INFINUS - entstehen Anlegerskandale aus Verdrängungen?
Nach der Durchsuchung von wohl 20 Standorten der INFINUS ist die Presse plötzlich voll von Mitteilungen zu INFINUS. Wo waren Berichte zu INFINUS vorher? Welche Rolle spielt der ehemalige sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf, Maklerpools, Banken, KAGen, die BaFin, Verkaufstrainer, der AfW und Rating-Agenturen? Was sollten Vermittler tun?
INFINUS - Das Konstrukt
INFINUS gehört zu einem fast undurchschaubaren Geflecht von Firmen. Dazu zählen insbesondere auch die Future Business KG aA und die PROSAVUS AG. Nachfolgend werde ich der Einfachheit halber aber nur den Begriff INFINUS verwenden; auch dann, wenn Produkte etc. eine andere Firma des Konstruktes betreffen sollten.
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INFINUS – die Produkte
Besonders gern wurden Genussrechte und Orderschuldverschreibungen verkauft, wobei beide Anlageformen dem Totalverlustrisiko unterliegen.
INFINUS - die Rolle der BaFin
Hier muss gesagt werden, dass die BaFin eben nur die Einhaltung der Richtlinien für den offiziellen Verkaufsprospekt prüft, nicht aber die Werthaltigkeit der Angaben zur Renditeentwicklung. Auch ist es nicht Aufgabe der BaFin zu prüfen, ob die Anlage selbst überhaupt zum Erfolg führen kann. Dies wird immer gern von Presse und Vertrieb vergessen. Allerdings wurde die BaFin zumindest im Jahr 2010 über die wohl eher wundersame Geldvermehrung informiert. Vielleicht mahlen die Mühlen dort etwas langsamer…
INFINUS - die Rolle des ehemaligen sächsischen Ministerpräsidenten
Herr Prof. Dr. Kurt H. Biedenkopf war bekanntlich in den 90ziger Jahren Ministerpräsident des Freistaates Sachsen. Zum 10. Jahrestag des Bestehens der Future Business KG aA hat er sich zu einem "Grußwort" hinreißen lassen, welches fortan werbeträchtig auf der Future Business KG aA Homepage zu finden war und folglich durchaus geeignet erscheint Kunden für Anlagen mit Totalverlustrisiko einzuwerben. Ob dem Professor bekannt war, dass gerade Prominente für ihre Aussagen haften können?
Wurde von Herrn Biedenkopf billigend in Kauf genommen, dass Vermittler sich sagen könnten: „Nun, wenn selbst Herr Biedenkopf für die Future Business KG aA ein Grußwort schreibt, dann muss das schon eine seriöse Sache sein.“
INFINUS - die Rolle der Rating-Agenturen
Fraglich ist, ob sogenannte Ratings zu einer Mitverantwortlichkeit der „Rater“ führen können. Ich würde mir dies sehr wünschen. Denn gleich mehrere „Rater“ haben INFINUS nahezu perfekte und überaus positive Ratings bescheinigt. Dazu gehören u.a. Creditreform, Hoppenstedt und auch Scoredex (in 2013!). Da diese Ratings selbstverständlich für Absatzwerbung benutzt werden, wäre es erforderlich und wünschenswert, wenn auch die „Rater“ bei einem Fehlgehen der Anlage zur Verantwortung gezogen werden.
INFINUS - die Rolle der Maklerpools
Einige Pools arbeiteten ungeachtet der wohl eher wundersamen Geldvermehrung mit INFINUS zusammen. Dazu gehören u. a. Maxpool und Domcura. Maxpool hat die Zusammenarbeit zwischenzeitlich wieder beendet.
Fraglich ist, ob sich kooperierende Pools tatsächlich mit dem Firmenkonstrukt der INFINUS und den dortigen Gegebenheiten auseinander gesetzt haben. Fakt ist allerdings, dass sich INFINUS durch die Zusammenarbeit einen „seriöseren Anschein“ geben konnte. Ich unterstelle hier, dass den Maklerpools die weitreichenden Folgen nicht bewusst waren oder nicht einmal ansatzweise darüber nachgedacht wurde. Fakt ist allerdings, dass Vermittler sich auch hier denken konnten „Nun, wenn diese Pools mit INFINUS zusammenarbeiten, dann muss das schon eine seriöse Sache sein.“
INFINUS - die Rolle von Banken und KAGen
Hervorzuheben ist hier, dass allein die Augsburger Aktienbank (AAB) wirklich „Mumm“ bewiesen hat, denn sie kündigte die Zusammenarbeit mit INFINUS. Vermutlich war AAB die erste Bank/KAG, die eben nicht erkennen konnte, wie die wundersame Geldvermehrung bei INFINUS funktionieren sollte. Umso erstaunlicher ist es, dass DJE Kapital darin wohl eher keinen Grund zur Prüfung der Zusammenarbeit mit INFINUS sah.
