Nahles-Rente kostet Arbeitnehmer jährlich über 200 Euro
Dank der Rentenreform von Bundessozialministerin Andrea Nahles (SPD) dürfen Arbeitnehmer bereits mit 63 Jahren abschlagsfrei in Rente gehen. Für Arbeitnehmer wird die sogenannte Nahles-Rente vorerst teuer. Für die Wirtschaft ist die Neuerung dagegen Fluch und Segen zugleich. Für Commerzbank, Ergo und Co. könnte die Rente mit 63 Jahren Vorteile bringen. Andere klagen wegen Fachkräftemangel.
Die Rentenreform von Bundessozialministerin Andrea Nahles (SPD) wird Arbeitnehmer und Rentner kurz- und mittelfristig mit mehr als 200 Euro pro Jahr belasten. Bereits 2014 wird wegen der ausgefallenen Beitragssenkung die Jahresbelastung eines Arbeitnehmers um 208 Euro höher ausfallen als ohne Reform.
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Nahles-Rente bringt im Jahr 2020 eine jährliche Mehrbelastung von 223 Euro
Für einen Durchschnittsverdiener bedeutet die geplante Erhöhung der Rentenbeitragssätze im Jahr 2020 eine jährliche Mehrbelastung von 223 Euro. 2027 steigt die Summe auf 248 Euro pro Jahr.
Gleichzeitig sinkt das Rentenniveau immer weiter ab. So trifft auch Ruheständler die Nahles-Rente. Laut der Berechnungen, die der Finanzwissenschaftler Reinhold Schnabel von der Universität Duisburg-Essen für die WirtschaftsWoche erstellt hat, wird die Rente 2020 schon um 157 Euro niedriger ausfallen. 2027 steigt der errechnete Verlust sogar auf 219 Euro.
Unternehmen: Stellenabbau und Fachkräftemangel
Unternehmen haben eine geteilte Meinung über die Reform. Während sich vor allem große Unternehmen, mit Plänen zum Stellenabbau, über Einsparungen freuen dürften, treffen die Reformpläne speziell Unternehmen mit vielen älteren Fachkräften. „Wer mit 63 ohne die sonst üblichen Abschläge in den Ruhestand gehen kann, wird das überwiegend auch tun“, sagte der Rentenexperte Alfred Boss vom Kieler Institut für Weltwirtschaft gegenüber der WirtschaftsWoche.
So könnte die Einführung der Rente mit 63 Jahren für Unternehmen wie Commerzbank, Ergo, AXA, Wüstenrot & Württembergische oder die Basler Versicherung zum Glücksfall werden. Schließlich könnten diese Unternehmen den geplanten Stellenabbau dann deutlich günstiger über die Bühne bringen.
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Arbeitnehmer könnten nach dem Gesetzentwurf mit 61 Jahren entlassen werden und zwei Jahre Arbeitslosengeld I beziehen. Mit 63 Jahren erhalten sie dann abschlagsfrei Rente. Für beide Seite würde eine Frühverrentung somit Vorteile bringen.