Imagekampagne für Geldpolitik der EZB gestartet
Führende Ökonomen wollen das Image der durch ihre ungebremsten Anleihekäufe umstrittenen Europäischen Zentralbank (EZB) durch eine Imagekampagne verbessern. Genau vor einem Jahr, am 26. Juli, hatte der Präsident der EZB, Mario Draghi, mit der seiner Ankündigung, alle zu tun, um den Euro zu retten, die Märkte beruhigt und damit eine Wende in der Euro-Krise herbeigeführt.
Seit Donnerstag wird der Aufruf an Ökonomen auf der ganzen Welt verschickt. Sie sollen dem angekratzten Image der EZB wieder auf die Sprünge helfen, denn in der breiten Bevölkerung stossen die Rettungsmassnahmen der EZB auf wenig Verständnis, birgt doch der unbegrenzte Kauf von Staatsanleihen überschuldeter Staaten auch ein Risiko. Erholen sich die angeschlagenen Staaten nicht, sind die Staatsanleihen wertlos, Länder wie Deutschland erwartet dann ein gewaltiger Schuldenberg. Angeheizt wird die Stimmung im Wahlkampfjahr in Deutschland durch Parteien wie die Alternative für Deutschland (AfD), die gegen den EZB-Kurs wettert und das Schlimmste für Deutschland ausmahlen.
Anzeige
Die Worte des EZB-Präsidenten Mario Draghi wirkten vor einem Jahr wie Medizin. Seine Ankündigung, alles für den Euro zu tun, und das mit der Nachsatz "Glauben sie mir, es wird genug sein", liess die Zinsen für die überschuldeten Länder schlagartig sinken. Damit konnte das Schlimmste verhindert werden, denn eine flächendeckend Zahlungsunfähigkeit von Ländern wie Griechenland, Spanien und Italien hätte das Aus für die Euro-Zone bedeutet. Seit dem kauft die EZB fleissig Staatsanleihen auf und nimmt so den Spekulanten den Wind aus den Segeln.
Marcel Fratzscher, Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), ist einer der Unterstützer dieser Kampagne. Er trat auch im Juni als Sachverständiger vor dem Bundesverfassungsgericht auf und musste feststellen, dass es eine breite Skepsis in der Bevölkerung für die Geldpolitik der EZB gibt. Das ist eine Gefahr für die ganze Euro-Zone, denn wenn der Kurs von Mario Draghi keine langanhaltende Unterstützung findet, könnte das Experiment kippen.
Neben Marcel Fritzscher haben auch renomierte Professoren wie Richard Ports, Franceso Giavazzi und Charles Wyplosz sowie der frühere Wirtschaftsweise Beatrice Weder di Maure den Aufruf unterzeichnet. Die Wissenschaftler zeigen sich in dem Aufruf, laut einem Artikel des Spiegel, tief besorgt über die Angriffe einiger Ökonomen und Politiker, wörtlich: "Wir betrachten diese Angriffe als inhaltlich falsch, in ihrer Absicht fehlgeleitet und schädlich für Europa und die Weltwirtschaft.".
Anzeige