INFINUS - die Rolle des AfW Bundesverband Finanzdienstleistung e.V.
Erstaunlich ist, dass der AfW aus vergangenen Zeiten wohl keine Lehren ziehen konnte. Wie lässt sich anders erklären, dass nach dem Akzenta AG Debakel auch INFINUS Fördermitglied des AfW werden konnte.
Noch erstaunlicher, vielleicht aber auch nicht wirklich verwunderlich ist, dass INFINUS darüber hinaus auch Unterzeichner der vom AfW ins Leben gerufenen "Berliner Erklärung" ist. Meines Erachtens sollte AfW dringend prüfen, was das für Firmen sind, die da bei ihm Fördermitglieder sind und die unter Werbung mit der Mitgliedschaft bei AfW Kundengelder einsammeln. Denn fest steht, dass die Branche eine Interessenvertretung wie den AfW braucht.
Fest steht aber m. E. auch, dass der AfW auf Dauer Schaden nehmen wird, wenn er die vorgenannte Überprüfung nicht schnellstens vornimmt. Denn an der Liste der AfW-Fördermitglieder glaube ich ziemlich verlässlich zu erkennen, dass es bei den zwei Fehltritten des AfW (Akzenta + INFINUS) nicht bleiben wird, wenn die Überprüfung nicht durchgeführt wird.
INFINUS - die Rolle der Presse
Nur zwei wichtige Presseorgane wagten sich überhaupt aus der „Deckung“. Zum einen „Fonds Professionell“ zum anderen der „Versicherungsbote“.
Alle anderen Presseorgane verlegten sich lieber darauf mannigfaltige Interviews und Werbung von und zu INFINUS zu veröffentlichen – schließlich verdient der Verlag gut daran. Erstaunlich viele positive Artikel finden sich auch bei „Mein Geld“ sowie „Cash“ und „Kapitalmarkt intern (KMI)“ .
Auch hier wäre der Gesetzgeber gut beraten, wenn er Regelungen dahingehend erlässt bzw. verschärft, dass „wohlwollende“ Interviews, ein Übermaß an nicht gegenrecherchierten Pressemitteilungen oder gar redaktionell positive Beiträge zu Produkten des sogenannten „Grauer Kapitalmarkt“ zu einer Mithaftung der entsprechenden Verlage führen. Mit Letzterem sind gerade „getarnte Anzeigen“ gemeint, die als solche nicht eindeutig zu erkennen sind sondern sich auf ersten Blick eben als redaktioneller Beitrag darstellen.
INFINUS und die 100 % Beteiligung am Versicherungsmakler Hans John
INFINUS beteiligte sich mit Wirkung zum 31.12.2012 am Versicherungsmakler Hans John. Bedauerlich! Hans John ist ein auf VSH Versicherungen spezialisierter Makler mit zumindest ehemalig gutem Leumund. Und nun? Man muss fragen dürfen, ob Herr John wirklich nicht gewusst hat an wen er hier verkaufte. Hat er billigend in Kauf genommen, dass INFINUS sich mit dem guten Leumund von Hans John schmücken wird? Wurde billigend in Kauf genommen, dass Vermittler sich auch hier sagen konnten „Nun, wenn Hans John an INFINUS verkauft, dann muss das schon eine seriöse Sache sein.“
INFINUS und Verkaufstrainer
Bernd W. Klöckner kann man schon fast als „Haus und Hof“ Verkaufstrainer der INFINUS bezeichnen. Persönlich halte ich dies für überaus erstaunlich, denn gerade Herr Klöckner rühmt sich damit Vermittlern das Rechnen beizubringen. Vielleicht hätte Herr Klöckner in Sachen INFINUS besser selbst mal gerechnet. Zins und Zinseszinsrechnungen sollen ja bei seinen Schulungen dabei sein; Abzinsung, Kreditzins, Gewinn- aber auch Verlustrechnung hoffentlich auch. Fundierte Wahrscheinlichkeitsberechnungen sind sicher zu empfehlen. Unter Umständen wäre er dann zu einem Ergebnis gekommen, welches ihn dazu bewogen hätte von derartigen Verpflichtungen Abstand zu nehmen. Ist aber nur so eine Idee am Rande…
INFINUS - was betroffene Vermittler jetzt tun sollten
Betroffene Vermittler, die Anlagen der INFINUS bzw. der Future Business KG aA vermittelt haben (hier insbesondere Genussrechte und Orderschuldverschreibungen) sollten umgehend einen Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht aufsuchen, sich von diesem beraten lassen und die weitere Vorgehensweise besprechen und vielleicht schon den einen oder anderen Euro zur Seite legen, wenn gegen ihn Ansprüche geltend gemacht werden…
dies rät Ihnen Ihr
Freddy Morgengrauen
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