Die Krise der Lebensversicherung beherrscht seit Monaten die Schlagzeilen – sogar Deutschlands größte Boulevardzeitung stimmte mit mehreren Artikeln in das Wehklagen über die niedrigen Zinsen ein. „Schlechte Nachrichten für die Verbraucher: Die Tage der alten Lebensversicherung sind gezählt“, schrieb die BILD im 25. Juni und rief einen „Anlage-Notstand“ in der Branche aus, so dass sich die Sparer auf deutlich geringere Renditen einstellen müssten. Auch Magazine wie FAZ, Focus oder Spiegel widmeten der „stillen Enteignung der Sparer“ Leitartikel.

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Doch schaut man auf die aktuellen Zahlen, so sind alle Abgesänge auf eine der beliebtesten Anlageformen der Bundesbürger möglicherweise verfrüht. Die deutschen Lebensversicherer haben ihre Nettorenditen im Jahr 2012 um 0,5 Prozentpunkte gesteigert und erreichen nun eine durchschnittliche Nettorendite von 4,6 Prozent. Dies geht aus dem aktuellen Map-Fax (Ausgabe 30/2013) hervor, für das 87 Lebensversicherungen untersucht worden.

Beste Versicherung erzielt Nettorendite von über 6 Prozent

Wer auf eine Pleite deutscher Lebensversicherer hoffe, „erlebt mit den testierten Daten für 2012 einen tiefen Frust“, fasst Manfred Poweleit, Chef des Map-Reportes, die Ergebnisse zusammen. Die Rendite-Spitzenreiterin Neue Bayrische Beamten Lebensversicherung habe sogar eine Nettorendite von über 6 Prozent erwirtschaftet.

Aber auch die anderen Anbieter schlossen mit guten bis versöhnlichen Zahlen ab: 77 von 87 Unternehmen haben die psychologisch wichtige Marke von vier Prozent erreicht. Ein solch hoher Garantiezins auf die Sparanteile war den Sparern in Boomzeiten der Lebensversicherung zugesichert worden. Noch 1999 warf eine Kapitallebensversicherung mit 30jähriger Laufzeit durchschnittlich 7,14 Prozent Rendite ab.

Gute Ergebnisse können auch die PB Leben (5,6 Prozent), Basler (5,4 Prozent) und die Alte Leipziger (5,4 Prozent) vorweisen. Elf Anbieter erreichten immerhin noch eine Rendite von 5,0 Prozent, darunter auch die Allianz. Der Vorjahressieger Debeka erzielte wie im Vorjahr eine Nettorendite von 4,8 Prozent.

Gedrückt wurde das Gesamtergebnis zudem von Versicherungen, die bereits nicht mehr im Neugeschäft aktiv sind und deren Bestände lediglich abgewickelt werden. Bei einigen dieser Anbieter sind besonders niedrige Nettorenditen zu verbuchen. Dazu gehörten die Heidelberger Leben (2,1 Prozent), die Hamburger Leben (2,3 Prozent) und die Delta Lloyd (2,3 Prozent).

Warnung vor Scheingewinnen

Trotz der guten Ergebnisse kann noch keine Entwarnung in der Lebensversicherungs-Sparte gegeben werden. Aktuell liegt die Umlaufrendite festverzinslicher Wertpapiere bei weniger als einem Prozent – noch immer sind diese Papiere für die Absicherung der Garantien wichtig. Die niedrigen Zinsen fressen die Reserven auf. Hält die Niedrigzinsphase in den kommenden Jahren an, könnten die Leidtragenden zukünftige Sparer sein.

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In der Badischen Zeitung hatte Manfred Poweleit vor wenigen Tagen gewarnt, dass zusätzliche Ausschüttungen der Lebensversicherer häufig auf Scheingewinnen beruhen. Etwa erzielen die Versicherungen derzeit Buchgewinne, weil sie noch alte und höher verzinste Papiere aus besseren Zeiten in ihrem Portfolio haben. Da derzeit am Kapitalmarkt nur niedrige Zinsen erzielt werden können, steigen die Kurse dieser alten Papiere und lassen ihren Wert anwachsen. Der einmalige Verkaufserlös kann aber wiederum nur in niedrig verzinste Anlagen reinvestiert werden. Langfristig geht das zu Lasten des Versicherungskollektivs. "Die Gekniffenen sind vor allem die, die heute eine Lebensversicherung abschließen", sagt Poweleit. Ihre Renditen würden gerade verfrühstückt.

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