Absicherungsbedarf stößt an Budgetgrenzen
Kranken-Zusatzversicherungen sind zukünftig unverzichtbar - das sieht fast die Hälfte der Arbeitnehmer in Deutschland (49 Prozent) so. Denn das Leistungsangebot der gesetzlichen Krankenversicherung halten zwei Drittel der Befragten (63 Prozent) für lückenhaft. Eine arbeitgeberfinanzierte betriebliche Krankenversicherung wünschen sich 58 Prozent der Befragten. Zu diesen Ergebnissen kommt die Studie „Kranken-Zusatzversicherung – Bedarf an Gesundheitsleistungen“ des Beratungsunternehmens Towers Watson.
„Viele Menschen halten sich im aktuellen System der gesetzlichen Krankenversicherung für nicht ausreichend abgesichert“, fasst Sybille Siefer, Leiterin des Beratungsbereichs Benefits-Brokerage bei Towers Watson Deutschland, die Studienergebnisse zusammen. „Der Gesetzgeber sollte dies zum Anlass nehmen, die Rahmenbedingungen für eine ergänzende betriebliche oder private Vorsorge zu verbessern.“
Für die Studie wurden rund 1.000 gesetzlich krankenversicherte Arbeitnehmer im Alter von 20 bis 55 Jahren zu ihrer Haltung gegenüber einer betrieblich geförderten Kranken-Zusatzversicherung befragt. Insbesondere im Bereich der Zahnmedizin sowie der allgemeinen Gesundheitsversorgung und -vorsorge sieht rund die Hälfte der Arbeitnehmer einen erhöhten Absicherungsbedarf. Premium-Leistungen wie eine Chefarztbehandlung suchen dagegen nur wenige.
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Hoher Absicherungsbedarf stößt an Budgetgrenzen
Den Sorgen um die medizinische Grundversorgung folgen indes kaum Taten. Zuschüsse für Zahnersatz haben zwar 45 Prozent abgesichert, jedoch hat nur rund ein Fünftel der Befragten (22 Prozent) eine Zusatzversicherung für die Zahnprophylaxe abgeschlossen. Für allgemeine Vorsorgeuntersuchungen haben sogar nur 14 Prozent einen Versicherungsschutz erworben. Knapp ein Viertel plant den Abschluss eines Versicherungsvertrags für Zahnersatz oder Zahnprophylaxe noch in diesem Jahr, bei knapp einem Fünftel steht der Versicherungsschutz für Vorsorgeuntersuchungen auf der Einkaufsliste.
Die Zurückhaltung könnte laut Siefer an Budgetgrenzen liegen: Mehr als die Hälfte der Befragten (55 Prozent) würde maximal 15 Euro pro Monat für eine Kranken-Zusatzversicherung ausgeben, ein weiteres Drittel (33 Prozent) maximal 40 Euro. „Innerhalb dieses Kostenrahmens findet sich jedoch kaum ein adäquates privates Versicherungsangebot“, so Siefer.
Arbeitgeber-Engagement für betriebliche Krankenversicherung gefragt
Unterstützung erwarten Arbeitnehmer daher von den Arbeitgebern: Mehr als die Hälfte der Befragten (58 Prozent) wünscht sich eine arbeitgeberfinanzierte Kranken-Zusatzversicherung. „Damit ist die betriebliche Krankenversicherung nach der betrieblichen Altersversorgung das meistgefragte Arbeitgeber-Benefit“, sagt Siefer. „Für Unternehmen ist das eine Chance: Sie können ihren Mitarbeitern eine gesuchte Zusatzleistung bieten und sich damit im ‚War for Talents‘ als guter Arbeitgeber positionieren. Gleichzeitig können sie das betriebliche Gesundheitsmanagement fördern.“
Den Zugang zu vergünstigten betrieblichen Absicherungskonditionen finden – auch bei einer Finanzierung aus eigener Tasche – 54 Prozent der Arbeitnehmer interessant. Siefer betont: „Unter dem Strich ist für den Mitarbeiter eine selbst finanzierte betriebliche Krankenversicherung günstiger als eine vergleichbare private Absicherung.“ Betriebliche Tarife bieten häufig einen Beitragsrabatt, der eine etwaige Versteuerung als geldwerter Vorteil überwiegt.
Lückenhafte gesetzliche Absicherung
Insbesondere mit Leistungen und Behandlungsqualität der gesetzlichen Krankenversicherung scheinen die Versicherten unzufrieden zu sein. Zwei Drittel der Befragten (63 Prozent) halten Kranken-Zusatzversicherungen für sinnvoll, um Lücken im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherungen zu schließen. Zudem sprechen aus Sicht der Befragten eine bessere Versorgung bei Zahnersatz bzw. Zahnprophylaxe (56 Prozent) sowie eine bessere medizinische Versorgung (54 Prozent) für den Abschluss von Kranken-Zusatzversicherungen.
Am meisten gefragt ist die Zahnersatzpolice (68 Prozent), gefolgt von der Zahnprophylaxeversicherung (57 Prozent) und der Absicherung regelmäßiger Vorsorgeleistungen wie Schutzimpfungen, Gesundheitschecks und Hautkrebsuntersuchungen (49 Prozent). Die Absicherung des Pflegerisikos hat für mehr als ein Drittel der Befragten (35 Prozent) eine hohe Bedeutung.
„Das Gesundheitsbewusstsein steigt weiter“, kommentiert Miguel Perez, Experte für betriebliche Krankenversicherungen bei Towers Watson Deutschland, die Ergebnisse. „Doch die Angebote der gesetzlichen Krankenversicherungen werden offenbar als lückenhaft wahrgenommen, sodass die Befragten die Notwendigkeit sehen, selbst aktiv zu werden.“
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Hintergrundinformationen zur Studie
Für die Towers-Watson-Studie „Kranken-Zusatzversicherung – Bedarf an Gesundheitsleistungen“ wurden im Januar 2014 rund 1.000 Arbeitnehmer im Alter von 20 bis 55 Jahren, die gesetzlich pflichtig oder freiwillig krankenversichert sind, zu ihrer Haltung gegenüber einer betrieblich geförderten Kranken-Zusatzversicherung befragt.