Kfz-Versicherung: "Die Situation ist problematisch, wenn auch nicht ungewöhnlich"

Quelle: Advyce & Perlitz GmbH

Der Autobauer Tesla bietet bereits Kfz-Versicherungen, die sich komplett am Fahrverhalten des Eigentümers orientieren. Elon Musk sagte sinngemäß, man verfüge ohnehin über mehr Daten als die Kfz-Versicherer. Könnte das die Zukunft sein: Der Versicherungstarif direkt vom Autobauer? Wie können Versicherer dagegen halten? Und was sind die Risiken, etwa mit Blick auf den Datenschutz?

Das Modell, bei dem Autobauer wie Tesla selbst Kfz-Versicherungen anbieten und die Tarife direkt am Fahrverhalten der Fahrzeughalter orientieren, könnte tatsächlich ein bedeutender Trend für die Zukunft der Kfz-Versicherungen werden. Fast alle Automobilhersteller bieten bereits Versicherungslösungen an. Das Thema Vehicle on Demand als Geschäftsmodell für OEM wird immer wieder diskutiert, Player wollen weg von reiner Herstellung und klassischem Verkauf. Versicherungen könnten ein Puzzleteil darstellen. Dies bedeutet aber nicht, dass der Hersteller selbst zum Risikoträger wird. Er kooperiert stets mit einem Versicherer. So zeichnet etwa die Helvetia die Risken der Tesla Versicherung - InsureMy Tesla.

Autobauer schaffen bereits heute ein integriertes Mobilitäts- und Versicherungsökosystem, das nicht nur die Versicherung, sondern auch Wartung, Reparaturen und andere Dienstleistungen umfasst. Da dieser sowohl das Fahrzeug als auch die Versicherung bereitstellt, könnten administrative Prozesse wie Schadensabwicklung und Prämienanpassungen deutlich vereinfacht und beschleunigt werden. Große Teile der Wertschöpfungskette des Risikoträgers wandern somit zum Automobilhersteller.

Um konkurrenzfähig zu bleiben, müssen Versicherer schnell und innovativ auf diese neuen Marktteilnehmer reagieren, beispielsweise durch die Entwicklung eigener telematik-basierter Produkte oder durch Kooperationen mit eben diesen Automobilherstellern.

Das wird nicht ohne Risiken zu bewerkstelligen sein: Ein kritische Frage besteht darin, wie transparent Autobauer über die Datennutzung informieren und wie viel Kontrolle die Verbraucher über ihre eigenen Daten behalten. Es besteht die Gefahr, dass Verbraucher nicht ausreichend über die Verwendung ihrer Daten aufgeklärt werden und nur eingeschränkte Möglichkeiten haben, der Datenverarbeitung zu widersprechen.

Wenn Autobauer sowohl das Fahrzeug als auch die Versicherung anbieten, könnte es zu Interessenkonflikten kommen, beispielsweise bei der Schadenregulierung. Ein Autobauer könnte versucht sein, eigene Kosten zu minimieren, indem er Ansprüche niedriger bewertet.

Die Fragen stellte Mirko Wenig