Einkommen in Ost und West nähern sich weiter an

Die Einkommen in Deutschlands Osten und Westen gleichen sich immer mehr an. Zwischen 2005 und 2010 stiegen die Einkommen im Westen um vier Prozent. Im Osten waren es immerhin 20 Prozent. Dennoch bekommen Ostdeutsche immer noch 20 Prozent weniger als ihre Kollegen im Westen.

Das zeigen neue Analysen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) zur personellen Einkommensverteilung auf Basis der zusammen mit TNS Infratest Sozialforschung erhobenen Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP). „Der jahrelange Trend einer Erhöhung der Einkommensungleichheit scheint gestoppt“, sagt DIW-Ökonom Markus M. Grabka. „Allerdings bleiben Unsicherheitsfaktoren bestehen: Die Konjunktur trübt sich derzeit ein und die aktuell noch gute Arbeitsmarktentwicklung könnte von der Euro-Krise gebremst werden.“

Einkommen sind von 2005 bis 2010 gestiegen

Der aktuellen Untersuchung zufolge sind die jährlichen Markteinkommen, die sich vor allem aus den Erwerbseinkommen und zusätzlich den Kapitaleinkommen zusammensetzen, in Westdeutschland von 2005 bis 2010 um knapp vier Prozent oder 1.000 Euro gestiegen, in den neuen Bundesländern fiel der Anstieg mit 20 Prozent (2.900 Euro) noch deutlich stärker aus.

„Nach einer rückläufigen Entwicklung bis ins Jahr 2005 erfolgte die Trendwende in der Einkommensentwicklung vor allem dank der guten Arbeitsmarktentwicklung“, sagt DIW-Verteilungsexperte Jan Goebel.


Armutsrisiko sinkt mit Vollzeitjob und steigt mit Anzahl der Kinder

Ähnlich positiv gestaltet sich die Entwicklung bei den verfügbaren Einkommen, welche die Einkommen einschließlich gesetzlicher Transferzahlungen und abzüglich Steuern und Sozialabgaben darstellen. Nach Rückgängen zu Beginn des Jahrtausends stiegen die jährlichen verfügbaren Einkommen zwischen 2005 und 2010 im Westen Deutschlands um drei Prozent (600 Euro) und im Osten sogar um sieben Prozent (1.100 Euro), wenngleich die ostdeutschen Einkommen im Mittel (Median) weiterhin nur vier Fünftel des westdeutschen Einkommensniveaus erreichen.

Aus den Einkommenszuwächsen und der Verringerung der Ungleichheit resultiert jedoch kein deutlicher Rückgang des Armutsrisikos. 14 Prozent der in Deutschland lebenden Menschen mussten 2010 mit höchstens 60 Prozent des mittleren Haushaltsnettoeinkommens der Gesamtbevölkerung auskommen (990 Euro).

„Zudem beschränkt sich die leichte Verbesserung auf Westdeutschland, in Ostdeutschland lebt noch immer jede fünfte Person unterhalb der Armutsrisikoschwelle“, sagt DIW-Verteilungsforscher Grabka. „Insgesamt scheint es Deutschland aber gelungen zu sein, die sozialen und ökonomischen Risiken der Wirtschafts- und Finanzkrise einzugrenzen.“

Am stärksten vom Armutsrisiko betroffen sind Jugendliche und junge Erwachsene bis 24 Jahre. Letztere sind besonders aufgrund des verstärkten Trends zum Hochschulstudium gefährdet, da der Start ins Berufsleben hinausgezögert wird. Zudem müssen Berufseinsteiger immer häufiger mit prekären Beschäftigungsverhältnissen oder schlecht bezahlten Praktika Vorlieb nehmen. Bei Betrachtung verschiedener Haushaltstypen zeigt sich das mit Abstand größte Armutsrisiko nach wie vor bei Alleinerziehenden. Das Risiko steigt dabei mit der Anzahl der Kinder: Alleinerziehende mit einem Kind sind in einem Drittel aller Fälle armutsgefährdet, mit zwei oder mehr Kindern sogar zu fast 50 Prozent. Der Zusammenhang zwischen Armutsrisiko und Kinderzahl zeigt sich gleichwohl auch bei Paaren.

Der beste Schutz vor Armut ist nach wie vor eine Erwerbstätigkeit: Das Armutsrisiko sinkt gemäß den SOEP-Analysen um zehn Prozentpunkte, wenn mindestens eine Person im Haushalt einer Vollzeittätigkeit nachgeht.