Ähnlich positiv gestaltet sich die Entwicklung bei den verfügbaren Einkommen, welche die Einkommen einschließlich gesetzlicher Transferzahlungen und abzüglich Steuern und Sozialabgaben darstellen. Nach Rückgängen zu Beginn des Jahrtausends stiegen die jährlichen verfügbaren Einkommen zwischen 2005 und 2010 im Westen Deutschlands um drei Prozent (600 Euro) und im Osten sogar um sieben Prozent (1.100 Euro), wenngleich die ostdeutschen Einkommen im Mittel (Median) weiterhin nur vier Fünftel des westdeutschen Einkommensniveaus erreichen.
Aus den Einkommenszuwächsen und der Verringerung der Ungleichheit resultiert jedoch kein deutlicher Rückgang des Armutsrisikos. 14 Prozent der in Deutschland lebenden Menschen mussten 2010 mit höchstens 60 Prozent des mittleren Haushaltsnettoeinkommens der Gesamtbevölkerung auskommen (990 Euro).
„Zudem beschränkt sich die leichte Verbesserung auf Westdeutschland, in Ostdeutschland lebt noch immer jede fünfte Person unterhalb der Armutsrisikoschwelle“, sagt DIW-Verteilungsforscher Grabka. „Insgesamt scheint es Deutschland aber gelungen zu sein, die sozialen und ökonomischen Risiken der Wirtschafts- und Finanzkrise einzugrenzen.“
Am stärksten vom Armutsrisiko betroffen sind Jugendliche und junge Erwachsene bis 24 Jahre. Letztere sind besonders aufgrund des verstärkten Trends zum Hochschulstudium gefährdet, da der Start ins Berufsleben hinausgezögert wird. Zudem müssen Berufseinsteiger immer häufiger mit prekären Beschäftigungsverhältnissen oder schlecht bezahlten Praktika Vorlieb nehmen. Bei Betrachtung verschiedener Haushaltstypen zeigt sich das mit Abstand größte Armutsrisiko nach wie vor bei Alleinerziehenden. Das Risiko steigt dabei mit der Anzahl der Kinder: Alleinerziehende mit einem Kind sind in einem Drittel aller Fälle armutsgefährdet, mit zwei oder mehr Kindern sogar zu fast 50 Prozent. Der Zusammenhang zwischen Armutsrisiko und Kinderzahl zeigt sich gleichwohl auch bei Paaren.
Der beste Schutz vor Armut ist nach wie vor eine Erwerbstätigkeit: Das Armutsrisiko sinkt gemäß den SOEP-Analysen um zehn Prozentpunkte, wenn mindestens eine Person im Haushalt einer Vollzeittätigkeit nachgeht.