Fitch-Studie: Fusionen bei öffentlichen Versicherern unwahrscheinlich
Trotz des hohen Konsolidierungsdrucks in der Branche werden die öffentlichen Versicherer kaum fusionieren. Das ermittelte die Rating-Agentur Fitch in einer heute vorgestellten Analyse zur Situation der öffentlichen Versicherer in Deutschland.
Die Eigentumsverhältnisse der öffentlichen Versicherer in Deutschland schränken mögliche Fusionen ein, heißt es in dem heute veröffentlichten Bericht von Fitch Ratings. Fusionen in Form von Aktiengesellschaften sind danach eher unwahrscheinlich. Politiker wollen gerade in den eigenen Regionen damit verbundene Arbeitsplatzverluste nicht riskieren. So bleiben öffentliche Körperschaften auch unter öffentlicher Aufsicht. Aktiengesellschaften könnten hingegen zum Verkauf stehen, wodurch Standortschließungen nicht ausgeschlossen werden können, heißt es. Fusionen der öffentlichen Versicherer seien ohnehin bereits deshalb weniger effektiv, weil die Versicherer über festgelegte Geschäftsgebiete verfügen, die sich kaum überschneiden.
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In Deutschland gibt es zwölf öffentliche Versicherungsgruppen. Sie sind Teil der Sparkassen-Finanzgruppe. Sparkassen bzw. öffentliche Bausparkassen stellen ihren wesentlichen Vertriebsweg dar. Öffentliche Versicherer sind etwa Versicherungskammer Bayern, Provenzial, VGH oder SV Sparkassenversicherung.
Öffentliche Lebensversicherer besitzen in Niedrigzinsumfeld wenig Widerstandskraft
Die öffentlichen Lebensversicherer werden kaum lange dem niedrigen Zinsniveau widerstehen, so Fitch. 2012 hatten sie im Vergleich zu den restlichen Anbietern am deutschen Lebensversicherungsmarkt ein etwas geringere Rückstellungen zur Beitragsrückerstattung zur Verfügung. Aufgrund des geringen Anteils an Berufsunfähigkeits- und fondsgebundenes Lebens- & Pensionsversicherungsgeschäfts bei den öffentlichen Lebensversicherern könnten zudem die Kapitalanforderungen nach Einführung von Solvency II mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Herausforderung für die öffentlichen Lebensversicherer darstellen, so die Agentur.
Die öffentlichen Schaden-/Unfallversicherer verzeichneten eine starke versicherungstechnische Ertragslage in den vergangenen Jahren. Obwohl die öffentlichen Stellen hohe Marktanteile in der Wohngebäudeversicherung haben, erzielten sie insgesamt eine durchschnittliche Netto-Schaden/Kostenquote von 96,2 Prozent in den Jahren 2008 - 2012, während der Markt mit 97,1 Prozent etwas schlechter lag. Allerdings werden die öffentlichen Schaden-/Unfallversicherer für das vergangene Jahr wegen der großen Hagel-Hochwasserschäden wahrscheinlich eine schlechtere Netto-Schaden/Kostenquote als der Markt berichten, prognostiziert Fitch.
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Der komplette Bericht „German Public-Sector Insurers: Market Pressure for Consolidation Grows, but Ownership Restricts Merger Potential” kann online über Fitch Ratings bezogen werden. Im Zuge der Veröffentlichung veranstaltet das Unternehmen morgen, 15.1., 11 Uhr, eine internationale Telefonkonferenz, in welcher Dr. Christoph Schmitt und Dr. Stephan Kalb, Mitglieder des europäischen Versicherungsteams von Fitch den Bericht vorstellen. Anschließend stellen sie sich für Fragen zur Verfügung. Die Fragen können auch zuvor per E-Mail eingereicht werden.