Gutes Sitzfleisch, keine Muskeln - Deutsche werden zu Bewegungsmuffeln!
“Sport ist Mord“ - so denken offenbar viele Bundesbürger, wenn man einer aktuellen Studie im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK) Glauben schenkt. Demnach bewegen sich zwei Drittel der Bevölkerung nicht mal eine Stunde pro Tag. Aber die Bewegungsarmut hat ihren Preis: Die Abstinenzler leiden überproportional an Volkskrankheiten und einem mangelnden Selbstwertgefühl.
Die Bundesbürger haben gutes Sitzfleisch. Sieben Stunden am Tag verbringt durchschnittlich jeder Erwachsene sitzend – Tag für Tag. Von den Berufstätigen ist sogar jeder Dritte mehr als neun Stunden täglich an seinen Bürostuhl gefesselt. Hinzu kommen mindestens drei Freizeitstunden vor dem Fernseher oder dem heimischen Computer, die ebenfalls im Sitzen verbracht werden.
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Aber während immer mehr Menschen ihr Sitzfleisch trainieren, erfreuen sich andere Formen der Körperertüchtigung weniger Beliebtheit. Die Deutschen drohen zu einem Volk von Sportmuffeln zu werden, warnt die Techniker Krankenkasse bei der Vorstellung ihres Bewegungsreportes 2013. Für die Studie hat das Meinungsforschungsinstitut forsa im Juni 2013 insgesamt 1.003 Personen ab 18 Jahren befragt.
Nicht mal eine Stunde Bewegung am Tag
Die bedenkliche Entwicklung: Die Deutschen sitzen sich regelrecht krank. "Nur vier von zehn Menschen hierzulande sind im Alltag noch zu Fuß unterwegs. So kommen zwei Drittel nicht einmal mehr auf eine Stunde Bewegung am Tag - jeden Gang zum Kopierer mit eingerechnet", sagt Forsa-Geschäftsführer Professor Manfred Güllner. Auch ihren Arbeitstag würde fast die Hälfte der Berufstätigen im Sitzen verbringen. Selbst für kurze Bewegungspausen zwischendurch bleibe im hektischen Berufsalltag keine Zeit.
Zufrieden sind die Bewegungs-Abstinenzler aber keineswegs mit ihrer Situation. „Zwei Drittel aller Vielsitzer bedauern den Bewegungsmangel und hätten gern einen bewegteren Joballtag“, so Güllner. Insgesamt würden sich 90 Prozent der Berufstätigen Bewegungsangebote in ihrem Betrieb wünschen – fast jeder Dritte findet jedoch keine vor.
Sind die Bundesbürger schon im Berufsleben Langsitzer, so holen sie den Bewegungsmangel in der Freizeit keineswegs auf. Nicht einmal jeder Zweite Bundesbürger würde regelmäßig Sport treiben, berichtet die Techniker Krankenkasse. Die Muffel bezahlen ihre Enthaltsamkeit mit fehlendem Selbstwertgefühl. Fast jeder zweite Antisportler räumt ein, sich in seinem Körper nicht ganz wohl zu fühlen.
Der innere Schweinehund ist ein schlechter Sportler
Und wer ist Schuld an all der Bewegungsarmut? Es ist der innere Schweinehund. Fast jeder Zweite gab an, sich einfach nicht aufraffen zu können. Lieber machen es sich die Nichtsportler mit der Fernbedienung auf dem Sofa bequem, statt die Joggingschuhe zu schnüren. Übergewicht und Zeitmangel sind weitere Gründe für die Bewegungsfaulheit.
Von einer „Polarisierung der Gesellschaft“ spricht der TK-Vorstandsvorsitzende Jens Baas. Auf der einen Seite gebe es eine kleine Gruppe, die immer intensiver Sport treibe und auf der anderen Seite immer mehr Menschen, die gar nichts tun. Aber wer abstinent lebt, findet in seinem persönlichen Umfeld oftmals viele Gleichgesinnte: Etwa jeder Dritte gab an, dass die Bekannten und Verwandten ebenfalls keinen Sport treiben.
Ostdeutsche treiben weniger Sport
Als besondere Sportmuffel entpuppten sich in der Studie die Ostdeutschen. Immerhin 63 Prozent der befragten „Ossis“ sagten aus, dass sie dem Sport abschwören würden. Gründe hierfür kann die Studie keine nennen. Auch sind die Männer etwas träger als die Frauen. Während von den Herren der Schöpfung 55 Prozent der Befragten nie oder selten zu den Sportsachen griffen, waren es bei den Frauen nur 47 Prozent.
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Die Techniker Krankenkasse will nun zur Trillerpfeife greifen und hat eine Kampagne gestartet, damit die Sportmuffel sich mehr bewegen. Als Patin konnte man Manuela Neuer gewinnen, die erfolgreichste Biathletin aller Zeiten. Und Neuer nimmt den inneren Schweinehund auch gleich in die Pflicht: Jeder müsse sich an die eigene Nase fassen. „Es muss ja kein Marathon sein – aber schon ein kleines bisschen mehr Bewegung im Alltag macht solch einen großen Unterschied“, ist sich Neuer sicher. So bewerten Freizeitsportler nicht nur ihre Gesundheit und ihr allgemeines Wohlbefinden deutlich positiver als Sportmuffel - die Inaktiven leiden zudem deutlich häufiger an den großen Volkskrankheiten.