Pflegeversicherung - Deutsche fühlen sich schlecht informiert
Pflegeversicherung - 60 Prozent der Deutschen fühlt sich schlecht über Möglichkeiten, sich für den Pflegefall abzusichern, informiert. Über die Hälfte kennt den Pflege-Bahr, die staatlich geförderte Pflegezusatzversicherung, nicht. Deshalb rücken auch Makler mehr in die Verantwortung.
Beratungsbedarf für die Pflegeversicherung ist vorhanden. Denn mehr als jeder Dritte (37 Prozent) fürchtet sich vor Pflegebedürftigkeit im Alter - ohnehin verbindet die Mehrzahl der Deutschen mit dem Alter Krankheit und Schmerzen (55 Prozent). Das belegen Zahlen einer Allianz-Studie.
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Hälfte der Deutschen kennt den Pflege-Bahr nicht
Umso erschreckender ist es, dass lediglich 47 Prozent der Bundesbürger bekannt ist, dass der Gesetzgeber zum 1. Januar 2013 eine staatlich geförderte, private Pflegezusatzversicherung eingeführt hat. Doch auch unabhängig vom so genannten Pflege-Bahr ist die Verunsicherung in der Bevölkerung groß: 70 Prozent der Deutschen räumen ein, nicht zu wissen, ob sie für den Fall der Pflegebedürftigkeit ausreichend abgesichert sind. Das geht aus einer aktuellen Umfrage der Süddeutschen Krankenversicherung hervor.
Grundsätzlich ist der großen Mehrheit der Deutschen bewusst, dass sie für den Pflegefall auch privat vorsorgen sollten: Nur jeder Fünfte vertraut heute noch allein auf die Leistungen des Staates. Die große Mehrheit von 78 Prozent ist dagegen der Ansicht, die gesetzliche Pflegeversicherung decke die Kosten der Pflege nicht ab. Entsprechend haben drei Viertel der Deutschen Angst, dass eine dauerhafte Pflege im Heim sie finanziell überfordern könnte.
Trotzdem vertraut eine große Mehrheit der Deutschen immer noch darauf, dass sich im Pflegefall die eigene Familie um sie kümmern wird. Auffallend ist auch der Wunsch der meisten Menschen in Deutschland, zuhause gepflegt zu werden: 80 Prozent würden am liebsten die eigene Wohnung nicht verlassen. Dennoch ist vielen Menschen klar, dass die Belastungen pflegende Angehörige überfordern können: Mehr als zwei Drittel der Bundesbürger wollen es ihnen daher nicht zumuten, sie über eine längeren Zeitraum zu Hause zu pflegen.
Während die Notwendigkeit, eigenverantwortlich private Vorsorge zu treffen, inzwischen allgemein anerkannt ist, sind viele Bundesbürger beim Abschluss einer privaten Pflegezusatzversicherung noch zurückhaltend. So hält trotz der großen Ängste jeder Dritte eine solche Zusatzabsicherung für nicht wichtig. Immerhin glauben bereits 2 Prozent der Befragten, dass der Staat die Kosten deckt und schätzen die finanzielle Lücke mit etwa 1.300 Euro doch recht realistisch ein.
Ein möglicher Grund für die Zurückhaltung: Viele Menschen wissen nicht genug über die bestehenden Möglichkeiten, sich für den Pflegefall abzusichern. 60 Prozent der von der SDK Befragten gaben an, sie fühlten sich darüber schlecht informiert.
Genügt der Pflege-Bahr zur Absicherung im Pflegefall?
Wer doch schon mal vom Pflege-Bahr gehört hat, könnte bisher vor allem ein vernichtendes Urteil gelesen haben. Eine tatsächliche Absicherung für den Pflegefall würde der Pflege-Bahr nicht bieten, so das Urteil der Stiftung Warentest Mitte April diesen Jahres. Bei der Debatte wird jedoch oft das eigentliche Ziel der Vorsorgevariante vernachlässigt: Sie ist ein Beitrag, um jene finanzielle Lücke zu schließen, die im Alter durch eine Pflegebedürftigkeit entstehen kann.
Dabei hat der Staat mit der Einführung des Pflege-Bahrs eine großangelegte Werbekampagne für das Thema Pflege eingeläutet. „Der Pflege-Bahr ist ein wichtiger Einstieg, um das Bewusstsein für die Notwendigkeit der Pflegeabsicherung zu schaffen“ erklärt Stephan Schinnenburg, Geschäftsführer des Branchenbeobachters Morgen und Morgen GmbH.
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Um die Wissenslücke zu schließen und gezielte Aufklärung zu betreiben, rücken nun Makler und Vermittler mehr in die Pflicht. Das sieht auch Maklerbetreuer Dirk Büttner so: „Der erste Schritt wäre schon getan, wenn alle Bürger in Deutschland über die vielfältigen Möglichkeiten Bescheid wissen und sich der Herausforderung Pflege stellen, hier ist ein verstärkter Informationsfluss von Nöten. Immer wieder stelle ich im Maklermarkt fest, dass sich nur sehr wenige Makler mit den Gesetzen im Pflegeversicherungsbereich auskennen, hier müssen alle ihre Hausaufgaben machen und sich mit ihrem Handwerkszeug rüsten.“