Gothaer Biometriestudie: Gefahr einer Berufsunfähigkeit wird ausgeblendet
Selbst berufsunfähig zu werden, glaubt nur etwa jeder zweite Deutsche. Eine Biometriestudie der Gothaer Lebensversicherung zeigt, dass den Befragten bioemetrische Risiken bekannt sind, allerdings kaum dafür vorgesorgt wird. Deutlich mehr wird inzwischen privat für die eigene Rente vorgesorgt.
Berufsunfähigkeit werde völlig unterschätzt, das Risiko ein Pflegefall zu werden, verdrängt. Dem gegenüber steht eine große Furcht, schwer zu erkranken und/oder Pflege in Anspruch nehmen zu müssen. Die Teilnehmer an der Biometriestudie der Gothaer sind sich der biometrischen Risiken durchaus bewusst, sorgen aber kaum ausreichend privat vor. Im Auftrag der Gothaer und des F.A.Z.-Institutes hat die Marktforschungsgesellschaft Forsa vom 6. bis 8. Januar 2014 insgesamt 1.003 Personen im Alter ab 18 Jahren zu den biometrischen Risiken befragt.
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Den Risiken sind sich die Umfrageteilnehmer durchaus bewusst. Vor allem schwere Krankheiten oder eigene Pflegebedürftigkeit bereiten Sorgen. Jeder zweite Befragte unter 40 Jahren hat davor Angst, bei einem langen Lebensabend ein Dasein in Armut führen zu müssen. Frauen fürchten dabei tendenziell eher Schicksalsschläge als Männer. Das Pflegefallrisiko ist mittlerweile allen Altersgruppen bewusst.
Berufsunfähigkeit wird von 45 Prozent der Berufstätigen abgesichert
Bestehende biometrischen Risiken werden nur unzureichend durch Versicherungsprodukte abgedeckt. Die entsprechenden Versicherungsarten weisen eher geringe Abschlussquoten auf. Selbst bei den Berufstätigen im Alter zwischen 30 und 59 Jahren sichern sich nur 45 Prozent gegen das Risiko der Berufsunfähigkeit ab.
Fast jeder zweite Angestellte, (48 Prozent), schätzt das Risiko, im aktuellen Job berufsunfähig zu werden, als relativ gering ein. Die größte Bedrohung geht nach Ansicht der Befragten von Erkrankungen des Bewegungsapparats und von Krebserkrankungen aus, während der Eintritt von psychischen Krankheiten als wenig wahrscheinlich angesehen wird. Tatsächlich resultiert laut statistischem Bundesamt eine Berufsunfähigkeit zu 42,1 Prozent aus psychischen Erkrankungen, während lediglich 12,5 Prozent auf Krebserkrankungen beruhen.
Mehrheit fühlt sich durch gesetzliche Sozialversicherung bei Berufsunfähigkeit abgesichert
Der Mehrheit der Studienteilnehmer, 74 Prozent, verlässt sich für den Fall einer Berufsunfähigkeit auf die Leistungen der gesetzlichen Sozialversicherung. Die meisten Erwerbstätigen, 58 Prozent, setzen auf Leistungen aus privaten Versicherungen, wozu auch andere als BU-Versicherungen gehören. Hausfrauen hängen bei der Absicherung des eigenen Invaliditätsrisikos finanziell stark von ihrem Lebenspartner ab.
Rund zwei Drittel aller befragten Bürger haben bislang noch keine Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen. Hauptgrund ist, dass die Mehrheit der Erwerbstätigen dieses persönliche Risiko als gering einstufen. Zudem sehen sich die Befragten gut für den Notfall gewappnet.
Kritisiert wird auch das Preis-Leistungs-Verhältnis von Berufsunfähigkeitsversicherungen. 31 Prozent der Erwerbstätigen erachten die am Markt angebotenen Tarife als zu teuer. Weitere 20 Prozent kritisieren die Leistungen der Versicherungen als zu gering. 16 Prozent der Erwerbstätigen haben sich bislang noch nicht mit dem Thema Berufsunfähigkeit und dessen Absicherung befasst.
Ähnlich gering wird für einen Pflegefall vorgesorgt: Etwa jeder dritte Befragte ohne Versicherungsschutz für Pflegebedürftigkeit ignoriert dieses Risiko. Jüngere unter 30 Jahren beschäftigen sich mehrheitlich nicht mit dem Thema. Knappe eigene Kassen und ebenso Kritik am Preis-Leistungs-Verhältnis bei entsprechenden Versicherungsprodukten halten vom Kauf ab. Zugleich verlassen sich die Befragten beim Eintritt der Pflegebedürftigkeit trotz geringer Leistungen auf die gesetzliche Sozialversicherung bzw. die gesetzliche Pflegeversicherung. Auch rechnen sie im Notfall mit der Unterstützung ihres Lebenspartners und ihrer Kinder.
Altersvorsorge über gesetzliche Absicherung hinaus
Dass für das finanzielle Auskommen im Rentenalter eine staatliche Absicherung nicht ausreichend ist, weiß die Mehrheit der Studienteilnehmer. Heutige Rentner werden von der staatlichen Rente überwiegend versorgt. Unter 30-jährige planen ihre Altersversorgung inzwischen wesentlich breiter über kapitalgedeckte Produkte und andere Geldanlagen, um die Rentenlücke zu schließen. Diese Generation rechnet auch damit, im Ruhestand nebenberuflich tätig zu sein.
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Das Vorsorgebewusstsein der Bürger habe sich laut Studie in den vergangenen Jahren durchaus gewandelt. So planen 55 Prozent der Befragten (ohne Rentner) mit Einkünften aus der privaten Vorsorge, tatsächlich nutzen das allerdings nur 14 Prozent der heutigen Rentner. Ähnliche Ergebnisse finden sich auch bei anderen Vorsorgeformen, wie etwa der Nutzung der eigenen Ersparnisse, der betrieblichen Altersvorsorge oder der Nutzung von Kapitallebensversicherungen.