Deutschlands zweitgrößte gesetzliche Krankenkasse muss sparen. Zwar hatte die Barmer GEK im vergangenen Jahr noch einen Gewinnsprung verzeichnet. Dabei stieg der Gewinn von 340 Millionen Euro auf 493 Millionen Euro. Doch angesichts des steigenden Wettbewerbsdrucks greift das Unternehmen nun zu drastischen Maßnahmen.

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Barmer GEK: 3.500 Stellen werden gestrichen

Bereits im Oktober hatte Dr. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der Barmer GEK, vor zu viel Sorglosigkeit gewarnt und bereits für 2014 schrumpfende Rücklagen prognostiziert: „So viele Beschäftigte wie selten zahlen jetzt Kassenbeitrag, das wird nicht so bleiben.“ Zudem würden die Ausgaben steigen, da Kliniken, Ärzte und Apotheken zukünftig mehr Geld erhalten und Zwangsrabatte der Pharmaindustrie auslaufen.

Nun plant die Ersatzkasse weitreichende Einschnitte in die Unternehmensstruktur. So sollen bis 2018 das Filialnetz halbiert und 3.500 Stellen gestrichen werden. Derzeit arbeiten 16.900 Angestellte in Vollzeit für die Krankenkasse. Nach dem Umbau sollen es mehr als ein Fünftel weniger sein. Ein entsprechendes Konzept für den Umbau wurde bereits vom Verwaltungsrat durchgewunken und soll zeitnah der Belegschaft präsentiert werden. Der Personalabbau soll jedoch sozialverträglich gestaltet werden.

Zahl der Filialen wird halbiert

Auch beim Netz an Geschäftsstellen will der Vorstand den Rotstift ansetzen. „Nach Abschluss des Umbaus werden wir noch 400 Geschäftsstellen haben“, sagte Straub gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Schlanker und gleichzeitig „kundenfreundlicher, schneller und effizienter“ soll die Ersatzkasse nach dem Umbau werden: „Damit wollen wir jedes Jahr Kosten im Umfang von 250 bis 300 Millionen Euro sparen“, so der Vorstandsvorsitzende weiter.

Denn im Kampf um Versicherte ist mittlerweile reichlich Druck auf dem Kessel. Zum Jahresbeginn hatte die Techniker Krankenkasse (TK) die Barmer GEK als größte gesetzliche Krankenkasse abgelöst. Aktuell hat die TK 8,68 Millionen Versicherte. Die Barmer GEK hat nach leichten Verlusten noch rund 8,64 Millionen Versicherte. Barmer GEK-Sprecher Athanasios Drougias blickte entspannt auf die Ablösung als Marktführer: „Die meisten Versicherten zu haben ist schön, aber nicht wettbewerbsentscheidend.“, erklärte er gegenüber dem dfg. Schließlich hat sie weiter mehr zahlende Mitglieder als der Wettbewerber.

Wettbewerbsdruck der Krankenkassen steigt

Doch die Umbaumaßnahmen sind dringend notwendig, „weil der Wettbewerb in der gesetzlichen Krankenversicherung in den kommenden Jahren wieder härter werden wird“, so Straub. Schließlich müssten sich die Krankenkassen bei steigenden Ausgaben auf sinkende Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds einstellen. Dadurch seien Zusatzbeiträge in Zukunft unausweichlich. Dieser werde bei der Barmer GEK, so der Vorstandsvorsitzende, jedoch „nicht über dem durchschnittlichen Zusatzbeitrag aller Kassen“ liegen.

Einhergehend mit dem Umbau sollen auch die Verwaltungskosten je Mitglied auf sinken. Derzeit verursacht jedes Mitglied bei der Kasse rund 95 Euro. Der Branchenschnitt liegt hier bei 92,30 Euro. Auch die Leistungsausgaben sind in den vergangenen Jahren gestiegen. Im Vergleich zu 2011 stiegen die Kosten um 2,7 Prozent auf 22,2 Milliarden Euro. So kostete jeder Versicherte im Jahr 2012 die Krankenkasse 2.565 Euro.

Barmer GEK will Kundenservice verbessern

Als „Kahlschlag“ will Straub den Umbau indes nicht verstehen. Immerhin habe das Unternehmen, auch nach der Radikalkur, noch 130 Geschäftsstellen mehr als Wettbewerber Techniker Krankenkasse. Im neuen Filialnetz soll es zwar weniger Geschäftsstellen, dafür aber mehr Personal und einheitlich verlängerte Öffnungszeiten geben.

Insgesamt soll der Kundenservice deutlich verbessert werden. Insbesondere Versicherte mit „komplizierten Anliegen“ sollen profitieren. Weiterhin plant Straub die Verbesserung der Reaktionszeiten: „Wir wollen den Kunden, wenn überhaupt, möglichst nur einmal weiterverbinden.“ Kunden, die nur eine schnelle Information benötigten, sollten verstärkt die telefonische Beratung bzw. den Kontakt per E-Mail oder Social Media suchen.

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Um an dieser Front gewappnet zu sein, plant das Unternehmen Investitionen für den Aufbau der Telefon- und Onlineservices. Außerdem sollen fachspezifische Bearbeitungszentren schnelle und qualitativ hochwertige Sachbearbeitung garantieren. Erreichbarkeit und persönliche Betreuung sollen fortan auch durch den erstmaligen Einsatz mobiler Geschäftsstellen sichergestellt werden.

Barmer GEK