplans hinweg. So wird in der Studie gefragt: "Müssen die Mitglieder des Rentenplans Zugang zu einem Jahresbericht haben; muss dieser öffentlich zugänglich sein?" Hier bekommt Deutschland nur sechs von zehn Punkten. Für die Frage, ob Anwärter auf eine Privatrente Zugang zu einem unabhängigen Beschwerdegericht haben, bekommt Deutschland nur fünf Punkte von zehn Punkten. Solche Kritikpunkte bringen für die "Integrität" Punktabzug.
Nachhaltigkeit: Deutschland nur auf Rang 35 von 47
Dass in Deutschland die erste Säule der Altersvorsorge – die umlagefinanzierte Rente – einen großen Teil der Vorsorgelast trägt, ist bekannt. Gerade deswegen leidet das deutsche Rentensystem auch stark unter dem demografischen Wandel: immer stärker gerät die Zahl der Beitragszahler und die Zahl der Rentenbezieher bei der gesetzlichen Rente in ein Missverhältnis. Kommt es nicht zu Reformen, müsste schon in den 2040er Jahren mehr als die Hälfte des Bundeshaushaltes für die Rente aufgebracht werden (Versicherungsbote berichtete). Zudem wird vor einem Beitragssatz in Höhe von 29 Prozent gewarnt (Versicherungsbote berichtete). Derartige Probleme verursachten schon in den letzten Jahren schlechte Wertungen für den Teilindex "Nachhaltigkeit".
Diesjährig erhält Deutschland für die "Nachhaltigkeit" nur 45,3 Punkte von 100 Punkten. Kritikpunkte werden wieder anhand der geringsten Wertungen deutlich. Eine Frage lautet: "Wie hoch ist das Rentenvermögen, ausgedrückt in Prozent des BIP, das in privaten Rentenversicherungen, öffentlichen Rentenreservefonds, geschützten Buchrücklagen und Rentenversicherungsverträgen gehalten wird?" Für diese Frage werden an das deutsche Rentensystem nur 2,1 Punkte von möglichen 10 Punkten verteilt. Eine weitere Frage des Rankings lautet: "Wie hoch sind die Pflichtbeiträge, die für künftige Altersversorgungsleistungen zurückgelegt werden (d. h. kapitalgedeckt), ausgedrückt als Prozentsatz des Jahreslohns eines Vollzeit-Medianverdieners?" Für derartige Fragen erhält Deutschland sogar gar keinen Punkt, obwohl zehn Punkte möglich gewesen wären.
Gesamtbewertung: Deutschland verschlechtert sich von Jahr zu Jahr
Es sind die zwei Säulen "Betriebsrente" und "Privatvorsorge", in denen Deutschland noch Entwicklungsland ist. Aufgrund des schlechten Teil-Index "Nachhaltigkeit" erhält Deutschland insgesamt auch nur 66,8 Punkte gemäß Gewichtung aller drei Indices ("Angemessenheit", "Integrität" und "Nachhaltigkeit"). Dies bedeutet einen nochmaligen Abfall gegenüber früheren Platzierungen: Lag man 2021 in der Gesamtwertung noch auf Rang 14 und 2022 auf Rang 17, liegt Deutschland im Melbourne Mercer Global Pension Index 2023 nur noch auf Rang 19. Eine Pressemeldung zum Melbourne Mercer Global Pension Index sowie Links zur englischsprachigen Studie sind auf der Webseite von Mercer Deutschland verfügbar.