GDV-Präsident Erdland wirbt für Sicherheit der Lebensversicherung
Müssen die Kunden aufgrund der niedrigen Zinsen Angst um ihre Lebensversicherung haben? Laut Alexander Erdland, Präsident des Versicherungsverbandes GDV, besteht kein Grund zur Sorge. Die Lebensversicherung bleibe ein verlässliches Produkt. Gleichwohl müssten sich die Kunden auf sinkende Überschussbeteiligungen einstellen.
“Die Lebensversicherung gehört zur Altersvorsorge. Strenge Auflagen sorgen dafür, dass sich Kunden auf sie verlassen können“, sagte Dr. Alexander Erdland, seit dem 14. November 2012 Präsident des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV), am Montag im Interview mit dem Tagesspiegel. „Die Finanzaufsicht Bafin und die Ratingagenturen haben bestätigt, dass die Lebensversicherungen all ihre Leistungsversprechen kurz- bis mittelfristig erfüllen können“, so Erdland. Noch immer würden die Produkte eine lebenslange Rente und attraktive Gesamtverzinsung garantieren.
Anzeige
Versicherte „haben kein Geld verloren“
Alexander Erdland betonte, die Versicherten hätten im Unterschied zu den Zinssparern bisher kein Geld verloren. „Die Renditen der Lebensversicherungen liegen noch deutlich über der Inflationsrate“ sagte der Versicherungsexperte, der neben seiner Tätigkeit im GDV auch Vorstandsvorsitzender der Wüstenrot & Württembergische AG in Stuttgart ist.„Wir hatten im letzten Jahr eine laufende Verzinsung von 3,9 Prozent, mit den Schlussgewinnüberschüssen waren es sogar 4,6 Prozent.“
Auch müsse kein Versicherungskunde Angst haben, dass seine Versicherung in den nächsten Jahren pleite geht oder weniger zahlt als versprochen. "Eine solche Angst wäre nicht berechtigt. Wir Versicherer stellen uns auf die Umstände ein." Die Unternehmen würden ihre Anlagestrategie und ihren Anlagemix langfristig auf die neuen Anforderungen ausrichten, so dass etwa im Neugeschäft Produkte mit neuen Garantieformen angeboten werden.
“Können die Mathematik nicht außer Kraft setzen“
Gleichwohl wollte Erdland die Probleme des Niedrigzinses nicht leugnen. Die deutschen Versicherer hätten in den vergangen fünf Jahren 8,5 Milliarden Euro weniger Zinsen eingenommen als in „normalen“ Jahren. Erdland stimmte die Kunden auf weiter sinkende Überschussbeteiligungen ein. „Wir können die Mathematik nicht außer Kraft setzen, in der Tendenz wird es eher nach unten gehen.“
Dennoch sei die Branche bisher vor Massenkündigungen verschont geblieben, die Stornoquote sogar geringer geworden. Selbst Verbraucherschützer würden dazu raten, laufende Versicherungsverträge nicht zu kündigen. Damit die Versicherer entlastet werden, solle die Politik dafür sorgen, dass Kunden künftig geringer an den Bewertungsreserven beteiligt werden.
Anzeige
Auch für den Vertrieb fand Alexander Erdland kritische Worte: nach seiner Ansicht sind die Vermittlerprovisionen zu hoch. "Die Abschlusskosten haben einen Anteil von 80 Prozent an den gesamten Bietriebskosten", behauptete der Diplomkaufmann in dem Gespräch. Daran hätten die Provisionen einen entscheidenden Anteil. Das Thema beschäftige aktuell die Politik, sowohl auf EU-Ebene als auch in Deutschland, weshalb der GDV derzeit ein Meinungsbild unter den Versicherungsanbietern herstellen wolle. Der Verband setzt sich für längere Stornohaftzeiten und eine Deckelung der Vermittlerprovisionen ein (Versicherungsbote berichtete).