Wirtschaftsverband "Ghorfa" kuschelt auch mit Diktatoren
Auch Bachs Präsidentschaft beim umstrittenen Wirtschaftsverband Ghorfa könnte zukünftig dafür sorgen, dass der neue IOC-Chef sich wird erklären müssen. Wie die ARD berichtet, handelt es sich dabei eigentlich um einen Verein zur Förderung arabisch-deutscher Handelsbeziehungen. Aber auch Rüstungsgüter und Waffen werden für den Export in arabische Staaten legalisiert und unterstützt, kritisiert Mathias John von Amnesty International.
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Was das bedeuten kann, zeigt ein offizielles Länderprofil für Syrien vom September 2010, mit dem Ghorfa Investoren anlocken wollte. Dort wird Diktator Bashar Al-Assad als „großer Hoffnungsträger“ bezeichnet, der bestrebt sei „Syrien an die Anforderungen des 21. Jahrhunderts anzupassen“. Unter anderem habe Assad ein Gesetz erlassen, welches auf „nachhaltige und effiziente Regulierung“ des Energiesektors ziele.
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Zwar hatte Assad nach seiner Machtergreifung tatsächlich zaghafte Reformen eingeleitet. Doch Menschenrechtsverletzungen zählten vom Anbeginn zum Kern seiner Machtpolitik. Ob Verbrecher gegen die Menschlichkeit oder zuverlässiger Geschäftspartner – das hängt auch von den eigenen Interessen ab.
Die Ghorfa kümmere sich nicht um menschenrechtlich verantwortliches Unternehmensverhalten, kritisiert folglich Amnesty-Aktivist John gegenüber der ARD. Unter anderem habe Thomas Bach das Vorwort für das Ghorfa-Wirtschaftshandbuch Saudi Arabiens verfasst. Dort heißt eine Vorschrift: „Verboten ist die Einfuhr von Waren aus Israel“. Wie passt das zum Selbstverständnis eines Sportverbandes, der Frieden und Verständigung zu seinen wichtigsten Maximen zählt?
Bachs Freund Achmed al-Sabah vermittelt ebenfalls nicht den Eindruck, ein lupenreiner Demokrat zu sein. Auf seiner offiziellen Webseite lässt sich der Emir als "Hoheit" (His Highness the Amir) vorstellen. Der Scheich setzte sich dafür ein, dass der Staat Kuwait ein öffentliches "Märtyrer-Amt" gründete, das neben der Absicherung von Familien gefallener Soldaten auch die Glorifizierung des Märtyrertums betreibt.
Letztendlich ist Thomas Bach ein Kandidat, der zu sehr in die alten Strukturen eingebunden scheint, als dass er notwendige Reformen anstoßen kann. Hinterzimmer-Kungelei, geheime Absprachen und alter Filz: All das könnte auch seine Wahl zum IOC-Präsidenten geprägt haben und spricht gegen einen Willen zum Neuanfang.
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Künftig steht dem wichtigsten Sportverband der Welt ein Präsident vor, der als Lobbyist, strammer Karrierist und guter Netzwerker gilt. Sicher: Auch Thomas Bach hat seine Chance verdient. Aber es ist ein bisschen so, als hätte man Lance Armstrong zum Chef einer Antidopingbehörde ernannt.
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