Als Tim Kretschmer in den Morgenstunden des 11. Mai 2009 die Albertville-Realschule in Winnenden betrat, sollte wenig später nichts mehr so sein wie zuvor. 15 Menschen riss Kretschmer bei seinem Amoklauf mit sich in den Tod, die meisten davon Schülerinnen und Schüler. Nach einer stundenlangen Verfolgungsjagd mit der Polizei richtete er seine halbautomatische Waffe schließlich gegen sich selbst.

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Für die Angehörigen bedeutete nicht nur die Trauer um die Opfer ein Martyrium, sondern auch der Kampf um ihr Recht. Der Ruf nach strengeren Waffengesetzen wurde von der damaligen Justizministerin Brigitte Zypries (SPD) und Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) mit teils zynischen Begründungen zurückgewiesen. Insgesamt 112 Schüsse gab der 17jährige Täter ab: Dies war nur möglich, weil Kretschmers Vater, ein Sportschütze, mehrere Schnellfeuerwaffen und große Mengen Munition bei sich zu Hause aufbewahrte. Dennoch sagte Schäuble: „Ich sehe nicht, dass strengere Waffengesetze die Tat verhindert hätten“. Der Vater des Amokläufers wurde 2011 wegen fahrlässiger Tötung und Körperverletzung zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.

Allianz zahlt insgesamt 2 Millionen Euro Schadensersatz

Ein Jahrelanger Rechtsstreit zwischen den Hinterbliebenen und der Haftpflichtversicherung des Vaters scheint nun aber ein Ende zu finden. Insgesamt 2 Millionen Euro will die Allianz Versicherung als Schadenssumme auszahlen. „Die Allianz und die Anwälte der Opfer und Angehörigen haben gemeinsam eine tragfähige, gerechte Lösung zur Verteilung der Deckungssumme erarbeitet“, teilte eine Sprecherin des Unternehmens mit. Auch Rechtsanwalt Jens Rabe, der mehrere Opfer vertritt, sagte den Stuttgarter Nachrichten: „Alles ist in trockenen Tüchern“.

Auf hohe Summen können die Hinterbliebenen nicht hoffen. Einige bekommen laut Schwarzwälder Bote 5.000 Euro, die meisten jedoch zwischen 20.000 und 25.000 Euro Schadensersatz für Personenschäden. Wer aufgrund des Amoklaufes erwerbsunfähig ist, erhält eine sechsstellige Summe. Es gebe rund 50 Anspruchsteller aus dem Kreis der Opfer und ihrer Angehörigen, sagte die Allianz-Sprecherin. „Wir sind zuversichtlich, alle Gelder in Kürze auszahlen zu können.“

Auch Stadt Winnenden fordert Schadensersatz von Eltern

Die Einigung mit den Opfern und Angehörigen dürfte für die Eltern von Tim Kretschmer jedoch nicht das Ende der gerichtlichen Auseinandersetzungen bedeuten. Auch die Stadt Winnenden hat angekündigt, die Erziehungsberichtigten wegen des Amoklaufes ihres Sohnes zu verklagen. Unter anderem fordert die Gemeinde Schadensersatz für Renovierungsarbeiten in der Albertville-Realschule, wo Kretschmer seinen Amoklauf begonnen hatte. Die Eltern seien bisher nicht bereit gewesen, sich „in irgendeiner Weise“ an der Schadensregulierung zu beteiligen.

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Der Vater des Täters wiederum hat das Klinikum Weinsberg auf 8,8 Millionen Euro Schadensersatz verklagt. Dort war der psychisch labile Sohn vor seinem Amoklauf in therapeutischer Behandlung. Allerdings wollen die Eltern das Geld nicht für sich behalten. Es sei für die Hinterbliebenen der Opfer gedacht, so ein Anwalt des Vaters.