Rentenversicherung: Droht ein Kollaps wegen veralteter IT?

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Welche Mehrkosten es erzeugt, dass die wichtigste Datenstelle der Rententräger mit veralteter IT arbeitet, kann die Rentenversicherung nicht benennen, kritisiert der Bundesrechnungshof. Bereits die externen Dienstleister kosten demnach viel Geld. Wie viel aber - ist unbekannt. "Das Kostenrisiko ist somit nicht kalkulierbar", so das bittere Fazit der Watchdogs.

“Der DRV Bund ist es nicht gelungen, die längst überfällige Modernisierung der DSRV zeitgerecht umzusetzen. Sie wird ihr Ziel verfehlen, bis Ende 2023 sämtliche IT-Verfahren der DSRV auf eine technisch moderne Plattform umzustellen. Versäumnisse in der Vergangenheit tragen wesentlich dazu bei, dass sich der Modernisierungsprozess erheblich verzögert und mit zusätzlichen Risiken belastet wird“, schreiben die Experten. Damit würden die bisherigen Projektrisiken nicht nur fortbestehen: „Durch den weitaus größeren Zeit- und Personalbedarf des Multiprojekts ist nicht auszuschließen, dass sie sich sogar noch verschärfen“, so der wenig optimistische Ausblick.

Wenn aber das Datensammeln und der Datenaustausch nicht mehr funktioniert, bedroht dies schlimmstenfalls auch die Funktionsweise der Rentenversicherung als Ganzes. Der Bundesrechnungshof nimmt daher auch die Aufsicht in die Pflicht: das Bundesamt für Soziale Sicherung (BAS), eine selbständige Bundesoberbehörde des Bundesarbeitsministeriums.

Der Bundesrechnungshof fordert abschließend in seinem Dokument: „Die DRV Bund muss das neue Multiprojekt mit höchster Priorität behandeln und ein erneutes Scheitern verhindern. Dafür ist dringend eine fundierte Projekt- und Kostenplanung erforderlich. Dazu gehört auch, den für die erfolgreiche Modernisierung erforderlichen Personalbedarf realistisch zu planen und zu decken. Die zugesagte Begleitung durch das BAS muss sicherstellen, dass die Aufsicht jederzeit über den Stand des Modernisierungsprozesses informiert ist und bei Bedarf rechtzeitig steuernd eingreift“.

DRV Bund: "Gegenwärtig kein besonderes Kostenrisiko"

Ein Sprecher der Deutschen Rentenversicherung Bund schätzt die Situation jedoch weniger drastisch ein als von den Finanzprüfern geschildert. "Die Deutsche Rentenversicherung Bund (DRV Bund) hat bereits frühzeitig mit der Modernisierung der Datenstelle der Rentenversicherung (DSRV) begonnen: Die elektronischen Verfahren wurden sukzessive umgestellt und erneuert und der fortschreitenden Digitalisierung angepasst. Das eigene, interne Modernisierungsvorhaben musste allerdings zurückpriorisiert werden, da vor allem gesetzliche Aufträge mit entsprechendem zeitlich knappen Umsetzungsvorgaben zu bearbeiten waren", positioniert sich der Sprecher gegenüber Versicherungsbote.

"Anders als der Bundesrechnungshof, sieht die DSRV gegenwärtig kein besonderes Kostenrisiko bei einem verlängerten Weiterbetrieb des bisherigen Großrechners", berichtet der Sprecher weiter. Darüber hinaus sei für den Betrieb der Anlage im Vergleich zu anderen Server-Infrastrukturen verhältnismäßig wenig Personal zur Betreuung notwendig. "Die verwendete Technik verfügt über hoch performante Spezifikationen aktueller Bauart und stellt sich als sehr leistungsfähig dar. Hinsichtlich der Katastrophenvorsorge wurden alle notwendigen Infrastrukturkomponenten beschafft. Die branchenüblichen Sicherheitsstandards werden allesamt eingehalten", sagt der Sprecher.