Am vergangenen Donnerstag beschloss die Europäische Zentralbank (EZB) eine weitere Leitzinssenkung um 25 Basispunkte auf 0,25 Prozent. Dies gilt erstmals für das am 13. November 2013 abzuwickelnde Geschäft. Dadurch wird nach Ansicht des BdV das Problem der Lebensversicherer verstärkt, die Verträge mit hohen Garantien von bis zu 4 Prozent zu erfüllen. Axel Kleinlein, Vorstandssprecher des Bundes der Versicherten e. V. (BdV), sagt: „Wir befürchten, dass sich zukünftig immer mehr Lebensversicherer aus dem aktiven Geschäft verabschieden werden und nur noch die Bestände verwalten wollen.“ Das Beispiel der Victoria zeigt bereits, dass Kunden dann mit schlechteren Überschüssen rechnen müssen.

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Die Lebensversicherer legen in der Regel 90 Prozent und mehr in festverzinsliche Wertpapiere an. Dadurch, dass die Versicherungsgesellschaften auf dem Kapitalmarkt jetzt noch weniger Zinsen erwirtschaften, wird das Geschäftsmodell der deutschen Lebensversicherer weiter auf die Probe gestellt. Die Versicherer müssten Rückstellungen im zweistelligen Milliardenbereich bilden, um die Zinsgarantien ihrer Kunden bedienen zu können. Schon jetzt zeigt sich, dass sich Versicherer deshalb immer weiter aus dem aktiven Geschäft zurückziehen und in Abwicklung gehen.

Kleinlein befürchtet: „Für die Kunden hat es meist Nachteile, wenn ein Versicherer in die Abwicklung geht. Muss der Versicherer nämlich keine neuen Kunden anlocken, braucht er keine attraktiven Konditionen, er muss also zum Beispiel keine hohe Überschussbeteiligung mehr ausloben.“ Das fällt bei den Unternehmen Victoria und Ergo auf. Bei der Victoria, die kein Neugeschäft mehr macht, sind die Überschüsse geringer als bei der Ergo.

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Der BdV empfiehlt Verbrauchern aber dringend, Verträge nicht vorschnell zu kündigen, sondern sich zuvor bei Verbraucherzentralen, unabhängigen Versicherungsberatern oder dem BdV beraten zu lassen. Von dem Neuabschluss einer Kapitallebensversicherung oder auch privaten Rentenversicherung rät der BdV grundsätzlich ab.