„Mit dem Pflege-Bahr hat die Politik grundsätzlich den richtigen Weg eingeschlagen“

Quelle: Thomas_Brahm@Debeka

Der Pflege-Bahr richtet sich besonders an Menschen mit Vorerkrankungen, die bei anderen Tarifen häufig abgelehnt werden. Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um diese Zielgruppe weiterhin gezielt anzusprechen und den Tarif sowohl für die Kunden als auch für Sie als Anbieter attraktiv zu gestalten?

Wir befürworten es ausdrücklich, einem breiten Personenkreis den Zugang zu ergänzender Pflegevorsorge zu erleichtern, sowohl in finanzieller Hinsicht als auch bei den Zugangsvoraussetzungen. Natürlich muss dabei immer ein gut kalkulierbarer Bestand im Auge behalten werden.

Glauben Sie, dass der Pflege-Bahr in den nächsten Jahren angepasst oder sogar ersetzt werden muss, um den politischen Zielen seit Einführung gerecht zu werden? Wenn ja: Was würden Sie dem Gesetzgeber raten?

Die aktuelle Entwicklung in der Pflegepflichtversicherung zeigt, dass nicht nur die Leistungen – und damit verbunden auch die Kosten –, sondern auch der Anteil pflegebedürftiger Menschen steigt. Und in den kommenden zwanzig Jahren wird diese Situation noch prekärer, wenn sich die Anzahl der Pflegebedürftigen um Menschen aus der Babyboomer-Generation erhöht. Es braucht daher aus unserer Sicht zwingend eine generationengerechte Vorsorge mit mehr Kapitaldeckung.

Gerade aufgrund der Entwicklung in den letzten Jahren ist deutlich geworden, dass die Kosten und Beiträge in der Pflegepflichtversicherung ohne notwendige grundlegende Änderungen und Reformen aus dem Ruder laufen. Vor diesem Hintergrund hat der PKV-Verband bereits entsprechende Lösungskonzepte präsentiert, wie etwa den „Neuen Generationenvertrag für die Pflege“ oder das vom Experten-Rat Pflegefinanzierung vorgelegte Konzept einer generationengerechten „Pflege + Versicherung“.

Mit dem Pflege-Bahr hat die Politik grundsätzlich den richtigen Weg eingeschlagen. Die öffentliche Aufmerksamkeit rund um die Einführung sowie die finanzielle Förderung hat das Bewusstsein in der Bevölkerung für private Vorsorge zunächst auch sehr gestärkt. Mit den Pflegereformen in den Folgejahren ist die Politik leider vom richtigen Weg abgekommen. Anstatt die private Vorsorge weiter zu fördern und mit der kapitalgedeckten Vorsorge jüngere Generationen zu entlasten, hat die Politik die Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung sukzessive ausgebaut – und dadurch in der Bevölkerung für eine trügerische Sicherheit gesorgt. Die andauernden Debatten um eine Pflege-Vollversicherung haben die gute Entwicklung zusätzlich gebremst. Um die wichtige Vorsorge für den Pflegefall breiter in der Gesellschaft zu verankern, sollten die Beiträge für eine betriebliche Pflegeversicherung steuer- und sozialabgabenfrei gestellt werden. Die Pflegevorsorge ist jedoch generell ein wesentlicher Baustein der Altersvorsorge. Daher sollte jedem – auch unabhängig vom Engagement eines Arbeitgebers – ein günstiger Zugang zur Pflegevorsorge ermöglicht werden. Ein sinnvoller Hebel hierfür wäre es, die Pflegezusatzversicherung umfassend steuerlich abzugsfähig zu gestalten – so wie das bei Beiträgen für andere Vorsorgeaufwendungen bereits möglich ist. Auch eine Erhöhung der direkten finanziellen Förderung wäre geboten.

Wie wichtig ist der Pflege-Bahr für die Debeka langfristig? Und sehen Sie Ihre Rolle als Marktführer in diesem Segment auch in den kommenden Jahren – selbst, wenn keine weiteren gesetzlichen Anpassungen erfolgen?

Die ergänzende Pflegevorsorge bleibt ein wichtiges Zukunftsthema. Hinsichtlich der Erneuerung der Förderfähigkeit und des Förderprozesses schließen wir uns der Positionierung des PKV-Verbandes an.

Zu guter Letzt: Was ist Ihre Bilanz seit Einführung der Produkte aus Sicht Ihres Unternehmens?

Wir ziehen eine positive Bilanz, denn rund 200.000 Menschen konnte der Zugang zu finanzieller Unterstützung im Pflegefall ermöglicht werden. Wir sehen aber weiteren Handlungsbedarf für eine Generationengerechte Pflege und schließen uns hierbei erneut den Positionen des PKV-Verbandes an.