Insolvenz - Nach Prokon auch Windwärts Energie Pleite
Insolvenz - Geht der Windkraft die Puste aus? Nach Prokon hat mit der Windwärts Energie GmbH nun ein weiteres Unternehmen der Windkraftbranche Insolvenz anmelden müssen. 1.600 Anleger hatten in Genussrechte von Windwärts investiert und bangen nun um ihr Geld.
Die Bundesregierung bekennt sich zur Energiewende, aber eine Garantie für gut laufende Geschäfte mit Ökostrom ist das nicht. Nach dem Windkraftriesen Prokon ist nun auch die Projektentwicklungsgesellschaft Windwärts Energie GmbH zahlungsunfähig. Vor dem Landgericht Hannover hat das niedersächsische Unternehmen die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt, wie aus übereinstimmenden Medienberichten hervorgeht.
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1.600 Anleger bangen um ihr Geld
Betroffen von der Pleite sind nach Angaben des vorläufigen Insolvenzverwalters Volker Römermann rund 1.600 Inhaber von Genussrechten, die 18,9 Millionen Euro investiert haben. Erste Anzeichen für eine Insolvenz gab es bereits zum Jahreswechsel. Im Dezember konnte das Unternehmen die fällige Zurückzahlung von 1,9 Millionen Euro Genussrechtskapital nicht leisten und musste seine Anleger auf später vertrösten. Damals hieß es, man verschiebe die Auszahlung „auf unbestimmte Zeit“ - eine Formulierung, die wenig Hoffnung machte.
Im Januar musste Windwärts die fälligen Zinszahlungen für Genussrechte aus den Jahren 2006 bis 2013 erneut aussetzen. Deshalb hatten Brancheninsider eigentlich schon zeitiger mit einer Insolvenz gerechnet. Warum das Verfahren erst jetzt eröffnet wurde, begründet die Geschäftsführung mit einem neuen Rechtsgutachten. Dieses sei zu dem Ergebnis gekommen, „dass die Rückzahlungsansprüche der Genussrechtsinhaber entgegen der bisherigen Rechtsauffassung des Unternehmens bei der Prüfung der Zahlungsunfähigkeit berücksichtigt werden müssen.“
Windwärts Energie gibt sich optimistisch
In Probleme geriet die Windwärts GmbH wohl auch im Schatten der Prokon-Pleite, die das Misstrauen unter den Anlegern schürte. Dennoch zeigt sich der Insolvenzverwalter optimistisch, dass das Unternehmen fortbestehen könne. „Alles sieht gut aus, es gibt gute Projekte und kein strukturelles Problem“, sagte Römermann. So ist der Windkraftanbieter offenbar auch durch bürokratische Hürden ausgebremst worden: Ein Projekt wurde durch nicht bekannte Überflugrechte der Bundeswehr verzögert, ein anderes wegen strenger Umweltschutz-Auflagen.
Zudem musste sich das Unternehmen Ende 2013 von einigen nicht rentablen Geschäftsfeldern trennen. Sowohl die Projektentwicklung in Italien wurde eingestellt als auch das Geschäft mit Photovoltaik. Ebenfalls zur Debatte steht das im Herbst noch beworbene Geschäftsmodell, Anlagen zur Eigenstromversorgung von Gewerbebetrieben zu installieren. Diese Anlagen will die Große Koalition zukünftig mit Abgaben belasten, sie erhalten aber keine Förderung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz. Damit wird eine derartige Eigenversorgung für Investoren unattraktiv.
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Seit seiner Gründung hat Windwärts 144 Windenergie-, 34 Photovoltaikanlagen und 1 Biogasanlage gebaut. Allerdings befinden sich nur 6 Projekte im Eigenbetrieb, andere wurden an institutionelle Investoren verkauft. Zusätzlich hat Windwärts 20 Fondsgesellschaften ins Leben gerufen.