Die führenden Firmen Deutschlands haben zunehmend Probleme, ihre arbeitgeberfinanzierten Betriebsrenten zu zahlen. Ausbaden müssen dies zumeist die jüngeren Arbeitnehmer. Sie werden gegenüber den älteren Beschäftigten schlechter gestellt und erhalten niedrigere Renten, berichtet die Welt am Sonntag auf Grundlage einer eigenen Umfrage, für die 25 Antworten von Unternehmen ausgewertet wurden.

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Steigende Lebenserwartung und niedrige Zinsen

Eine Ursache für die Schwierigkeiten sei die steigende Lebenserwartung der Rentenbezieher. Laut Statistischem Bundesamt kann heute jeder zweite Mann auf seinen 80. Geburtstag hoffen, jede zweite Frau erlebt sogar ihren 85. Geburtstag. Noch in den frühen 70er Jahren betrug die durchschnittliche Lebenserwartung eines neugeborenen Jungen lediglich 67 Jahre. Folglich müssen auch immer höhere Beträge für die Betriebsrenten angespart werden.

Darüber hinaus belastet das dauerhaft niedrige Zinsniveau an den Kapitalmärkten die Betriebskassen. Zwar hat sich die Lage etwas entspannt, so dass Anleger derzeit für deutsche Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit 2,06 Prozent erhalten. Noch vor einem Monat hatte der Zinssatz nahe Null gelegen. Dennoch müssen die Investoren auch langfristig mit niedrigen Zinsen am Kapitalmarkt rechnen. Dadurch wächst die Lücke zwischen den Pensionszusagen und den dafür angesparten Vermögen.

Kapitalmarktrisiko auf junge Arbeitnehmer abgewälzt

Was diese Entwicklung für die Betriebsrenten bedeutet, verdeutlicht die Welt am Sonntag am Beispiel des Elektrogiganten Siemens. Seit dem Jahr 2003 gilt dort „ein beitragsorientiertes Versorgungssystem“. Das heißt: Die Höhe der Betriebsrente ist im Wesentlichen von den Investmentbeiträgen auf die eingezahlten Beiträge abhängig. So wird das Kapitalmarktrisiko auf die Arbeitnehmer abgewälzt.

“Siemens selbst garantiert nur noch eine Mindestverzinsung, die sich am Garantiezins der Lebensversicherungen orientiert“, berichtet die WamS. Der Garantiezins lag zuletzt bei 1,75 Prozent. Auch Daimler gewährleistet seinen künftigen Pensionären keine festen Bezüge mehr. So wird die Rente ein Stück weit zum Lotteriespiel. Neun von 25 Unternehmen haben laut Welt am Sonntag bereits das Kapitalmarktrisiko auf die Angestellten übertragen.

Unternehmen zahlen aus eigener Kasse drauf

Trotz aller Eventualitäten loben die Unternehmen fast ausnahmslos ihre Betriebsrenten. Daimler etwa zahlt aus der eigenen Tasche drauf, um den Pensionären ihre Altersbezüge zu sichern. „Die Höhe der vom Arbeitgeber finanzierten Versorgungsbeiträge wurde im Vergleich zum Altsystem beibehalten. Zusätzlich bieten wir den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Möglichkeiten zum Aufbau einer Eigenvorsorge durch Entgeltumwandlung“, zitiert die WamS das Unternehmen. Die Betriebsrente enthalte einen zusätzlichen Schutz bei Erwerbsminderung oder im Todesfall. Auch die Lufthansa muss im kommenden Jahr fast eine halbe Milliarde für Betriebsrenten zuschießen.

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Zu Schwarzmalerei besteht noch kein Grund. Immerhin 16 der 25 Dax-Unternehmen hätten laut Umfrage die Risiken bisher nicht auf die Mitarbeiter ausgelagert. Die Deutsche Telekom etwa versucht, ihre Zusagen an Pensionäre über Rückstellungen zu finanzieren. Aber auch da klafft eine gewaltige Lücke: Während für die Altersvorsorge ein reserviertes Vermögen von 1,7 Milliarden Euro zur Verfügung steht, betragen die Verpflichtungen 9 Milliarden Euro. Doch im Kampf um Fachkräfte könnten sichere Betriebsrenten zukünftig ein Argument sein, um die besten Spezialisten und Köpfe an das Unternehmen zu binden.

Welt am Sonntag