Auch wenn die Zinszusatzreserve 2024 erstmals Rückflüsse ermöglicht, bleibt ihre weitere Entwicklung unsicher – denn sie hängt maßgeblich vom Kapitalmarktzins ab. Um die Auswirkungen möglicher Zinsverläufe besser einschätzen zu können, hat Assekurata im Rahmen ihrer Marktstudie drei Szenarien modelliert. Alle Szenarien gehen vom aktuellen Referenzzins von 1,57 Prozent aus und berücksichtigen jeweils unterschiedliche Entwicklungen des Null-Kupon-Euro-Zinsswapsatzes, der dem Referenzzins zugrunde liegt.
Basisszenario: Rückflüsse auf Raten
Im sogenannten Basisszenario bleibt das aktuelle Zinsniveau auf absehbare Zeit stabil. Der Referenzzins verharrt bis einschließlich 2026 bei 1,57 Prozent, ehe er sich langsam zu erholen beginnt. Die Folge: Die Unternehmen können 2025 und 2026 weiterhin rund 5 Milliarden Euro pro Jahr aus der ZZR entnehmen – etwa in der Größenordnung des Rückflusses von 2024. Der Gesamtbestand der ZZR würde damit bis Ende 2026 auf 74 Milliarden Euro sinken.
Erst ab 2027 wird mit einem allmählichen Anstieg des Referenzzinses gerechnet, wodurch sich auch die jährlichen Rückflüsse deutlich erhöhen könnten – auf mehr als zehn Milliarden Euro. Die Rückführung verläuft also schrittweise, aber konstant – ein Szenario der „langsamen Entspannung“.
Negativszenario: Rückflüsse mit Ablaufdatum
Im Negativszenario geht Assekurata davon aus, dass die Kapitalmarktzinsen in den kommenden Jahren wieder sinken – und der Referenzzins langfristig unter Druck gerät. Hier würde der Swapsatz bis 2029 auf 0,00 Prozent fallen, mit entsprechend verzögerter Wirkung auf den geglätteten Referenzzins.
Zwar wären auch in diesem Szenario noch Rückflüsse bis 2026 möglich, doch ab 2027 kehrt sich der Trend um: Die ersten Tarifgenerationen müssten wieder mit neuen Zuführungen zur ZZR bedacht werden. Ab 2032 wären selbst Verträge mit einem Rechnungszins von 1,25 Prozent nachreservierungspflichtig – eine Tarifgeneration, die bisher verschont blieb. In den Folgejahren würden dann auch Verträge mit 1,00 Prozent (ab 2034) oder sogar darunter in die Pflicht fallen. Das wäre nicht nur bilanziell belastend, sondern würde auch neue Reserven in einem Marktumfeld erfordern, das ohnehin wenig Ertragspotenzial bietet.
Positivszenario: Wegfall der ZZR
Im optimistischen Szenario unterstellt Assekurata eine fortgesetzte Zinswende – mit einem Anstieg des Referenzzinses bis auf 4,00 Prozent im Jahr 2035. In diesem Fall beschleunigt sich die Rückführung der ZZR erheblich: Bereits ab 2026 würden die Rückflüsse deutlich zunehmen, sodass der Bestand bis 2032 weitgehend aufgebraucht wäre.
Das würde bedeuten: Keine neue Nachreservierung mehr nötig, vollständige Rückführung der gebundenen Mittel – und neue Spielräume für die Kapitalanlagestrategie. Die ZZR hätte dann endgültig ihren Charakter als Kriseninstrument verloren – und wäre bilanziell kaum noch spürbar.
Die ZZR verliert an Dynamik – aber nicht an Bedeutung
Die Zinszusatzreserve bleibt ein zentrales Element der Sicherung von Altgarantien – auch wenn sie 2024 erstmals wieder Kapital freisetzt. Die Rückflüsse schaffen Freiräume, doch ihre Verwendung bleibt abhängig von stillen Lasten, Kapitalmarktbedingungen und Bilanzpolitik. Entscheidend wird sein, wie lange sich das aktuelle Zinsumfeld hält – und welche Vertragsgenerationen künftig noch nachreservierungspflichtig werden.
Hintergrund: Die hier genannten Ergebnisse stammen aus der Assekurata-Marktstudie 2025: Überschussbeteiligungen und Garantien in der Lebensversicherung. Die 23. Auflage der jährlich erscheinenden Untersuchung enthält umfassende Analysen zu Zinssätzen, Reserven und Überschussentwicklungen der deutschen Lebensversicherer – und kann kostenpflichtig über die Website von Assekurata bezogen werden.