Man stelle sich folgendes Szenario vor: der eigene MVP-Anbieter erhöht die Preise und reduziert den Support. Währenddessen rüsten andere Anbieter auf und bieten für einen geringeren Preis ein besseres Produkt. Dann könnte man doch einfach das MVP wechseln, richtig? So einfach ist es nicht.
Als Bestandskäufer und MVP-Nutzer haben wir die Erfahrung gemacht, dass alle gängigen MVPs einen Datenexport anbieten—ansonsten wären sie übrigens auch nicht DSGVO-konform. Daten können also aus dem alten MVP exportiert werden und im Anschluss in ein neues MVP importiert werden. Man muss nur die Felder und Funktionen der MVPs „matchen“, also in Einklang bringen.
Das Problem ist, dass für all das IT-Know-how in einem Umfang nötig ist, den Makler ohne eigene IT-Abteilung nicht haben. Also mehr als 95% der Makler. Die MVP-Anbieter selbst helfen gerne bei der Datenmigration, lassen sich dies aber fürstlich vergüten. Rechnen Sie mindestens mit 10.000 – 15.000 EUR. Im Grunde haben die MVP-Anbieter kein Interesse daran, dass Sie als Makler Ihr MVPs so leicht wechseln können wie Ihre Zahnpasta-Marke.
Fazit: Schauen Sie genau hin, bevor Sie sich für ein MVP entscheiden. Wechseln wird schwierig und teuer.
MVPs verschwinden vom Markt
Durch die jüngste Konsolidierungswelle verschwinden einige MVPs kurz- und mittelfristig vom Markt. Der Käufer führt das zugekaufte MVP in der Regel noch eine Weile weiter, reduziert zunehmend den Entwicklungsaufwand und führt irgendwann eine Zwangsmigration auf das eigene Flaggschiff-MVP durch.
Infolgedessen drohen denen, die das alte System nutzen, Jahre des Stillstandes. Höhere Personalkosten sind nötig, um ein nicht mehr zeitgemäßes System am Leben zu halten. Und ob die Zwangsmigration am Ende reibungslos funktioniert, weiß keiner. Unserer Erfahrung nach ist es eine Mammutaufgabe, einen ganzen MVP-Bestand zu migrieren, insbesondere beim ersten Mal. Einen Ausgleich für die Umstände brauchen die Makler hingegen ebenso wenig zu erwarten wie eine Erstattung der Schulungskosten für das eigene Personal.
Wird Ihr MVP-Anbieter in nächster Zeit also von einem größeren „geschluckt“, machen Sie sich darauf gefasst, dass die Technik in den nächsten Jahren ein leidiges Thema sein wird: willkommen in der Technik-Hölle.
Fazit: Rechnen Sie mit dem Schlimmsten für die Zukunft Ihres MVPs, wenn Sie bei einem kleinen Anbieter sind. Gehen Sie zu einem der ganz großen, wenn Sie auf Nummer sicher gehen wollen.
MVPs machen Makler zu verkappten Agenten
Wer sich mit Leib und Seele seinem MVP verschreibt, schränkt möglicherweise die Produktauswahl für seine Kunden drastisch ein. Die durch das MVP bereitgestellten Tools und Funktionen (Vergleichsrechner, BiPRO-Schnittstellen, etc.) funktionieren für einige Versicherer und Produkte gut und für andere weniger—aber für welche liegt nicht mehr in Ihrer Hand.
Während viele MVPs derzeit durchaus eine breite Marktabdeckung ermöglichen, sollten Sie bei MVPs auf der Hut sein, die von Versicherern selbst entwickelt wurden oder Versicherer als Eigentümer haben. In der Regel sind diese MVPs gratis oder zum Spottpreis zu haben. Aber egal wie häufig die Anbieter das Gegenteil betonen: natürlich entwickeln Versicherer ein MVP nicht, um die unabhängige Vermittlung durch Makler zu fördern. Es geht darum, dass die Nutzer ihre Produkte verkaufen.
Fazit: Wählen Sie als unabhängiger Makler keine MVPs mit Versicherer-Eigentümer(n). Achten Sie auf die Marktabdeckung.