Heute ist für Uli Hoeneß ein Schicksalstag. Der einflussreiche Präsident des FC Bayern München hat gestanden, 27,2 Millionen Euro Steuern hinterzogen zu haben, das Landgericht München II wird am Donnerstag vermutlich ein Urteil sprechen. Viele Beobachter rechnen mit einer Gefängnisstrafe.

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Die Aufmerksamkeit der Medien nutzen nun auch andere Interessengruppen, das Image des Managers weiter zu demontieren. Hoeneß hatte sich selbst oft als moralische Instanz des deutschen Fußballs dargestellt, auch seine Freunde und Weggefährten beschreiben ihn als großherzigen und spendablen Menschen. Dies will nicht so recht zu den Informationen passen, die nun aus der Nürnberger Wurstfabrik von Uli Hoeneß nach außen drängen: angeblich zahle er seinen Angestellten nur einen sehr niedrigen Lohn.

1.380 Euro Bruttolohn für eine Vollzeitstelle

Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) wirft dem Wurstunternehmen von Hoeneß vor, die rund 290 Angestellten nur mit einem Bruttolohn von 1.380 Euro abzuspeisen – für einen Vollzeitjob, der zudem körperlich sehr anstrengend ist. Auch würde die HoWe Wurstwaren KG übermäßig Leiharbeiter einsetzen und keinen Betriebsrat für die Beschäftigten zulassen. Betreibt Uli Hoeneß in seinen Fabriken also Lohndumping?

Hoeneß soll verärgert reagiert haben, als er von den Protesten der Gewerkschaft gehört hat. „Wir leben in keinem Gewerkschaftsstaat, wo mir die NGG Vorschriften machen kann“, zitiert ihn die Nürnberger Abendzeitung. Im Interview mit dem Blatt sagte zudem sein Sohn Florian, dass der Präsident des FC Bayern das operative Geschäft bei der Fleischfirma längst abgegeben habe.

Zu den Löhnen bei der Wurstfabrik wollte Florian Hoeneß keine Zahlen nennen. Er verwies lediglich darauf, dass viele Ungelernte „mit Sprachschwierigkeiten“ in dem Unternehmen beschäftigt und niedrige Einkommen branchenüblich seien. Auch den Vorwurf, übermäßig Leiharbeiter zu beschäftigen, wies der Sohn von Uli Hoeneß zurück. Die 80 Leiharbeiter im Unternehmen würden dasselbe verdienen wie die fest angestellten Kräfte. Zudem hätten alle Beschäftigten eine sechsköpfige Interessenvertretung gewählt.

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Eins immerhin dürfte Uli Hoeneß beruhigen: strafbar sind derart niedrige Löhne in Deutschland nicht. Seinem Image als warmherziger Manager dürften sie aber weiter schaden.

Nürnberger Abendzeitung