Vanguard: „Trotz des Rückzugs aus dem Direktvertrieb bleibt Deutschland ein Schlüsselmarkt“

Quelle: Moritz Schüßler@Vanguard

Im deutschen Markt hat Vanguard den Service für Privatanleger eingestellt, während professionelle Anleger weiterhin bedient werden. Was war der Grund für die Entscheidung?

Vanguard hat seine Strategie im deutschen Markt neu ausgerichtet und den Direktvertrieb an Privatanleger eingestellt, um verstärkt auf die Zusammenarbeit mit Finanzberatern und die Partnerschaften mit Direktbanken und Neobrokern zu setzen. Privatanleger können nach wie vor als Selbstentscheider oder über ihren Finanzberater in unsere Produkte investieren und unser zentrales Ziel bleibt es, Anlegern in Deutschland die besten Chancen auf Anlageerfolg zu bieten.

Durch den Ausbau des Vertriebsnetzwerks und die neuen Partnerschaften mit Plattformen strebt Vanguard an, das Angebot weiter zu skalieren. Zudem soll das Verständnis für Indexfonds und ETFs durch gezielte Wissensvermittlung gefördert werden. Unterstützt wird dieser Ansatz durch unser neues "Vanguard 365 Portal", das Finanzberatern umfassende Ressourcen und Schulungen bereitstellt, um Anleger bestmöglich zu beraten.

Diese Entscheidung verdeutlicht Vanguards langfristiges Engagement im deutschen Markt. Trotz des Rückzugs aus dem Direktvertrieb bleibt Deutschland ein Schlüsselmarkt für Vanguard, was die weiterhin hohen Nettomittelzuflüsse deutscher Anleger in Vanguard-ETFs unterstreichen.

Angesichts der wachsenden Bedeutung von nachhaltigen Investments: Wie integriert Vanguard ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales und Governance) in seine ETFs, und wie beeinflussen diese Produkte die Altersvorsorge?

Vanguard bietet eine Reihe von ETFs an, die ESG-Kriterien berücksichtigen. Diese ETFs zeichnen sich durch hohe Transparenz und Verständlichkeit aus, indem sie ein umsatzbasiertes Ausschlussverfahren anwenden und festgelegten Regeln folgen. Wir arbeiten hier zudem mit sogenannten All-Cap-Indizes, die auch Small-Cap-Aktien berücksichtigen, um der geringeren Diversifikation aufgrund der zahlreichen Ausschlüsse entgegenzuwirken.

Wie sich diese Produkte auf die Altersvorsorge auswirken, hängt von der individuellen Anlagestrategie ab. ESG-ETFs bieten die Möglichkeit, persönliche Werte in die Geldanlage zu integrieren und gleichzeitig potenzielle Risiken, die mit ESG-Faktoren verbunden sind, zu minimieren. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass ESG-ETFs keine Garantie für höhere Renditen oder geringere Verluste bieten. Anleger sollten sorgfältig abwägen, ob und wie ESG-Ansätze zu ihren langfristigen Zielen und ihrer individuellen Altersvorsorgestrategie passen.

Wie bewerten Sie die langfristige Entwicklung des ETF-Marktes in Deutschland, speziell im Altersvorsorgesektor?

Die langfristige Entwicklung des ETF-Marktes in Deutschland, insbesondere im Bereich der Altersvorsorge, schätzen wir bei Vanguard positiv ein. Verschiedene Faktoren sprechen dafür: Zum einen beginnen junge Menschen zunehmend früher, systematisch für das Alter vorzusorgen, und zeigen dabei auch in schwierigen Marktphasen eine hohe Beständigkeit in ihren Investments. Zum anderen wirken sich die niedrigen Kosten von ETFs langfristig positiv auf die langfristige Rendite aus, was sie besonders attraktiv für die Altersvorsorge macht. Die wachsende Beliebtheit von ETF-Sparplänen in Deutschland unterstreicht diesen Trend. Ebenso politische Initiativen wie die anstehende Rentenreform.

Bei Vanguard sprechen wir in diesem Zusammenhang von einer „Demokratisierung der Kapitalanlage“, da der Zugang zu den Kapitalmärkten einer breiteren Bevölkerungsschicht ermöglicht wird. Die wachsende Nachfrage nach ETFs trägt auch zu einer Diversifizierung der Vertriebswege in der Finanzberatung bei, was den Anlegern zugutekommt. Dieses Bewusstsein spiegelt sich auch in politischen Initiativen wider – etwa in den Vorschlägen der EU-Kleinanlegerstrategie, die Änderungen diverser EU-Vorschriften zur Verbesserung des Verbraucherschutzes vorsehen. Künftig sollen Informationen klarer vermittelt und Investitionen durch strengere Transparenz- und Offenlegungspflichten besser abgesichert werden.

Produkte wie die LifeStrategy Multi-Asset-ETFs, die verschiedene Risikoprofile abdecken und ein automatisches Rebalancing bieten, unterstützen den langfristigen Vermögensaufbau. Mit wachsender Sensibilität der Bevölkerung für die Bedeutung der privaten Altersvorsorge, verstärkt durch staatliche Reformen wie die der geförderten privaten Altersvorsorge, ist zu erwarten, dass ETFs im deutschen Altersvorsorgesektor weiter an Bedeutung gewinnen und eine stärkere Aktien- und Wertpapierkultur entsteht. Initiativen zur Förderung der Finanzbildung, mehr Kostentransparenz und die enge Zusammenarbeit mit Finanzberatern tragen ebenfalls dazu bei, ETFs als festen Bestandteil der Altersvorsorge zu etablieren.