DKM 2013 - Künftig weniger Vermittler und flexiblere Garantieprodukte?
Auf der DKM 2013 zeigt sich der schwere Stand der Versicherungsbranche im aktuellen Marktumfeld. Durch Regulierungsmaßnahmen und politische Pläne zur Beschneidung des Provisionsvertriebs können sich Vermittler immer schlechter am Markt halten. Es fehlt an konkreten Lösungen für Vergütungsmodelle jenseits hoher Abschlussprovisionen. Produkte müssen künftig auch unabhängig vom Zinsumfeld funktionieren. Die Antwort der Branche: Unabhängige Beratung stärken und mit flexibleren Garantiemodellen arbeiten. Insgesamt besuchten etwa 17.700 Teilnehmer die internationale Fachmesse für die Finanz- und Versicherungswirtschaft.
Regulierung, Provisionsdeckelungsmaßnahmen und EU-Vermittlerrichtlinie IMD2 sowie Beratungs- und Dokumentationspflichten haben für den Versicherungsvertrieb personelle Konsequenzen. Der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) stellte auf der diesjährigen DKM eine entsprechende Studie unter Leitung von Prof. Dr. Matthias Beenken und Prof. Dr. Michael Radtke vor. Diese ergab, dass bis zu 45 Prozent der Versicherungsvermittler durch die regulatorischen Maßnahmen aus dem Markt ausscheiden werden, nebenberufliche Vermittler sind diesen Anforderungen überhaupt nicht länger gewachsen und könnten komplett verschwinden.
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Regulierung gefährdet Vorsorge
Das hat soziale Konsequenzen: Wenn Maklerbetriebe nicht länger lukrativ sind, fallen einerseits krisensichere Arbeitsplätze aus dem Mittelstand weg, andererseits fehlt es an kompetenter Beratung zur Vorsorge. Die Eigenvorsorge bleibt angesichts der immer älterwerdende Bevölkerung, die der Staat selbst nicht endlos versorgen kann, essentiell. Bereits jetzt sind immer mehr Menschen auf Grundsicherung angewiesen. Gerald Archangeli, Vizepräsident des BVK, brachte dies auf den Punkt: „Wer die Axt am Vermittler anlegt, legt sie auch am Sozialstaat an.“
Unabhängige Beratung vs. angemessene Vergütung
Auf die Frage, wie man eine unabhängige, qualifizierte Beratung zur Vorsorge gewährleisten und diese gleichsam angemessen vergüten kann, gäbe es keine einfachen Antworten. Nur über die Provisionsdeckelung zu reden, wäre angesichts der Lage, in der die Lebensversicherer und der Vertrieb sich derzeit befinden, zu kurz gegriffen, erklärte u.a. Dr. Markus Rieß, Vorstandsvorsitzender der Allianz auf einer Podiumsdiskussion in der DKM Speakers-Corner zum Thema „Aufbruch oder Einbruch - Was wird aus der deutschen Versicherungswirtschaft?“ Dr. Joachim Maas, Vorstandsvorsitzender des Volkswohl Bund, wünscht der Branche vor allem, dass sie diese Fragen mit dem nötigen Selbstbewusstsein angeht: „Das, was wir tun, hat hohe sozialpolitische und volkswirtschaftliche Relevanz. Dessen müssen wir uns auch bewusst sein.“ Neue Vergütungslösungen müssten vor allem die Vertriebswege neutral halten, so Maas. Man könnte Haftungszeiten verlängern statt die Provisionen zu erhöhen. Das könnte auch Probleme in der Beratung zu geförderten Produkten lösen. „In der Vergütung müssen laufende Betreuungsleistung und ersten Beratungsleistung äquivalent betrachtet werden“, fordert Dr. Heinz-Peter Roß, Vorstandsvorsitzender der Talanx Deutschland AG.
Ein Produkt, dass auch die nächsten 150 Jahre funktioniert
Viele Lebensversicherer haben ihre Optionen im derzeitigen Marktumfeld durchgespielt. Es geht von Veräußerung des Bestandes über Einstellung des Neugeschäfts. Doch ist die derzeitige Maxime, gegebene Leistungsversprechen zu halten. Talanx behält seinen Lebensversicherer HDI, versprach Roß.
Doch um das zu leisten, muss sich auch seitens der Produkte etwas ändern. „Die private Lebensversicherung hat 150 Jahre gut funktioniert, wir müssen das Produkt auch für die nächsten 150 Jahre ausbauen“ weiß Roß. Zurich-Vorstand Ralph Brand versteht die derzeitigen Herausfoderungen als Chance, wieder neu und innovativ zu sein: „Man braucht jetzt Weitblick, statt lediglich Quartalsarbeit.“ Die Zurich etwa bietet seit 2007 klassische Lebensversicherungen nicht mehr an, sie setzen auf fondsgebunde Produkte. Diese versprechen Garantien und trotzdem die nötige Flexibilität. Inzwischen gäbe es einen ideologischen Streit, wie die Produkte auszusehen hätten, erklärt Roß. Die wesentlichen Faktoren bleiben Rendite, Sicherheit und Flexibilität. Man müsste den Kollektivgedanken wieder stärken und von den Individualverträgen wegrücken, so der Talanx-Vorstand.
Qualifizierte Beratung
Um qualifizierte Beratung überhaupt zu gewährleisten, soll eine umfangreiche Brancheninitative soll Maklern helfen. Sie sollen sich einerseits umfassend weiterbilden und sich andererseits mit ihrer Qualifikation gegenüber Kunden als kompetente Ansprechpartner positionieren können. So stellte sich auf der DKM auch die Initiative „gut beraten“ vor, die am 1.1.2014 offiziell startet. Vermittler können ein „Weiterbildungskonto“ eröffnen und Punkte sammeln, um die eigene Qualifikation nachzuweise. Bei über 70 Veranstaltungen konnten bereits solche Weiterbildungspunkte gesammelt werden.
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Der Termin für die DKM 2014 steht schon fest. Sie findet vom 28.10. bis 30.10.2014 wieder in den Westfalenhallen Dortmund statt.