Kfz-Versicherung: Versicherer zahlen für Abschluss bei Vergleichsportalen hohe Gebühren
Wenn KfZ-Versicherungen bei einem Vergleichsportal neue Kunden werben, lassen sie sich das richtig was kosten. Bis zu 100 Euro legen die Anbieter für einen Vertragsabschluss im Internet auf den Tisch. Dabei haben Onlineabschlüsse in Deutschland bei Weitem noch nicht die Bedeutung wie in anderen Ländern.
Der Onlinemarkt für Kfz-Versicherungen boomt! Immer mehr Menschen schließen ihre Versicherung mit wenigen Klicks bei einem Vergleichsportal ab. Und die Unternehmen lassen es sich einiges kosten, bei Anbietern wie Check24, Transparo oder Finanzscout24 gelistet zu sein. Sie gehen sogar so weit, dass sie für den Onlineabschluss Verluste in Kauf nehmen.
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Laut einer Umfrage der Beratungsgesellschaft PwC überweisen die Versicherungsanbieter für einen Neukunden im Schnitt 77 Euro Gebühren an das jeweilige Webportal. Dabei reicht die Spannweite von unter 50 Euro bis zu 100 Euro pro abgeschlossenem Kfz-Vertrag. 55 Prozent aller deutschen Versicherungsunternehmen haben sich an der Studie beteiligt.
Erstaunlich sind die hohen Gebühren auch deshalb, weil es sich bei den Onlinekunden keineswegs um die treuesten Versicherungsnehmer handelt. Die Hälfte wechselt ihren Anbieter bereits wieder nach 2,5 Jahren – im schlimmsten Fall zahlen die Versicherer also drauf. Und doch rechnen Branchenexperten damit, dass die Bedeutung von sogenannten „Aggregatoren“, wie die Vergleichsportale auch genannt werden, zukünftig steigen wird.
Verluste im Kfz-Geschäft
Dass die Kfz-Versicherer im Onlinegeschäft Verluste riskieren, mag nicht verwundern. Seit Jahren tobt zwischen den Anbietern ein erbitterter Preiskampf. Die Sparte steckt in tiefroten Zahlen: 2012 stand ein versicherungstechnischer Verlust von insgesamt 600 Millionen Euro zu Buche, wie aus Zahlen des Gesamtverbandes der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hervorgeht. Im Jahr zuvor betrug das Minus im Kfz-Geschäft sogar 1,5 Milliarden Euro. Viele Anbieter haben bereits angekündigt, zum Jahreswechsel 2014 ihre Prämien anzuheben.
Die Tendenz zu Dumpingangeboten hat auch mit dem umkämpften Online-Markt zu tun, wo niedrige Beiträge eines der wichtigsten Erfolgskriterien sind. Versicherer sollten es auf Vergleichsplattformen wenigstens unter die Top 7 eines jeweiligen Rankings schaffen, empfehlen die Wirtschaftsprüfer von PwC. Denn die sieben bestgelisteten Unternehmen teilen immerhin 85 Prozent des gesamten Geschäfts unter sich auf. Zwar betont das Beratungsunternehmen, wichtige Erfolgsgaranten seien auch niedrige Kosten und ein gutes Schadenmanagement. Aber ein Großteil des Wettbewerbs dürfte tatsächlich über den Preis stattfinden.
Vergleichsportale sind eine Nische – die Erwartungen aber hoch
Schaut man sich die Gesamtabschlusszahlen an, so sind Vergleichsportale eher eine Nische im Vertrieb. Derzeit werden lediglich sechs Prozent des Kfz-Neugeschäftes über die Onlineportale generiert. Hier haben Ausschließlichkeitsvertrieb und unabhängige Vermittler noch die Nase vorn. „Viele deutsche Kunden bevorzugen immer noch den persönlichen Kontakt, wenn sie ihre Versicherung abschließen“, erklärt Ulrich Wiesenewsky von der Unternehmensberatung Towers Watson im Gespräch mit der Welt.
Aber das könnte sich zukünftig ändern, wie der internationale Vergleich zeigt. Absoluter Spitzenreiter bei Onlineabschlüssen ist derzeit Großbritannien, wo laut PwC 35 Prozent des Direktgeschäftes über Vergleichsportale läuft. Anders als in Deutschland sind die britischen Kfz-Versicherer zudem profitabel. Diese erzielen im Schnitt Margen von 20 Prozent und machen in der Summe einen jährlichen Umsatz von ca. 473 Millionen Euro.
Die deutschen Versicherer sind überzeugt, dass die Vergleichsportale auch hierzulande den Versicherungsmarkt dauerhaft und spürbar verändern werden. Immerhin 92 Prozent aller befragten Unternehmen gehen von einer Bedeutungszunahme aus. In diesem Jahr werden bereits 1,5 Millionen Verträge über Onlineportale abgeschlossen, schätzt die Unternehmensberatung PwC. Zum Vergleich: Im Jahr 2010 waren es noch 600.000 Policen. Der Trend geht also eindeutig zu mehr Onlinegeschäft.
Nachbesserungsbedarf bei der Transparenz der Vergleichsportale
Doch finden die Kunden wirklich den besten Versicherungsschutz über die Vergleichsportale? Für kritische Stimmen sorgte es, dass sich einige Versicherer bei Portalen eingekauft haben – dies nährt Zweifel an der Unabhängigkeit. Unter anderem befindet sich die Webseite Aspect Online seit dem Sommer 2011 mehrheitlich im Besitz des Branchenführers HUK Coburg.
Zudem ergab vor zwei Jahren eine Studie des Goslar-Instituts für verbrauchergerechtes Versichern, dass die preiswertesten Angebote gerade bei solchen Portalen an oberster Stelle gelistet werden, die Kundenwünsche kaum berücksichtigen. Mitunter weichen die Empfehlungen je nach Portal stark voneinander ab. Hier fehlt es oftmals an Transparenz, wie die Ergebnisse des Vergleichs zustande kommen.
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Spätestens wenn im kommenden Jahr der Suchmaschinen-Gigant Google ein Vergleichsportal für Versicherungen startet, könnte die Debatte neu entbrennen. Eigentlich können es sich die Anbieter kaum leisten, nicht bei Google gelistet zu sein. Im August 2013 hatte der Gigant einen Marktanteil bei Suchmaschinen von sagenhaften 90,4 Prozent. Google ist zugleich wichtigste Anlaufstelle, wenn sich Verbraucher über Versicherungen informieren wollen. Kritiker befürchten, dass Google seine monopolartige Vormachtstellung zu seinen Gunsten ausnutzen wird. Die Konkurrenten dürften den Hunger des Konzerns mit Misstrauen beäugen.