Hunderte Klagen gegen Finanzinvestor Malte Hartwieg
Nach den Finanzskandalen bei Infinus, Prokon und S&K droht nun der nächste Gau für Geldanleger. Laut einem Zeitungsbericht warten hunderte Kunden des Münchener Finanzmanagers Malte Andre Hartwieg vergeblich auf Auszahlungen, bis zu 200 Millionen Euro werden eingefordert. Die Staatsanwaltschaft München ermittelt.
Glatze, Oberlippenbärtchen und perfekt sitzende Maßanzüge: das sind die Markenzeichen von Malte Andre Hartwieg. Nicht nur bei Fachmedien wie Cash Online ist der schillernde Investor als Kommentator gern gesehen, auch das Vertrauen der Geldanleger konnte er im großen Stil gewinnen. Nach eigenen Aussagen betreuen Hartwiegs Firmen über 200.000 Kunden und Anlegergelder mit einem Volumen von 2,3 Milliarden Euro.
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Nun könnte Hartwieg für einen der größten Finanzskandale der Bundesrepublik sorgen. Bereits im Januar hatte Versicherungsbote berichtet, dass die Staatsanwaltschaft München Ermittlungen gegen den Fondsinitiator aufgenommen hat. Recherchen der Welt am Sonntag verschärfen nun den Verdacht auf Unregelmäßigkeiten im Firmengeflecht: wie das Blatt berichtet, bereiten derzeit rund 500 Anleger in geschlossene Fonds Klagen gegen den Finanzmanager und seine Gesellschaften vor. Es gehe dabei um möglicherweise veruntreute Gelder von bis zu 200 Millionen Euro.
Geld der Anleger ist verschwunden
Der WamS zufolge warten die klagewilligen Anleger auf versprochene Auszahlungen in Millionenhöhe. Auch Hartwiegs Anwalt bestätigte auf Anfrage des Blattes Probleme. „Es gibt ein Stocken der Ausschüttung“, sagte Werner Klumpe von der Kölner Kanzlei Klumpe, Schröder + Partner. Betroffen seien zehn Fonds, unter anderem der Serien Emirates 1-7 und New Capital Invest. Aber nicht Hartwieg selbst sei Schuld an den Verzögerungen, sondern ein Geschäftspartner seines Mandanten.
Es steht jedoch der Verdacht im Raum, dass die eingesammelten Gelder der Anleger gar nicht in Projekte investiert wurden, sondern schlicht und einfach verschwunden sind. Angeblich sollte das Anlagevermögen u.a. in Biodiesel-Raffinerien sowie ein Betonwerk in den Vereinigten Arabischen Emiraten fließen. „Nichts deutet darauf hin, dass tatsächlich nennenswerte Anlegergelder in diese Projekte investiert wurden“, sagte der Münchener Anwalt Stefan Förster, dessen Kanzlei Lachmeier mehrere hundert Anleger vertritt. Bereits im Januar hatte Förster erklärt, ein großer Teil der Gelder sei wohl abgeflossen und stünde den deutschen Fondsgesellschaften nicht mehr zur Verfügung.
Verantwortlich für die Investitionen in den USA und Dubai ist Hartwiegs Geschäftspartner Christian Kruppa. Dieser soll nun aufklären, wo das Geld geblieben ist und das nicht investierte Geld herausrücken. Kruppa indes habe mitgeteilt, dass die Investitionen zurzeit keine Ergebnisse erzielten, die liquide Ausschüttungen zulassen. "Man kann das so deuten, dass zwei Compagnons im Clinch liegen", folgert die "Welt am Sonntag". Es wird aber auch spekuliert, dass beide unter einer Decke stecken.
Strohmänner und Verdacht auf ein Schneeballsystem
Denn neben dem verschwundenen Geld gibt es weitere Unregelmäßigkeiten in Hartwiegs Firmengeflecht. Der Investor ist an über 100 Gesellschaften beteiligt, die auf bemerkenswerte Weise unübersichtlich und verschachtelt sind. Selbst Fachleute können nicht genau sagen, welches Geld wohin fließt. Indizien für einen Betrug könnten etwa sein, dass es sich bei vielen Investitionsobjekten um Offshore-Firmen handelt, die erst kurz vor Ausgabe der Anlagepapiere gegründet werden.
Undurchsichtige Strukturen bei geschlossenen Fonds üblich?
Für Hartwiegs Anwalt Werner Klumpe sind die unübersichtlichen Firmenkonstruktionen hingegen kein Grund, an Unregelmäßigkeiten oder gar Betrug zu denken. Bei geschlossenen Fonds seien solche Strukturen normal, sagte er der WamS. Dies lenkt wiederum den Blick auf den ungeregelten Grauen Kapitalmarkt. Hier können sich Unternehmen trotz hoher Anlagerisiken weitestgehend der Finanzaufsicht entziehen: erst vor wenigen Tagen hat die BaFin mit einer Broschüre vor dem Grauen Anlagemarkt gewarnt (Versicherungsbote berichtete).
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Sollten sich die Betrugsvorwürfe bestätigen, müssen sich die Anleger auch an die eigene Nase fassen. Mit Wildwest-Romantik und Bildern von reichen Scheichs warb Hartwieg in seinen Prospekten für Ölfonds, Biodiesel- und Goldraffinerie-Fonds. Allzu seriös klangen die Versprechungen nicht: zugesichert wurde eine Rendite von bis zu 17 Prozent!