PKV-Rating: Erneut nur ein Unternehmen mit Bestnote

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Ein aktuelles Rating zur privaten Krankenversicherung (PKV) zeigt: Lediglich ein Unternehmen konnte die Höchstwertung erzielen. Dennoch gibt es Grund zur Zufriedenheit, denn die Gesamtbewertung der Branche blieb ohne gravierende Ausreißer nach unten. Versicherungsbote stellt Ergebnisse vor.

Die private Krankenversicherung (PKV) steht vor erheblichen Herausforderungen. Steigende Gesundheitskosten und der technische Fortschritt führen dazu, dass medizinische Leistungen immer teurer werden und die Versicherer ihre Budgets immer stärker beanspruchen müssen. Gleichzeitig kämpft die Branche mit einer stagnierenden Nachfrage in der Vollversicherung. Ein Grund dafür ist auch die wachsende finanzielle Unsicherheit, die viele Selbstständige und Freiberufler – eine wichtige Zielgruppe der PKV – in die gesetzliche Absicherung treibt. Hinzu kommt der demografische Wandel, der den Druck auf die Versicherer weiter erhöht. So kündigte der PKV-Verband zuletzt durchschnittliche Beitragsanpassungen von durchschnittlich 18 Prozent für zwei Drittel der Privatversicherten an. Vor diesem Hintergrund möchte ein neuer Unternehmenstest prüfen, wie die Unternehmen aufgestellt sind, um diese Herausforderungen zu bewältigen.

Um die finanzielle Stabilität und Anpassungsfähigkeit der PKV-Unternehmen zu bewerten, hat das Deutsche Finanz-Service Institut (DFSI) eine umfassende Analyse durchgeführt. Dabei wurden die 31 größten privaten Krankenversicherer in Deutschland auf Herz und Nieren geprüft. Die Untersuchung erfolgte anhand von drei zentralen Kriterien: Substanzkraft, Produktqualität und Service. Diese Faktoren sind entscheidend dafür, wie gut ein Unternehmen auf künftige Herausforderungen vorbereitet ist und ob es in der Lage ist, den Versicherten stabile und verlässliche Leistungen zu bieten.

Testbereich Substanzkraft

Die Substanzkraft bildet das Fundament der Bewertung, da sie aufzeigt, ob ein Unternehmen auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten bestehen kann, ohne die Beitragsstabilität zu gefährden. Hierfür entwickelte das DFSI die sogenannte Substanzkraftquote, die verschiedene finanzielle Kennzahlen in Beziehung setzt: Eigenkapital, Rückstellungen für Beitragsrückerstattung (RfB) und stille Reserven werden miteinander verrechnet und ins Verhältnis zu den Altersrückstellungen gesetzt. Unternehmen, die in dieser Kategorie besonders gut abschneiden, gelten als besonders widerstandsfähig gegenüber Krisen und sind besser gerüstet, um die Beiträge ihrer Versicherten stabil zu halten.

Doch die Substanzkraftquote allein reicht nicht aus, um die finanzielle Stabilität umfassend zu bewerten. Das DFSI ergänzt sie durch weitere Kennzahlen, wie das versicherungstechnische Ergebnis, die Nettoverzinsung, den Marktanteil und die Entwicklung der Versichertenzahl. Hier zeigt sich, wie profitabel ein Unternehmen arbeitet, wie es seine Kapitalanlagen verwaltet und ob es in der Lage ist, kontinuierlich neue Kunden zu gewinnen oder bestehende Kunden zu halten. Die Gewichtung dieser Faktoren ist dabei entscheidend: Die Substanzkraftquote macht mit 50 Prozent den größten Anteil an der Bewertung dieses Bereichs aus, während das versicherungstechnische Ergebnis 20 Prozent, die Nettoverzinsung 15 Prozent und der Marktanteil 10 Prozent zur Bewertung beitragen. Die Entwicklung der Versichertenzahl wird mit fünf Prozent berücksichtigt.

Insgesamt können für die Substanzkraft 100 Punkte erreicht werden. Für das Gesamtergebnis wird die Substanzkraft mit 40 Prozent gewichtet.

