Kfz-Versicherung: "Die Situation ist problematisch, wenn auch nicht ungewöhnlich"

Quelle: Advyce & Perlitz GmbH

Die BaFin fordert höhere Prämienanpassungen, um finanzielle Verluste zu vermeiden. Wie können Versicherer auf diesen Druck reagieren, ohne ihre Marktposition auf einem hart umkämpften Markt zu gefährden? Befinden sie sich in einer Zwickmühle?

Die Forderung der BaFin nach höheren Prämienanpassungen stellt Versicherer vor eine komplexe Herausforderung. Zum einen sind finanzielle Verluste natürlich zu vermeiden, andererseits darf die Wettbewerbsposition in dem hart umkämpften Markt der Kfz-Versicherung nicht gefährdet werden. Dieses Bild sehen wir besonders auch in Deutschland. Hier kann man tatsächlich von einer Zwickmühle sprechen. Der Schlüssel liegt in der Balance zwischen notwendigen Prämienanpassungen und der gleichzeitigen Optimierung von Kosten, Prozessen und Kundenerlebnissen. Durch innovative Produkte, effiziente Schadensregulierung und eine starke Kundenkommunikation können Versicherer ihre Marktposition trotz der Herausforderungen behaupten und gleichzeitig die Profitabilität sichern.

Man denke an diese Beispiele: Eine Prämienanpassung ist für viele Versicherer zunächst einmal das Mittel der Wahl. Durch eine Segmentierung der Kundenbasis können aber auch differenzierte Prämien angeboten werden, die das individuelle Risiko besser widerspiegeln. Als Beispiel sind hier Telematik-Tarife zu nennen.

Mehrwertdienste sind ebenfalls ein häufig genutztes Mittel, um eine höhere Prämie zu rechtfertigen. Dabei kann es sich um erweiterte Assistance-Leistungen wie Pannenhilfe oder spezielle Services für Elektrofahrzeuge handeln. Solche Zusatzleistungen können die Kundenbindung stärken und die Zahlungsbereitschaft erhöhen.

Durch die Einführung flexiblerer Zahlungsmodelle, wie monatliche Ratenzahlungen oder Pay-as-you-drive-Tarife, kann die finanzielle Belastung der Kunden verteilt und die Akzeptanz für höhere Prämien erhöht werden.

Die Branche steht unter Druck, das Geschäft gewinnbringend zu gestalten, während die Preise für Ersatzteile steigen und die Transformation zur E-Mobilität zusätzliche Kosten verursacht. Wie werden sich die aktuellen Preiserhöhungen bei der Kfz-Versicherung auf die langfristige Wettbewerbsfähigkeit der etablierten Versicherer auswirken? Welche Versicherer haben gute Chancen, sich zukünftig zu behaupten - welche eher nicht?

Die langfristige Wettbewerbsfähigkeit der etablierten Versicherer hängt stark davon ab, wie gut sie auf die aktuellen Herausforderungen reagieren. Versicherer, die in Digitalisierung, innovative Produkte und exzellenten Kundenservice bereits investiert haben, besitzen gute Chancen, sich auch in einem Markt mit steigenden Kosten und hohen Prämien zu behaupten. Andererseits könnten weniger agile und kapitalkräftige Marktteilnehmer Schwierigkeiten haben, sich in diesem Umfeld zu behaupten, was zu einer weiteren Konsolidierung des Marktes führen könnte.

Unternehmen wie u.a. die Allianz, HUK-COBURG oder die ERGO-Gruppe verfügen über die nötigen finanziellen Mittel und den Zugang zu Ressourcen, um in Technologie, Digitalisierung und innovative Produkte weiterhin zu investieren. Ihre etablierten Marken mit den Partnernetzwerken sowie eine 360-Grad-Sicht auf ihre Kunden ermöglichen es ihnen, personalisierte Dienstleistungen anzubieten und die Transformation zur E-Mobilität aktiv mitzugestalten.

Versicherer, die nicht über die finanziellen Ressourcen verfügen, um in digitale Transformation und neue Technologien zu investieren, werden Marktanteile verlieren.