Private Krankenversicherer wegen Wahlschreiben in der Kritik
Die privaten Krankenversicherungen wehren sich gegen ihre eigene Abschaffung – und schicken den Kunden ein Schreiben, in dem sie vor der Bürgerversicherung warnen. SPD und Grüne werfen nun den Versicherungen vor, per Post Stimmung gegen die Opposition zu machen.
Geht es nach den Willen von SPD, Grünen und Linke, dann könnte die private Krankenversicherung bald Geschichte sein. Die Abschaffung der „Zwei-Klassen-Medizin“ ist ein zentraler Wahlkampfslogan, fortan sollen die Privatversicherer nur noch Zusatzversicherungen im Neugeschäft anbieten dürfen. Die Krankenversicherer finden das erwartungsgemäß nicht so toll.
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Und so schicken die Anbieter Post an ihre Kunden, mit der sie vor der Einführung einer Bürgerversicherung warnen. Manche Versicherungen wie die Barmenia rufen sogar indirekt dazu auf, SPD und Grüne bei der Bundestagswahl am Sonntag nicht zu wählen. Das wiederum finden die Oppositionsparteien nicht so toll und werfen den Versicherern Stimmungsmache vor.
“Versuch der Wählerbeeinflussung“
„Das ist ein beispielloser Versuch der Wählerbeeinflussung“, sagte die Grünen-Fraktionschefin Claudia Roth der Süddeutschen Zeitung. Die privaten Krankenversicherer würden ihre Macht und den Zugang zu Millionen Kunden nutzen, um mit Falschbehauptungen Front gegen die Bürgerversicherung zu machen.
Ähnlich äußerte sich SPD-Chef Sigmar Gabriel. Ihn wundere es nicht, „dass Barmenia und andere PKV-Unternehmen - mit den Beitragsgeldern ihrer Versicherten - unverhohlen Wahlkampf für Union und FDP machen“, sagte der Sozialdemokrat der SZ. Schließlich halte die aktuelle Bundesregierung ihre schützende Hand über ein Geschäftsmodell, „mit dem Armen und Kranken der letzte Cent aus der Tasche gezogen wird“.
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sprach sogar von einer „Veruntreuung der Versichertengelder“. Der streitbare Politiker nutzte die Chance, den Privatversicherern noch argumentativ eins auf die Mütze zu geben. Bei derart teuren Versandaktionen sei es kein Wunder, dass die Verwaltungskosten der privaten Versicherer dreimal so hoch seien wie die der gesetzlichen Krankenkassen, sagte Lauterbach.
"Unternehmen setzen sich zur Wehr"
Ein Sprecher des PKV-Verbandes wies die Kritik von SPD und Grünen zurück. Drei von sechs Parteien wollten eine funktionierende Branche mit neun Millionen Versicherten zerstören, sagte er. „Dagegen setzen sich die Unternehmen zur Wehr.“ Sie informierten ihre Versicherten, das sei völlig normal.
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Mittlerweile dürften aber auch die letzten Wähler gemerkt haben: Wer die Bürgerversicherung favorisiert, muss Opposition wählen. Und wer auf die private Krankenversicherung setzt, fährt von den derzeitigen Bundestagsparteien mit Schwarz-gelb am Besten. Argumente pro und kontra finden sich auch in den Parteiprogrammen.