Testbereich Produktqualität

Die Produktqualität ist ein weiterer wichtiger Aspekt der Analyse. Sie bewertet die Stärke und Vielfalt der angebotenen Versicherungsprodukte. PKV-Anbieter, die mit einer breiten Palette hochwertiger Tarife überzeugen können, bieten ihren Kunden nicht nur umfassenden Schutz, sondern punkten auch mit Transparenz und Flexibilität. Dabei fließen die Ergebnisse aus verschiedenen Produkttests ein, in denen Vollkosten-, Zusatz- und Pflegeversicherungen bewertet werden. Unternehmen, die in diesen Tests Bestnoten erzielen, zeigen, dass sie auf die Bedürfnisse ihrer Versicherten eingehen können.

Auch für die Produktqualität können maximal 100 Punkte erreicht werden. Für das Gesamtergebnis wird der Bereich mit 40 Prozent gewichtet.

Testbereich Service

Abgerundet wird die Bewertung durch den Service, der allerdings nur mit 20 Prozent in die Gesamtwertung einfließt – er ist damit der am niedrigsten gewichtete Bereich. Hier analysiert das DFSI unter anderem die Gesundheitsservices, die Versicherer anbieten, wie z.B. Vorsorgeprogramme oder die Vermittlung von Fachärzten. Eine niedrige Beschwerdequote bei der BaFin deutet zudem aus Sicht der Tester auf eine hohe Kundenzufriedenheit hin. Auch hier können maximal 100 Punkte erreicht werden.

Wie die Unternehmen abschnitten

Wie aber schnitten die Unternehmen in dem Test ab? Erneut – wie schon das letzte Mal – gibt es nur eine Bestnote „Exzellent“. Auch erhielt das letztplatzierte Unternehmen diesmal nur ein „Befriedigend“ – anders als im letzten Jahr, als auch alle hinteren Ränge immerhin noch mit einem "Gut" davonkamen. Und doch kann das Gesamtfeld zufrieden sein:

  • Die Bestnote „Exzellent“ wurde zwar nur ein Mal vergeben, aber immerhin zehn Unternehmen erhielten die zweitbeste Note „Sehr Gut“
  • Hinzu kommen immerhin neunzehn Unternehmen, die ein „Gut“ erhielten.
  • Und ein Unternehmen erhielt – die schlechteste vergebene Note – ein „Befriedigend“.
  • Schlechtere Noten als ein "Befriedigend" mussten in der Gesamtwertung nicht vergeben werden.

Rating-Sieger: die Allianz

Rating-Sieger ist, wie im Vorjahr, die Allianz. Und wie im Vorjahr erreicht nur die Allianz die Bestnote. Dies verdankt sich der Note 1,3 bei der Teilwertung Substanzkraft (85,08 Punkte/ „Sehr Gut“), der Note 0,9 bei der Teilwertung Produktqualität (100 Punkte/ „Exzellent“) und der Note 0,6 beim Service (99,02 Punkte/ „Exzellent“).

Folgende Versicherer sicherten sich im Rating die Plätze eins bis zehn:

  1. Allianz: 90,66 Punkte („Exzellent")
  2. Barmenia: 88,51 Leistungspunkte ("Sehr Gut")
  3. Signal Iduna: 88,13 Leistungspunkte ("Sehr Gut")
  4. R+V: 86,76 Leistungspunkte ("Sehr Gut")
  5. Arag: 85,45 Leistungspunkte ("Sehr Gut")
  6. HanseMerkur: 84,48 Leistungspunkte ("Sehr Gut“)
  7. Württembergische: 83,82 Leistungspunkte ("Sehr Gut")
  8. DKV: 82,68 Leistungspunkte ("Sehr Gut")
  9. Hallesche: 80,61 Leistungspunkte ("Sehr Gut“)
  10. Axa: 80,25 Leistungspunkte ("Sehr Gut")

„Befriedigend“ für die Concordia

Vorausgesetzt werden muss natürlich: ein „Befriedigend“ ist keine schlechte Note. Die Concordia erhält insgesamt eine 2,6 und verfehlt das „Gut“ nur knapp. Dennoch bedeutet diese Note für die Concordia den letzten Rang der Gesamtwertung.

Teils ein schlechteres Abschneiden des Felds in den Teilwertungen

Allerdings schnitt das Gesamtfeld in den Teilwertungen schlechter ab. So wurde bei der Substanzkraft fünf Mal die Note „Befriedigend“ vergeben. Beim Service gab es sogar fünfzehn Mal ein „Befriedigend“ und sogar ein Mal ein „Ausreichend“ (für die Gothaer). Alle Testergebnisse sind auf der Webseite der Experten aus Köln verfügbar.