Beim 5. Symposium der SDK-Stiftung diskutierten in Stuttgart ausgewiesene Experten vor 150 Gästen über den „Pflegefall Zukunft“ und suchten Antworten auf die Frage „Sind wir reif für die Pflege?“.

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Pflege „als etwas Faszinierendes"?

Einig waren sich alle Referenten bei der abschließenden Podiumsdiskussion, dass bei vielen verschiedenen Aspekten vor allem das Image der Pflege aufpoliert werden müsse. Prof. Dr. Michael Ewers regte hierfür an, dass Pflege „als etwas Faszinierendes“ dargestellt werden müsse, „damit heute bereits eine andere Zukunft gestaltet werden kann“.

Ob das Thema Pflege jemals faszinierend werden kann, ist zwar mehr als fraglich. Dennoch ist es wichtig, die bestehenden Probleme zu analysieren und entsprechende Lösungsansätze zu finden. „Neue Ideen und Wege sind gefragt“, forderte Klaus Henkel, Kuratoriumsvorsitzender der SDK-Stiftung. „Jedoch sind die finanziellen Möglichkeiten, die Besserung bringen könnten, häufig politisch limitiert“, so Henkel.

Doch die Probleme sitzen tief. Zwar sei „das Thema in der Bevölkerung immer wichtiger, aber noch lange nicht vollständig im Bewusstsein der Menschen angekommen“, sagte Dr. Ralf Kantak, Vorstandsvorsitzender der SDK. Eines der größten Probleme skizzierte Prof. Dr. Bernd Brüggenjürgen, Leiter des SDK-Instituts für Gesundheitsökonomie an der Steinbeis-Hochschule Berli. „Aus rein demografischer Sicht können die Alterungsprozesse in unserer Gesellschaft durch kaum eine Maßnahme gestoppt werden“, analysierte Brüggenjürgen.

Fachkräftemangel ist ein Problem

Aber auch der zunehmende Fachkräftemangel ist ein Problem, dem man nur mit Verbesserungen bei der Ausbildung und Qualifizierung von Pflegekräften Herr werden könne. Laut Prof. Dr. Michael Ewers von der Charité Berlin hat die Pflege insgesamt ein Imageproblem. Dies sei auch ein Grund, warum es in Deutschland schwierig sei, ausreichend wissenschaftlich hochqualifizierte Pflegekräfte auszubilden.

Junge Menschen würden in der Pflege besonders benötigt, um die Zukunft zu bewältigen, bekräftigte auch Prof. Dr. Hockauf. Er bemängelte, dass sich seit geraumer Zeit in Deutschland im Pflegebereich kaum etwas verändert habe. Gute Ansätze kämen in der Praxis nicht zum Tragen. Ein dramatischer Engpass bei Pflege-Schülern und beim Pflege-Fachpersonal sei zu beobachten. Das liege daran, dass der Pflegeberuf unattraktiv für junge Leute geworden sei.

Vor allem die Politik ist gefragt

Um den Pflegebereich voranzubringen, sind vor allem die Politik, aber auch die am Gesundheitssystem beteiligten Unternehmen gefordert. So konstatierte Andreas Besche vom Verband Privater Krankenversicherer: „Leider liegt die Pflegeberatung in vielen Bundesländern noch brach“, so Besche.

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Derweil will Dr. Christian Berringer vom Bundesgesundheitsministerium „die Entwicklung eines neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs als permanenten Prozess der Veränderung“ aufgreifen, um das System zukunftsfähig zu machen. Zentrale gesundheitspolitische Handlungsfelder sieht er in der Entbürokratisierung und in der Verbesserung der Ausbildungsqualität, zum Beispiel durch eine Qualifizierungsoffensive.

Süddeutsche Krankenversicherung a.G.