Es dürfte der Albtraum eines jeden MVP-Nutzers sein: der Zusammenbruch des eigenen Systems. Plötzlich, scheinbar ohne Ankündigung verschwinden alle Kundendaten. Das kann das Ende eines Maklerbetriebs sein. Nun droht bei jeder IT-Lösung—egal ob von Microsoft, SAP oder Assfinet—eine Krise, wenn die Programme streiken. Im Fall der MVPs dürfte das größte Risiko allerdings weniger bei den Anbietern, als in der IT-Infrastruktur der Nutzer liegen. Die meisten Makler nutzen aktuell stationäre MVP-Lösungen. Anders als bei Cloud-Lösungen liegen die Daten auf den heimischen Systemen der Makler. Was aus Datenschutz-Sicht erstmal gut klingt, hat freilich den Haken, dass im Falle eines Crashs der MVP-Anbieter keine Kopie der Daten hat. Und das Risiko, dass eine selbstgestrickte Makler-IT-Infrastruktur versagt, ist bedeutend höher als das Risiko, dass ein professioneller IT-Dienstleister die Daten verbummelt (auch wenn letzteres natürlich auch passieren kann).
Fazit: Steigen Sie um auf Cloud-Lösungen, sobald es möglich ist. Wenn Sie ein stationäres MVP haben, machen Sie ein Back-up Ihrer Daten. Lassen Sie sich helfen, falls Sie nicht wissen wie das geht.
Fazit: MVPs sind gefährlich, aber alternativlos
So viel ist klar: mit einem nein zur Technik kommen Makler heute nicht weit. Es gibt in Zeiten der Digitalisierung keine Alternative zur strukturierten Datenerfassung via MVP. Die Entscheidung für ein MVP ist keine sekundäre Entscheidung, sondern eine von grundsätzlicher strategischer Relevanz für jedes Maklerunternehmen. Schauen Sie deshalb genau hin.
Es gilt jedoch auch: noch gefährlicher als die Nutzung eines MVPs ist es nur, keines zu nutzen. Statt der großen Freiheit wird der Makler in diesem Szenario erst recht zum „Datenknecht“—denn die Kunden erwarten, dass wir als Makler unsere Daten im Griff haben, egal wie. Wenn man es richtig macht, sind die MVPs ein sinnvolles Werkzeug für jeden Makler.
Dass insgesamt die Oligopolisierung des MVP-Marktes auch eine Oligopolisierung des Maklermarktes begünstigt, scheint mir allerdings ausgemacht. Aber das ist ein Thema für ein anderes Mal.
Über den Autor: Philipp Kanschik ist Bereichsleiter für das digitale Maklergeschäft und Nachfolgelösungen bei Policen Direkt. Einerseits ist er promovierter Philosoph, Weltreisender und Gitarrist und andererseits Experte für technologiebasierte Online-Versicherungs-Plattformen sowie Maklerbestandsübernahmen. So wirft er einen ganz eigenen Blick auf die digitalen Herausforderungen der Versicherungsbranche.